Die zwölfte rein silberne erste Startreihe in dieser Saison war ein ziemlich hartes Stück Arbeit. Nicht so sehr für Lewis Hamilton, der sich souverän die Pole Position für den Großen Preis von Mexiko sicherte, sondern für Nico Rosberg, dem es erst in seinem letzten Run gelang, die Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen zu übertrumpfen und sich doch noch Platz zwei zu sichern.
Dadurch gelang es Rosberg, der Ausgangslage für das drittletzte Saisonrennen einiges an Brisanz zu nehmen. Schließlich genügt es dem Deutschen in den ausstehenden Rennen Zweiter zu werden, um sich den Weltmeistertitel aus eigener Kraft zu sichern. Hätten sich die beiden Red Bull zwischen die Mercedes gedrängt, wäre das für Rosberg naturgemäß alles andere als vorteilhaft gewesen.
Guter Start kein Vorteil?
Dennoch gibt es ein Spannungsmoment, das vor allem die Anfangsphase des Rennens betrifft. Während Hamilton und Rosberg auf den weichen Reifen starten, gehen Ricciardo und Verstappen auf den superweichen Pneus in den Grand Prix. "Red Bull mag auf den superweichen Reifen vielleicht einen leichten Vorteil am Start haben. Aber auf diesen Reifen könnte das Graining sehr stark ausfallen", beurteilt Hamilton die Lage.
Ohnehin bietet der Start viel Spannung, ganz losgelöst davon, ob ein Mercedes-Pilot das Erlöschen der Ampeln vielleicht wieder einmal verschläft. Geschuldet ist dies dem langen Weg bis zu ersten Kurve - es geht knapp 900 Meter mit Vollgas geradeaus, ehe gebremst wird. Aufgrund des Windschattens stellt sich die Frage, ob es überhaupt von Vorteil ist, gleich die Spitze zu übernehmen.
"Wenn wir einen guten, aber nicht sehr guten Start erwischen, ist es gut für uns. Dann können wir uns im Windschatten ansaugen. Wenn wir einen sehr guten Start erwischen und schon vor den Mercedes sind, dann werden sie uns bis zur ersten Kurve wieder bekommen", analysiert Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko bei Motorsport-Magazin.com.
Fragezeichen hinter den Reifen
Ist der Start erst einmal erfolgt und das Rennen im Gange, bleibt abzuwarten, wie sich die Strategien entwickeln. Aufgrund der Reifenwahl werden Ricciardo und Verstappen einen kurzen ersten Stint absolvieren und vor den Mercedes-Fahrern stoppen. Pirelli vermutet, dass jene Piloten, die auf den weichen Reifen starten, mit einem Stopp über die Runden kommen könnten, was für Mercedes einen ausgesprochen langen Stint auf der Medium-Mischung bedeuten würde.
"Wenn die Startreifen halten, kann man einen Stopp machen, aber das ist noch nicht klar", so Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, der seinen Schützlingen gleiche Chancen bieten will. "Wir haben eine Verantwortung gegenüber den beiden Fahrern. Wir wollen das Rennen gewinnen, aber sie auf zwei unterschiedliche Strategien zu setzen, ohne zu wissen, welche die richtige ist, kann zu einem Ergebnis führen, das Erklärung bedarf."
Red Bull im Longrun stark
Stichwort Mediums: Diese Mischung war am Freitag die einzige, die kein Graining zeigte. Daher liegt der Schluss nahe, dass auch im Rennen mehrheitlich auf die weiß markierten Reifen gesetzt wird, wenngleich wärmere Temperaturen die Rahmenbedingungen wieder ändern könnten. "Die Streckentemperaturen haben eine große Auswirkung auf das Verhalten der Reifen. Das ist eine der großen Variablen vor dem Rennen, die man richtig hinbekommen muss", so Wolff.
Bei den Volltanktests erwies sich jedenfalls Red Bull als stärkstes Team auf den Medium-Pneus und lag bei den Longruns vor den Silberpfeilen. "Mercedes war nicht so stark wie zuletzt und unsere Longruns waren gut, aber es hängt jetzt wieder viel von der Temperaturentwicklung ab", betont Marko, der seine Mannschaft im Qualifying unter Wert geschlagen sah. "Wir haben uns eigentlich die erste Reihe erwartet."
Longruns Mexiko GP:
Fahrer | Stint-Länge | Reifen-Alter | Schnitt |
Medium | |||
Verstappen | 16 | 25 | 1:23.636 |
Ricciardo | 18 | 28 | 1:23.967 |
Rosberg | 15 | 26 | 1:24.133 |
Vettel | 21 | 38 | 1:24.156 |
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