Gute Nachrichten für Freunde des gepflegten Motorsports: Wie die FIA am Dienstag im neu veröffentlichtem Reglement mitteilte, gibt es 2017 neue Richtlinien für Rennzwischenfälle. Dabei wurde Artikel 38.1 des Sportlichen Reglements so vereinfacht, dass die Stewards nicht mehr genaue Richtlinien bei der Beurteilung über einen Zwischenfall einhalten müssen. Es heißt nun lediglich: "Wenn es für die Stewards nicht klar ist, dass ein Fahrer einen Zwischenfall komplett oder überwiegend zu verantworten hat, gibt es keine Strafe."

Die neue Richtlinie lautet also: Im Zweifel für den Angeklagten. Bislang gab das Reglement den Stewards bei ihrer Beurteilung von Zwischenfällen sieben Richtlinien. Wurde ein Kriterium erfüllt, durften sie Strafen aussprechen.

  • 1. Wenn eine Rennunterbrechung verursacht wurde
  • 2. Wenn ein Bruch des Sportlichen Reglements oder des Sporting Code vorlag
  • 3. Wenn ein Fehlstart von einem oder mehrerer Autos verursacht wurde
  • 4. Wenn eine Kollision verursacht wurde
  • 5. Wenn ein Fahrer von der Strecke gedrängt wurde
  • 6. Wenn ein Überholmanöver unrechtmäßig verhindert wurde
  • 7. Wenn ein Fahrer unrechtmäßig beim Überholen behindert wurde

Mit der neuen Richtlinie haben die Stewards mehr Entscheidungsfreiheit, was zu weiteren Diskussionen führen könnte. Eigentlich sollten Diskussionen aber damit verhindert werden: Weil die Stewards ohnehin unterschiedliche Ansichten über die Erfüllung der Kriterien haben, war eine Entscheidung nie komplett objektiv. Mit der Neuerung sollen die Stewards sensibilisiert werden, härteres Racing zuzulassen.

Wird ein Fahrer bestraft, kann die Strafe allerdings nicht mehr im Rennen absitzen, darf die Strafe weiterhin als Startplatzstrafe beim nächsten Rennen ausgesprochen werden. Neu ist: Eine solche Strafversetzung gilt dann als Tatsachenentscheidung, gegen die kein Einspruch eingelegt werden kann.

Weitere Neuerungen

Mit dem neuen Sportlichen Reglement präsentierte die FIA auch kleinere Änderungen am Zeitplan. Die Boxengasse öffnet am Sonntag weiterhin eine halbe Stunde vor Rennstart, allerdings hat sie nur noch 10 statt 15 Minuten geöffnet. Somit befinden sich die Piloten länger in der Startaufstellung. 14 Minuten vor Rennstart müssen sich alle Piloten zur Nationalhymne des Gastgebers an der Startlinie einfinden.

Außerdem hat die FIA zusätzliche Tests für Reifenhersteller Pirelli bestätigt. Auch 2017 erhalten die Italiener 25 Fahrzeugtesttage, um ihre Reifen für 2018 zu entwickeln. Wie genau diese Tests ablaufen werden, ist noch nicht geregelt. Allerdings müssen FIA und alle Teams mit einbezogen werden. 2016 testeten Ferrari, Red Bull und Mercedes mit umgebauten 2015er Autos die Reifen für 2017. Ein ähnliches Prozedere ist auch in dieser Saison denkbar. Damit die nicht testenden Teams keinen Nachteil haben, soll es nach dem letzten Rennen in Abu Dhabi einen Test für alle geben. Hier kommen die finalen 2018er Spezifikationen zum Einsatz. Dienstag und Mittwoch soll getestet werden.

Sollte ein Team einen Stammfahrer während der Saison ersetzen müssen, darf es ab sofort ebenfalls einen zusätzlichen Testtag beantragen. Allerdings nur, wenn der Ersatzfahrer in den letzten zwei Saisons bei keinem Grand Prix am Start war. Der Test darf nur auf Strecken stattfinden, die nicht im Rennkalender sind. Außerdem darf maximal 14 Tage vor und 14 Tage nach dem ersten Einsatz des Ersatzfahrers getestet werden. Sollte ein solcher Testtag in Anspruch genommen, der Fahrertausch aber nicht vollzogen werden, wird dem Team ein Wintertesttag der folgenden Saison gestrichen.

Nicht im neuen Reglement vermerkt ist hingegen der Stehende Start nach regulären Safety-Car-Phasen (nicht die stehenden Regen-Starts). In Abu Dhabi einigten sich die Beteiligten darauf, nicht nur bei Regen-Starts hinter dem Safety-Car anschließend stehend zu starten, sondern nach allen Safety-Car-Phasen. Dieser Vorschlag scheint allerdings wieder verworfen zu sein. Weil er nach der Regel-Deadline gefasst wurde, wäre für die Einführung Einstimmigkeit nötig.