Der Wurm ist drin bei McLaren-Honda und so leicht scheint dieser nicht totzukriegen sein. Die zweite Testwoche in Barcelona begann wie die vergangene. Erneut gab es Probleme am MCL32, erneut waren sie auf Hondas Seite zu suchen. Nach Elektronikproblemen musste die Power Unit von Stoffel Vandoorne ausgetauscht werden. Und erneut landete man im unteren Drittel, was gefahrene Kilometer angeht. Die Zuverlässigkeitsprobleme stellen die eh schon brüchige Partnerschaft zwischen McLaren und Honda erneut auf eine harte Probe.

Nicht sehr besorgt, noch nicht

Schlechte Fahrbarkeit des MCL32, Foto: Sutton
Schlechte Fahrbarkeit des MCL32, Foto: Sutton

Eric Boullier versucht, die Wogen zu glätten. Doch seine Aussagen verlieren allmählich an diplomatischer Kraft. "Wir sind nicht sehr besorgt, noch nicht", so der Franzose in einer Medienrunde in Barcelona. "Natürlich ist es immer noch unser Job, das Auto zu verstehen, es zu entwickeln und die Teile zu validieren. Aber der Prozess heutzutage ist es, mehr Daten zu generieren und die Maschinen zuhause in Woking damit zu füttern." Je länger der MCL32 in der Garage steht, desto weniger kann man also am Chassis tüfteln. "Wir müssen sicherstellen, dass die Korrelation mit CFD (Strömungsanalyse; Red.) und Windkanal funktioniert. Denn alles basiert auf Simulationen", erklärt Boullier."

Was vergangene Woche noch weitestgehend nach Friede, Freude, Eierkuchen klang, nimmt jetzt einen deutlichen ernsteren Charakter an. "An dieser Stelle hätten wir natürlich gerne mehr Runden, denn wir würden gerne mehr Teile testen", schießt Boullier in Richtung Honda. "Was das erste Rennen angeht, liegt es ein bisschen in den Händen von Honda. Sie müssen sicherstellen, dass sie richtig untersuchen und es an den richtigen Stellen anbringen." Dabei betont der McLaren-Teamchef die Basis der Partnerschaft zwischen Honda und McLaren: "Wir müssen unserem Partner in der Hinsicht vertrauen und wir glauben, dass sie es schaffen werden."

Maximale Belastung

Die Probleme bei den Testfahrten belasten die Beziehung aber dennoch. "Maximal. Aber natürlich sind wir in der F1 und wir müssen performen", so Boullier. "Natürlich üben wir maximalen Druck in unserer Beziehung auf Honda aus und das gleiche gilt auch für sie. Wir können auch keinen falschen Fuß setzen, wir müssen auch in der Lage sein, das beste Auto abzuliefern. Das gilt also für beide Seiten."

Und dennoch sei dies alles noch kein Grund, die Partnerschaft ernsthaft zu hinterfragen. "Wir haben einen Vertrag", so Boullier. "Und im Durchschnitt dauert eine Ehe ja sieben Jahre und nicht drei." Eine Trennung ziehe man in Woking zweifellos nicht in Erwägung. "Es gibt einen soliden, langfristigen Vertrag und wir wollen darauf aufbauen, auch wenn es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ideal ist", so Boullier weiter.

Schwierige Situation für die Fahrer

Vandoorne motiviert, Foto: Sutton
Vandoorne motiviert, Foto: Sutton

Dass die Situation auch die beiden Fahrer Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne belastet, stellt Boullier gar nicht erst in Frage. Daher ist das Fahrermanagement eine besonders wichtige Aufgabe. "Du musst beide natürlich unterschiedlich behandeln", erklärt der Franzose. "Stoffel ist frisch, jung und motivierter als je zuvor. Selbst wenn er enttäuscht ist, weil er nicht das Auto hat, mit dem er gut performen kann, wird er sich davon erholen und etwas dabei lernen."

Bei Alonso verhält es sich hingegen anders. Mit seiner Erfahrung und seinem Talent will er natürlich das bestmögliche Material zur Verfügung gestellt bekommen. "Er kennt seit dem ersten Tag das Projekt und weiß, wie die Entwicklung läuft und wohin wir gehen", sagt Boullier. "Seine Geduld basiert natürlich auf seinen eigenen Erwartungen, aber er hat Verständnis oder zumindest den vollen Überblick über das, was vor sich geht."

Chassis gut, Fahrbarkeit weniger

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, ob denn ein zweites Team, das von Honda mit Motoren ausgestattet werden würde, weiterhelfen würde, sagt der McLaren-Teamchef: "Ich bin mir nicht sicher. Du kannst den Großteil der Arbeit auf dem Dyno machen. Aber ein zweites Team wäre zum jetzigen Zeitpunkt immer noch eine Ablenkung."

Auf Seiten des Chassis sieht sich Boullier nach wie vor gut aufgestellt. "Das Auto reagiert auf alle Änderungen gut und unsere Fahrer sind mit diesem Punkt ziemlich glücklich", so der Franzose. Die kritischen Kurven für den MCL32 seien laut Boullier die ersten drei. "Wir haben Fahrbarkeitsprobleme. Wenn du zurück aufs Gas gehst, bricht das Auto aus. Generell sieht das Auto nervös aus, aber das liegt an der Fahrbarkeit, nicht am Auto selbst. Das Aufwärmverhalten der Reifen ist nicht gut genug."