Immerhin: Sebastian Vettel konnte sich im 2. Training zum Australien Grand Prix zwischen das Mercedes-Sandwich drängeln. Aber: Zu Spitzenreiter Lewis Hamilton fehlte dem Ferrari-Piloten mehr als eine halbe Sekunde. Eigentlich war nach den Testfahrten in Barcelona erwartet worden, dass die Italiener näher an die Spitze heranrücken. Der Freitag in Melbourne zeichnete jedoch ein anderes Bild. Klar ist aber auch, dass die Top-Teams ihre Karten noch nicht auf den Tisch gelegt haben.

Für Vettel also kein Grund zu Sorge, sagte er zumindest. Überhaupt sei er nicht optimal in den Freitag gestartet. Technische Schwierigkeiten kosteten im 1. Training Streckenzeit, Vettel legte lediglich zehn Runden zurück und wurde Sechster. Nachmittags lief es besser, da kam er auf 35 Runden und die zweitschnellste Rundenzeit des Tages. Ähnliches bei Teamkollege Kimi Räikkönen, der vormittgas ebenfalls nur 16 Runden zurücklegte.

Nur Kleinigkeiten?

"Vormittags hatten wir ein paar Probleme", räumte Vettel ein. "Kleinigkeiten, die uns vielleicht aufgehalten haben." Räikkönen stimmte zu: "Nichts lief so sauber, wie wir es uns gewünscht hatten. Da müssen wir einiges verbessern." Der kollektiv mittelmäßige Vormittag bei Ferrari lässt zumindest vermuten, dass das Team mit einem bestimmten Bereich des Autos noch nicht zufrieden ist.

Der Aufschwung erfolgte in der zweiten Session, als Vettel und Räikkönen nicht nur wesentlich mehr fahren konnten, sondern auch beim Speed zulegten. Vom deutlichen Rückstand auf Hamilton ließ sich Vettel nicht aus der Bahn werfen: "Das ist nur eine Zeit, die letztendlich auf dem Tableau steht. Aber wir sind hier mehr als nur eine Runde gefahren, da gibt's mehr zum Anschauen." Allerdings musste Vettel auch feststellen, dass sein neuer Ferrari noch nicht ganz rund läuft.

Die Top-4 des 2. Melbourne-Trainings

Fahrer Team Zeit Rückstand
Lewis Hamilton Mercedes1:23.620-
Sebastian Vettel Ferrari1:24.167+ 0,547
Valtteri Bottas Mercedes1:24.175+ 0,556
Kimi Räikkönen Ferrari1:24.525+ 0,905

Balance passt nicht

Der vierfache Weltmeister haderte mit der Balance des SF70H-Rennwagens auf einer schnelleren Runde. Hier sei noch einiges an Luft nach oben vorhanden. "Auf eine Runde hat sich das Auto noch nicht so gut angefühlt", erklärte Vettel. "Da können wir noch ein bisschen dran tüfteln und einen Satz nach vorne machen." Will Ferrari wirklich um die Pole kämpfen, sollte es wohl ein größerer Sprung sein - Mercedes kann im Qualifying traditionell aufdrehen und wird auch im Training noch lange nicht alles gezeigt haben.

Am Samstag wird es erstmals erst in diesem Jahr. Dann muss Ferrari abliefern. Von all den Lobpreisungen während der Winter-Testfahrten wollte Vettel ohnehin nichts wissen. Damit setzte er die neue Ferrari-Herangehensweise fort, eine eher defensive Erwartungshaltung an den Tag zu legen. Vettel: "Wir haben keine Erwartungen, die kamen eher von außen. Wir haben immer gesagt, dass die Zeiten beim Test nicht so hoch einzuordnen sind, weil es darauf ankommt, was man macht."

Alle Augen auf den neuen Ferrari SF70H, Foto: Sutton
Alle Augen auf den neuen Ferrari SF70H, Foto: Sutton

Ferrari testet weiter

Auch in Melbourne setzte Ferrari sein Testprogramm fort. Vettel und Teamkollege Kimi Räikkönen fuhren das eine oder andere Update am Auto. "Ein paar Sachen haben wir ausprobiert", sagte Vettel, ohne auf Details einzugehen. "Das Auto ist noch nicht da, wo wir es haben wollen. Es war nicht schlecht, aber wir können es besser. Deshalb denke ich, dass noch ein bisschen was drin ist. Dann schauen wir mal, wenn morgen alle die Hosen runterlassen."

Nachdem Red Bull zumindest in den Trainings nicht allzu überzeugend auftrat, dürfte Mercedes in Australien der erste Gegner für die Scuderia sein. Ob den Italienern ein deutlicher Fortschritt gelingen wird, um Schritt zu halten? "Wir müssen uns das Gesamtbild anschauen", blieb Räikkönen cool. "Das war jetzt der erste Tag. Für alle gilt es erst morgen. Schwer zu sagen, wo wir im Vergleich zu Mercedes stehen. Aber in ein paar Bereichen müssen wir zulegen."