Da waren es nur noch zwölf. Mit dieser Zahl an Vorsprung geht Nico Rosberg in das WM-Finale in Abu Dhabi. Zum dritten Mal in Folge musste sich der Deutsche ziemlich deutlich seinem Rivalen Lewis Hamilton geschlagen geben, der im Regen von Brasilien keine Mühe hatte, seinen 52. Sieg in der Königsklasse einzufahren. Damit zog Hamilton in der ewigen Bestenliste an Alain Prost vorbei und liegt nun auf Rang zwei. Doch selbst Erfolg Nummer 53 im letzten Saisonrennen könnte nicht zum WM-Titel reichen. Wird Rosberg dort mindestens Dritter, ist der Deutsche Weltmeister.

Red Bull verhilft Rosberg zu Platz zwei

Dass sich Rosberg in dieser scheinbar beruhigenden Position befindet, verdankt er auch ein wenig dem Red-Bull-Kommandostand. Denn zwischenzeitlich lag Rosberg nur auf Rang drei, nachdem Max Verstappen an ihm vorbeigegangen war. Während der Niederländer sich immer weiter absetzte, hatte Rosberg mehr damit zu tun, sein Rennen abzusichern. Selbst als Verstappen in der letzten Kurve artistisch sein Auto nach einem wilden Rutscher abfing und dabei viel Zeit verlor, schaffte es Rosberg nicht wieder vorbei.

Zwischenzeitlich lag Nico Rosberg hinter Max Verstappen, Foto: Sutton
Zwischenzeitlich lag Nico Rosberg hinter Max Verstappen, Foto: Sutton

Doch dann machte Red Bull einen kapitalen Fehler. Sie holten beide Fahrer zum Wechsel auf Intermediates an die Box. Verstappen fiel auf Rang fünf zurück. Man pokerte, um damit Hamilton an der Spitze unter Druck setzen zu können. Doch der Plan ging nicht auf. Der Regen nahm zu, Verstappen musste wieder auf Regenreifen zurückwechseln. Trotz grandioser Aufholjagd reichte es für Verstappen nicht mehr zu einem Angriff auf Rosberg.

Dieser wiederum war erleichtert, als Verstappen das erste Mal an die Box kam. "Ich wusste, dass Intermediates die falsche Entscheidung waren. Wenn man selbst auf Fullwets mit unvorhersehbarem Aquaplaning zu kämpfen hat, sind Intermediates sicher die falsche Lösung", erklärt Rosberg. Mercedes bleib bei beiden Fahrern stets auf Vollregenreifen.

Seit Hamilton nicht mehr aus eigener Kraft Weltmeister werden kann, war abzusehen, dass nur ein Chaos-Rennen Rosberg wohl noch in Gefahr bringen kann. In Sao Paulo ereignete sich nun genau ein solches. Doch Rosberg bleib mit Rang zwei weiterhin im Soll. Regen ist in Abu Dhabi nicht zu erwarten. Kann der Schampus also bereits kalt gestellt werden? "Abu Dhabi wird ein schwieriges Wochenende", wiegelt der 31-Jährige ab. "Es ist immer eine Herausforderung, den Job zu erledigen. Nichts in der Formel 1 ist einfach", stellt er klar.

Rang drei im letzten Saisonrennen genügt Nico Rosberg zum Titelgewinn, Foto: Sutton
Rang drei im letzten Saisonrennen genügt Nico Rosberg zum Titelgewinn, Foto: Sutton

Hamilton kämpft weiter

Daher war es für Lewis Hamilton wohl auch ein bitter-süßer Tag. Erneut zeigte er eine fehlerlose und bärenstarke Leistung. Wie zuvor in Austin und Mexiko fuhr er vom Start weg ein dominantes Rennen. Der Amerika-Trip war für Hamilton also ein voller Erfolg. Doch in der WM könnte all das am Ende wertlos sein. "Nico macht das, was er tun muss. Er hatte keinerlei Probleme. Ich bin in keiner besonders guten Position", weiß der Brite. "Es macht jetzt auch keinen Unterschied mehr, denn das letzte Rennen steht an. Ich habe während des Jahres zu viel verloren. Ich gebe aber nicht auf, denn man weiß nie, was passiert", so Hamilton.

Teamintern steht es nach Siegen zwischen Rosberg und Hamilton nun 9:9. Für Hamilton könnte also selbst die Mehrzahl der Saisonsiege nicht zum Titelgewinn reichen. Ein Umstand, den er akzeptiert. "Ich habe meine Leistung gebracht und bin stolz auf jeden, der Teil davon war. Ich habe jetzt neun Siege, das ist unglaublich. Es war mein 31. oder 32. Sieg für das Team, das ist verrückt. Sie verschaffen mir so viele Gelegenheiten und ich kann davon profitieren", verteilt er Lob.

Lewis Hamilton ist an Alain Prost vorbeigezogen, Foto: Sutton
Lewis Hamilton ist an Alain Prost vorbeigezogen, Foto: Sutton

Rosberg: Habe 2. Platz akzeptiert

Erfreut über den erneut recht eindeutigen Rennverlauf in Brasilien war Nico Rosberg nicht. "Am Anfang habe ich schon versucht, Druck auf Lewis zu machen. Ich habe dann aber verstanden, dass er ein bisschen stärker war heute", gibt er zu. Danach ging es darum, das Rennen problemlos zu beenden. "Dann kommt der Punkt, wo ich sage, den zweiten Platz muss ich akzeptieren. Richtung Ende habe ich dann den Motor herunter gedreht, weil mir das für Abu Dhabi auch hilft", schildert er seine Herangehensweise.

Angesichts des Streckentypus' in Abu Dhabi ist ein erneuter Doppelsieg für Mercedes wahrscheinlich. Einzig ein technisches Problem könnte daran wohl etwas ändern. Einen solchen will man im Team unbedingt vermeiden. "Wir müssen ihnen ein Auto geben, damit sie es auf der Strecke ausfahren können. Mein größter Albtraum wäre ein technisches Problem", sagte Toto Wolff. Der Österreicher blickt bereits voller Vorfreude auf den Saisonabschluss. "Es wird ein heißer Showdown. Genau so, wie ihn Bernie [Ecclestone; Anm. d. Red.] bestellt hat."