Nach einem für Teamchef Peter Sauber frustrierenden Monaco-GP, welcher anstatt "wichtiger WM-Punkte" eine zu klärende teaminterne Situation einbrachte, möchten die Schweizer bereits sieben Tage danach wieder positive Schlagzeilen schreiben. Durch die Rückkehr von British American Racing wird es allerdings nicht gerade einfacher WM-Zähler einzufahren.

Jacques Villeneuve:
Ich habe viele gute Erinnerungen an den Nürburgring, konnte ich dort doch meinen ersten und bislang letzten Grand-Prix-Sieg verbuchen! Allerdings muss ich zugeben, dass es nicht meine Lieblingsstrecke ist. Es gibt zwar einige recht aufregende Kurven, aber der erste Streckenabschnitt macht überhaupt keinen Spaß. Er ist langsam und verdirbt einem die Freude am Fahren. Aus irgendwelchen Gründen hatte ich hier immer Schwierigkeiten, ein gutes Qualifying zu absolvieren. Im Rennen lief es für mich dann wieder gut. Wenn wir dieses Jahr mit der optimalen Reifenwahl unterwegs sind, dann könnten wir durchaus ein gutes Rennen fahren.

Felipe Massa:
Der Nürburgring ist keine schlechte Strecke und verfügt über ein paar tolle Kurven. Es ist nicht unbedingt meine Lieblingsstrecke, aber fahrerisch ist sie okay. 2002 fuhr ich hier ein gutes Rennen und kam als Sechster ins Ziel. Die erste Kurve bietet nun bessere Überholmöglichkeiten und auch in der zweiten kann man noch angreifen. Aber der erste Sektor ist generell sehr langsam. Der zweite Abschnitt bietet mittelschnelle und Hochgeschwindigkeitskurven, die zwar durch die Schikane unterbrochen werden, aber dennoch die Möglichkeit zum Angriff bieten. Es ist ein sehr technischer Kurs und ich denke, dass wir gut vorbereitet sind.

Willy Rampf, Technischer Direktor:
Der Nürburgring verfügt über einen guten Mix unterschiedlicher Kurven, die meisten davon sind langsam und mittelschnell. Die Autos neigen hier zum Untersteuern. Das ist der Hauptaspekt, den die Ingenieure bei der Fahrzeugabstimmung beachten müssen. Vor allem in den lang gezogenen, teilweise nach außen hängenden Kurven tendieren die Autos dazu, über die Vorderräder zu schieben. Das kann man auf unterschiedliche Weise kompensieren, beispielsweise mit einer entsprechenden Aero-Balance, indem man durch die Flügeleinstellungen mehr Abtrieb auf die Vorderachse bringt. Das wiederum kann jedoch Übersteuern in schnellen Passagen bewirken. Eine weitere Möglichkeit besteht auch in der mechanischen Abstimmung, zum Beispiel mittels einer vergleichsweise weichen Federung der Vorderachse. Es ist also eine Frage des richtigen Kompromisses. Durch das neue Reglement, das die Aerodynamik der Autos beschneidet, zählt der Nürburgring heutzutage zu den vielen Strecken, die maximalen Abtrieb erfordern. Die Streckenoberfläche bietet ziemlich viel Bodenhaftung und der Gummiabrieb ist nur mittelmäßig stark, daher werden wir mit relativ weichen Reifenmischungen fahren. Die fließende Streckenführung sorgt dafür, dass die Bremsen nicht besonders stark belastet werden. Das ermöglicht uns, bei den Bremsscheiben Materialmischungen zu verwenden, die einen vergleichsweise hohen Verschleiß haben, sich jedoch feiner dosieren lassen, was wiederum den Fahrern die Arbeit erleichtert. Der Nürburgring ist nach Sao Paulo die am zweithöchsten gelegene Strecke. Die dünnere Luft sorgt für einen Leistungsverlust, weshalb die Motoren relativ gering belastet werden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 310 km/h. Wo diese erreicht wird, hängt von der Windrichtung ab, entweder am Ende der Start-/Zielgeraden oder vor der NGK-Schikane. Weil man diese Saison die Reifen während des Rennens nicht mehr wechseln darf, ist der Spielraum beim Finden einer optimalen Strategie noch kleiner geworden. Eigentlich gibt es nur noch Zwei-Stopp-Rennen, es sei denn man muss wegen eines Motorenwechsels von hinten starten und auf eine andere Strategie ausweichen. Der Nürburgring ist eine der Strecken, auf denen sich das Gewicht stark auf die Rundenzeiten auswirkt. Weil Überholen hier - abgesehen von der ersten Kurve - schwierig ist, benötigt man eine gute Startposition. Für das Abschlusstraining ist also eine geringe Benzinmenge empfehlenswert. Wer allerdings den ersten Boxenstopp zu früh einlegen muss, büsst sofort zahlreiche Positionen ein. Dieser Konflikt führt letztlich dazu, dass die Teams eine ähnliche Strategie wählen werden.