Während der Red Bull mit Renault-Power im Heck emsig seine Runden dreht, musste das Werksteam der Franzosen am Dienstagvormittag wieder von der Garage aus dem Treiben auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zuschauen. Jolyon Palmer, der die erste Schicht bei Renault schob, konnte lediglich 15 Runden abspulen, bevor die Power Unit im Heck des R.S.17 gewechselt werden musste. Nico Hülkenberg konnte am Nachmittag zumindest noch Schadensbegrenzung leisten.

"Wir hatten keine großen Probleme. Es war ein vorsorglicher Motorwechsel", spielt Hülkenberg die wiederholt verlorengegangene Streckenzeit herunter. Dabei sind es bis zum Saisonauftakt nur noch drei Testtage, und die Mannschaft konnte schon in der ersten Testwoche ihr geplantes Pensum nicht vollständig abarbeiten, wie der Deutsche zugibt: "Wir hatten noch ein paar Überträge aus der letzten Woche auf unserer Liste, um die wir uns heute gekümmert haben - vor allem am Nachmittag."

Mit 57 Runden konnte Neuzugang Hülkenberg in den späten Stunden des Tages in der Tat noch eine passable Distanz abspulen. Dem Testrückstand beikommen konnte die Truppe damit jedoch nicht, weshalb laut Hülkenberg auch in den kommenden Tagen noch nachgearbeitet werden muss. In der Theorie sollten die noch ausstehenden Testtage jedoch reichen, um das komplette Testprogramm abzuwickeln. "Ich denke wir bekommen unsere Liste abgehakt. Wenn jetzt nichts mehr schief geht, sollte es klappen", gibt er sich zuversichtlich.

Doch selbst wenn Renault eine ab jetzt reibungslose Testwoche bevorstehen sollte, rechnet Hülkenberg nicht damit, dass seine Mannschaft am Freitagabend mit einer komplett abgehakten To-do-Liste aus Barcelona abreist: "Es kommen immer neue Dinge zur Liste hinzu, während du dazulernst. In diesem Sport ist das eine niemals endende Geschichte mit den Ingenieuren und den Millionen von Möglichkeiten beim Setup."

Jolyon Palmers Vormittag wurde durch einen Motorwechsel frühzeitig beendet, Foto: Sutton
Jolyon Palmers Vormittag wurde durch einen Motorwechsel frühzeitig beendet, Foto: Sutton

Hülkenberg: Das Auto hat sich nicht so toll angefühlt

Was die Erforschung der unzähligen Einstellungsmöglichkeiten am Boliden angeht, brachte der beschnittene Testtag angesichts des ohnehin schon bestehenden Erfahrungsdefizits auch keine Offenbarung mit sich, wie der Hulk gegenüber Motorsport-Magazin.com zugibt: "Ich denke, heute können wir nicht viel von Fortschritt sprechen. Es war ziemlich windig und das Auto hat sich nicht so toll angefühlt. In Sachen Balance haben wir noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen".

Dementsprechend fraglich ist es für ihn momentan, ob sein ambitionierter Arbeitgeber das angepeilte Ziel für die Saison 2017 - den Vorstoß in die Top-5 - auch erreichen kann. "Im Moment denke ich das nicht, nein", so ein verhaltener Hülkenberg, der sich zu einer wirklichen Standortbestimmung allerdings immer noch nicht hinreißen lassen will: "Ich weiß nicht, wo wir im Moment stehen. Es ist einfach noch zu früh. Und wir wissen auch, wie schnell sich die Dinge in der Formel 1 ändern."

Renault R.S.17: Technik-Check im Schnelldurchlauf: (03:04 Min.)

Aller Anfang ist schwer

Neben den Kinderkrankheiten am neuen Dienstfahrzeug ist Hülkenberg auch in seiner zweiten Woche beim neuen Arbeitgeber immer noch damit beschäftigt, sich mit den neuen Gegebenheiten anzufreunden. Kleine Startschwierigkeiten gehören dabei für ihn dazu. "Bei einem Teamwechsel, das weiß ich aus der Vergangenheit, gehen die ersten paar Wochen und Rennen nicht so einfach von der Hand wie später im Jahr", so der 115-fache GP-Teilnehmer, für den Renault bereits der vierte Arbeitgeber in der Königsklasse ist.

Ebenfalls neu war für ihn an diesem Dienstag die Arbeitsteilung mit dem Teamkollegen. Während er und Palmer sich in der vergangenen Woche noch täglich im Cockpit des R.S.17 abwechselten, war heute schon nach der Mittagspause Schichtwechsel angesagt. Für Hülkenberg eine gute Entscheidung. "Ich war eigentlich sowieso schon dafür, es so zu machen. Wenn das Auto hält, hast du zwei Mal vier Stunden Qualität. Außerdem hast du mehr Zeit dich auszuruhen und bist beim nächsten Mal im Cockpit besser in Form. Alle sind dann etwas frischer", so sein positives Fazit.