In der Woche vor dem 20. Saisonrennen in Brasilien kam richtig Bewegung in den Fahrermarkt. Die Bekanntgabe des Williams-Duos für das kommende Jahr löste einen regelrechten Domino-Effekt im Transferkarussell aus. Was die Spatzen seitdem bereits von den Dächern pfiffen, hat Haas nach dem 2. Freien Training in Interlagos nun auch offiziell verkündet: Der US-amerikanische Rennstall wird 2017 mit Romain Grosjean in seine zweite Saison gehen - und der Franzose bekommt mit Kevin Magnussen, wie erwartet, einen neuen Teamkollegen.

"Das ist eine fantastische Möglichkeit und ich bin sehr glücklich darüber, teil des Haas F1 Teams zu sein", sagt Magnussen, der seit der Vertragsverlängerung von Palmer bei Renault auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber war. Haas-Teamchef Günther Steiner hatte schon vor längerer Zeit sein Interesse am 24-jährigen Dänen bekundet. Auch die Vertragsunterzeichnung hatte er in den vergangenen Tagen, wenn auch auf eher humoristische Weise, in Aussicht gestellt: "Es ist, wie wenn man ein Auto kauft. Am Ende geht es noch um gratis Fußmatten. Wir sind momentan in diesem Stadium."

Magnussen fand schnell eine Antwort auf Palmers Kritik, Foto: Sutton
Magnussen fand schnell eine Antwort auf Palmers Kritik, Foto: Sutton

Magnussen kontert Palmer-Kritik

Magnussens Noch-Teamkollege Jolyon Palmer bezeichnete den Wechsel des Dänen von einem Werksteam wie Renault zum Privatrennstall Haas als Fehler. "Ich denke, wenn Renault vor mir erst Kevin verpflichten wollte und er es abgelehnt hat, hat er einen Fehler gemacht. Denn ich glaube, dass sie nächstes Jahr vor Haas sein werden", so der Brite.

Daraus, dass es zwischen ihm und Renault bei den Vertragsverhandlungen Differenzen gab, machte Magnussen nach der Bekanntgabe von Palmer für 2017 keinen Hehl mehr. "Wenn sie einen längeren Vertrag angeboten hätten, hätte ich es mir genauer angesehen, aber es gab das Gefühl, dass sie sich nicht bekennen wollten."

Bei Haas wurde ihm offenbar eine bessere Perspektive für eine langfristige Zukunft in der Formel 1 geboten. Die Aussagen Palmers konterte Magnussen kaltschnäuzig, ganz im Wissen der Tatsache, dass sein Abschied von Renault dem Briten überhaupt erst den Verbleib bei Renault ermöglich hatte. "Ich denke, er sollte sich einfach darüber freuen, dass ich gegangen bin."

Grosjean weiterhin der Team-Leader

Dass es für Romain Grosjean bei Haas weitergehen würde, stand seit dem beeindruckenden Saisonauftakt und der Punkteausbeute des Franzosen mehr oder weniger außer Frage. Grosjean selbst sieht einen Verbleib beim noch jungen Formel-1-Projekt als beste Perspektive für die Zukunft. "Ich bin sehr stolz darauf, ein Teil der Entwicklung des Teams zu sein. Und ich bin sehr glücklich, dass wir weiterhin zusammen wachsen und in den kommenden Jahren noch mehr Erfolge feiern können", so der 30-Jährige.

Schon bei der Verpflichtung von Grosjean für die Saison 2016 stand der hohe Erfahrungsschatz des ehemaligen Renault- und Lotus-Piloten im Vordergrund. "Wir wollten einen erfahrenen Fahrer, der in der Lage ist, das Auto und das Team so zu entwickeln, dass es Punkte einfahren und sich von Rennen zu Rennen steigern kann", sagt Teambesitzer Gene Haas.

Nachdem er der Rolle des Team-Leaders in seiner ersten Saison bei Haas zur Zufriedenheit der Chefetage ausfüllte, soll er diese auch an der Seite von Magnussen weiterhin einnehmen. "Wir haben für das kommende Jahr eine Reihe neuer Herausforderungen mit dem neuen Auto und den neuen Regeln. Seine Führungsqualitäten und sein Erfahrungsschatz werden sich dabei erneut als wertvoll erweisen", ist sich Haas sicher.

Grosjean und Magnussen kämpfen kommende Saison zusammen in den Farben von Haas, Foto: Sutton
Grosjean und Magnussen kämpfen kommende Saison zusammen in den Farben von Haas, Foto: Sutton

Haas von Magnussen trotz Pleiten-Saison überzeugt

Obwohl Magnussen bei Renault eine äußerst durchwachsene Saison erlebte, hatte die Teamführung von Haas schon seit längerem ein Auge auf den Dänen. "Seit wir mit der Fahrersuche begonnen hatten, war Kevin Magnussen ganz weit oben auf unserer Liste", so Haas, der auch die starke Debütsaison Magnussens bei McLaren gut in Erinnerung zu haben scheint: "Er hat in einer sehr kurzen Zeit sehr viel erreicht."

Dementsprechend überzeugt ist der Amerikaner davon, mit Grosjean und Magnussen die optimale Fahrerpaarung für die Zukunft gefunden zu haben: "Wir haben das Gefühl, dass er mit uns ebenfalls Großes erreichen kann. Wir denken, dass die Fahrerkombination aus Kevin und Romain uns helfen wird, unser neues Auto zu entwickeln und weiter zu wachsen."

Team dankt Gutierrez

Esteban Gutierrez, dem nach der Verpflichtung von Magnussen nur noch zwei Rennen in den Farben von Haas bleiben, hatte bereits vor der offiziellen Verkündung des Teams auf eigene Faust seinen Abschied bekanntgegeben. Haas-Teamchef Günther Steiner bedankte sich in aller Form für den Einsatz des Mexikaners in der Debüt-Saison des Rennstalls. "Ein Dank geht auch an Esteban, für all seine Arbeit. Seine Zeit bei Ferrari war von großem Nutzen, da sie uns geholfen hat, mit ihren Methoden vertraut zu werden und das Maximum aus unserer Partnerschaft mit ihnen herauszuholen."