Lewis Hamilton beklagte sich unlängst über den Austausch sämtlicher Daten zwischen ihm und seinem Teamkollegen. Er ist der Meinung, dass jeder Pilot bei der Suche nach der schnellsten Linie ganz auf sich alleine gestellt sein sollte. Eine Aussage, die von viel Selbstbewusstsein zeugt. Fernando Alonso konnte sich angesichts der Diskussion um die Offenlegung von Telemetriedaten eine Spitze gegen den ehemaligen Stallgefährten und Erzrivalen nicht verkneifen.

"Wenn Lewis mal die Daten von Nico studiert hätte, hätte er die Weltmeisterschaft vielleicht gewonnen", so der zweimalige Weltmeister im Rahmen der Präsentation seines neuen Dienstfahrzeuges. Eine spöttische Aussage von Alonso, die beim Vizeweltmeister von 2016 möglicherweise nicht so gut ankommt. Hamilton betonte nach der verlorenen WM zwar stets, mit erhobenem Hauptes in die Winterpause gegangen zu sein - doch auf einen Alonso, der ihn an die Niederlage gegen Nico Rosberg erinnert, könnte er wahrscheinlich gut verzichten.

Dabei hatte Hamilton mit seiner Aussage weder Bezug auf das letztjährige Stallduell mit Rosberg, noch auf das zukünftige mit Valtteri Bottas nehmen wollen. Der Silberpfeil-Pilot bemühte sich deshalb kurz darauf um eine Richtigstellung seiner Worte: "Ich hatte dieses Gefühl bereits, als ich in der Formel 1 angefangen habe und habe es zehn Jahre später immer noch. Es gibt null Probleme mit dem Team, null Probleme mit Bottas." Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff äußerte im Rahmen der Präsentation des 2017er Mercedes nochmals seinen Standpunkt zur Thematik.

"Die Daten zu teilen bedeutet auch, dass man das Auto schneller macht. Wir können die unterschiedlichen Linien sehen und das war ein wichtiger Faktor unseres Erfolges", verteidigt er die Arbeitsweise innerhalb des Teams. Aus Sicht des Ex-Rennfahrers Wolff bestünde aber keine Notwendigkeit dafür: "Ich persönlich fände es gut, wenn die Daten nicht geteilt werden." Letztendlich ist für ihn als Teamboss entscheidend, dass der Prozess des Datenaustauschs in der modernen Formel 1 Gang und Gäbe ist und seine Mannschaft folglich nur anders agieren würde, "wenn alle anderen Teams das auch machen."

Die Spannungen aus der Saison 2007 haben sich zwischen Hamilton und Alonso längst gelegt, Foto: Sutton
Die Spannungen aus der Saison 2007 haben sich zwischen Hamilton und Alonso längst gelegt, Foto: Sutton

Alonso: Mercedes rief bei mir an

Neben den Sticheleien gegen Hamilton nahm Alonso die McLaren-Präsentation zum Anlass, sämtliche Gerüchte, die ihm das Interesse an einem Mercedes-Cockpit nachsagten, klarzustellen. "Nach Rosbergs Rücktritt hatte ich in den darauffolgenden Tagen ein paar Unterhaltungen und Telefonate", räumt er den Kontakt zwischen ihm und dem Weltmeister-Team ein. Die treibende Kraft dahinter sei jedoch nicht er gewesen.

"In Folge der Rosberg-Überraschung musste Mercedes jeden checken, was verständlich ist. Sie wollten einfach nur meine Situation wissen", erklärt er das Zustandekommen der Gespräche. Von seiner Seite bestand an einer Zusammenarbeit jedoch kein Interesse. "Meine Situation war ziemlich klar. Ich fahre dieses Jahr für McLaren Honda und ich bin hier glücklich, weshalb es für mich keinen Anlass gab, über irgendwelche Möglichkeiten zu sprechen", so der Spanier, der 2017 in seine dritte Saison für das anglo-japanische Team gehen wird.

Laut Alonso stand er bei Mercedes für die Rosberg-Nachfolge auf dem Zettel, Foto: Sutton
Laut Alonso stand er bei Mercedes für die Rosberg-Nachfolge auf dem Zettel, Foto: Sutton

Mit 80 Jahren noch im Go-Kart

Ob es für den 35-Jährigen danach beim Rennstall aus Woking weitergeht, ist ungewiss. Sein Hunger auf die Formel 1 ist allerdings, wie er jüngst bekräftigte, auch nach 16 Saisons noch groß wie am ersten Tag. Rosbergs Entscheidung zum Rücktritt kann er dennoch nachvollziehen: "Jeder hat seine eigenen Motivationen im Leben. Er hat so sehr darum gekämpft, diese eine Weltmeisterschaft zu gewinnen. Er hat es viele Jahre über versucht und als er sich endlich in dieser Position wiederfand, hat er für sich entschieden, dass ein Rücktritt die beste Lösung ist."

Während Rosberg nicht nur seine Formel-1- sondern auch seine Motorsportkarriere vorerst beendete, ist dies für Alonso keine Option. "Ich kann nicht aufhören. Es ist wie eine Droge. Ich wünsche ihm wirklich nur das Beste, aber ich bin einfach ein anderer Mensch. Ich bin ein Racer", unterstreicht er seine Leidenschaft für den Sport, die ihn in die mittlerweile elfte Saison auf der Jagd nach dem dritten WM-Titel führt. Wenn es nach Alonso ginge, ist mit dem Rennfahren weder nach dem nächsten Titelgewinn noch nach der F1-Laufbahn Schluss: "Ich werde mit 80 Jahren noch im Go-Kart sitzen, racen und die Kinder vor mir herjagen."