Ron Dennis steht bei McLaren wohl endgültig vor dem Aus. Der noch amtierende Chef des Konzerns soll dem Vorstand ein Übernahmeangebot einer chinesischen Investorengruppe in Höhe von umgerechnet 1,9 Milliarden Euro unterbreitet haben. Dieses habe die Vorstandsmitglieder dazu veranlasst, Dennis zu suspendieren.

So wird berichtet, dass die übrigen Mitglieder des Vorstandes Dennis bereits mitgeteilt haben, dass sein ohnehin im Januar 2017 auslaufender Vertrag als Vorstandsvorsitzender nicht verlängert wird. Gegen die nun erfolgte Beurlaubung soll der 69-Jährige eine einstweilige Verfügung vor Gericht beantragt haben. Diese wurde dem Vernehmen nach jedoch abgewiesen. Noch am Freitag soll es zu einer Notfallsitzung des Vorstandes kommen, an deren Ende die Beurlaubung Dennis' steht.

Dennis prägte eine Ära

Sollten sich die Berichte bestätigen, ginge damit eine Ära zu Ende. Ron Dennis führte das Unternehmen seit Mitte der 1980er-Jahre und baute es zu einem riesigen Konzern aus. Heute gehören zur McLaren Technology Group nicht nur der Formel-1-Rennstall und eine Abteilung für Sport- und Straßenwagen, sondern auch mehrere kleinere Tochterfirmen. Sportlich führte er das McLaren-Team in dieser Zeit zu sieben Konstrukteurs-Titeln, der letzte datiert jedoch aus dem Jahr 1998.

Ron Dennis mit Alain Prost 1986, Foto: Sutton
Ron Dennis mit Alain Prost 1986, Foto: Sutton

Nach zahlreichen Änderungen der Anteilsverhältnisse besitzt Dennis heute 25 Prozent des Konzerns. Mansour Ojjeh, ehemaliger Eigentümer des Uhrenherstellers TAG Heuer, hält ebenso 25 Prozent. Die restlichen 50 Prozent befinden sich in Besitz einer bahrainischen Holding.

Als Nachfolger für Dennis bringt die 'BBC' Zak Brown ins Spiel. Als Chef der Marketing-Agentur JMI verhalf Brown bereits zahlreichen Teams zu lukrativen Sponsorendeals. Seit dem Ausstieg von Vodafone Ende 2013 fehlt McLaren ein Titelsponsor, stattdessen beenden immer mehr langjährige Partner die Zusammenarbeit. Bereits vor der laufenden Saison wechselte TAG Heuer von McLaren zu Red Bull. Gleiches gilt wohl auch für Exxon Mobil, die sich ebenfalls von Woking Richtung Milton Keynes orientieren. Immerhin gelang es McLaren hier zuletzt, mit BP/Castrol einen neuen Partner zu gewinnen.

Geht Ross Brawn zu McLaren?, Foto: Sutton
Geht Ross Brawn zu McLaren?, Foto: Sutton

Zahlreiche Nachfolge-Kandidaten

Brown soll jedoch nicht nur bei McLaren im Gespräch sein. So soll auch Liberty Media als neuer Inhaber der Formel 1 Interesse an Brown haben, der dort die Rolle des Chief Commercial Officer einnehmen soll. Weitere Kandidaten für den Posten bei McLaren sollen laut 'BBC' Ross Brawn, Martin Whitmarsh und Justin King sein. Die Personalie Whitmarsh wäre deshalb äußerst spannend, da dieser bereits von 2004 bis 2013 Geschäftsführer des Formel-1-Teams war und von 2011 bis 2013 auch Teamchef. Nach ausbleibenden sportlichen Erfolgen trennten sich aber die Wege.

Der Name Ross Brawn tauchte zuletzt wieder vermehrt in den Schlagzeilen auf. Unter anderem stellte er klar, dass eine Rückkehr zu einem Team zwar nicht infrage käme, er in übergeordneter Rolle aber durchaus interessiert wäre, in die Formel 1 zurückzukehren. "Es wäre reizvoll, der F1 dabei zu helfen, eine bessere F1 zu werden", sagte er. Ob die Rolle als Vorstandsvorsitzender bei McLaren da hinein passen würde, ist fraglich.