Bernie Ecclestone hat sich erneut zu Wort gemeldet. Dieses Mal jedoch äußert er sich nicht zum Vermarktungswert eines Fahrers, sondern kritisiert die seiner Meinung nach zu unspektakuläre Formel 1. Der Formel-1-Zampano wünscht sich mehr Unfälle in der Königsklasse, wenn die Fahrer Fehler begehen. Die geringe Anzahl kritischer Situationen habe die Formel 1 weniger spannend gemacht.

"In den alten Tagen kamen die Leute an die Strecke und dachten daran, dass jemand sterben könnte. Heute kommen sie an die Strecke und wissen, dass niemand stirbt. Das ist auch gut. Aber ich würde 40 Zentimeter hohe Mauern an die Kurven bauen. Mir wurde mal gesagt, dass die Fahrer nicht von der Strecke fahren dürfen. Auf diese Art und Weise würden sie das auch nicht", merkt Ecclestone an.

Tatsächlich gab es in der Vergangenheit gerade beim Thema Track Limits häufig Diskussionen. Fehler werden durch verstärkt installierte asphaltierte Auslaufzonen leichter verziehen, teilweise ist es sogar schneller, kurz abseits der Linie zu fahren, wenn man dafür früher beschleunigen kann. Ecclestone ist das ein Dorn im Auge. Schließlich sei es auf anderen Strecken auch kein Problem - wenn dort Mauern stehen.

In Monaco gibt es wenig Platz für die Fahrer, Foto: Sutton
In Monaco gibt es wenig Platz für die Fahrer, Foto: Sutton

Drahtseilakt Formel 1?

"Sie sind nicht in Baku von der Strecke gefahren und ich habe es auch nie in Monaco gesehen. Oder in Singapur. Und das sind wahrscheinlich die guten Rennen. Wenn jemand einen Zirkus anbietet mit einem Hochseil-Akt 15 Meter über dem Boden, gehen die Leute hin. Wenn es nur einen Meter über dem Boden ist, sagen sie: 'Das kann ich auch!'", erklärt Ecclestone, dass er sich mehr Nervenkitzel wünscht. Und wenn dadurch ein schwerer Unfall passiere, mit etwas Drama, aber ohne Tote - sei ihm das recht.

Ein derartiger Unfall könne auch gleichzeitig als Inszenierung dienen. "Wenn man einen schweren Unfall hat wie bei Fernando, sollten wir eine große Plane zur Abdeckung nehmen, ihn zum Krankenwagen bringen und ihn wegfahren", erinnert Ecclestone an Alonsos Unfall in Australien, als er mit Esteban Gutierrez kollidierte und schwer verunfallte. "Er kommt ins Krankenhaus und später gibt man bekannt, dass es ihm Gott sei Dank gut geht. Ein bisschen Showbiz, die Leute lieben das", findet er.

Mauern am Streckenrand und mehr Inszenierung bei schweren Unfällen - Was sagen die Fahrer dazu? Sebastian Vettel kann den Grund zwar verstehen, hält von mehr Gefahr aber nichts. "Ich glaube, das Eine ist, den Eindruck zu haben, dass ein gewisses Risiko immer mitfährt. Das Andere ist natürlich, nach bestem Wissen zu versuchen, das Risiko zu vermindern", so der Ferrari-Pilot.

Fahrer rufen nach Kiesbetten

Eine Erinnerung an die alten Tage hält Vettel für fehl am Platze. "Damals war einfach das Wissen bescheiden im Vergleich zu heute und es gab einfach nichts Besseres. Man hat sich über die Zeit einfach weiterentwickelt", verweist der viermalige Champion auf den technischen Fortschritt. "Ich glaube, es hat keiner gerne gesehen, dass zwei oder drei Fahrer von den 20, die die Saison angetreten sind, nicht mehr dabei waren."

Kiesbetten gibt es nur noch selten, Foto: Sutton
Kiesbetten gibt es nur noch selten, Foto: Sutton

Er gibt jedoch zu, dass die moderne Formel 1 jedoch nachgiebiger sie, wenn sich Fahrer diverse Fehler erlauben - besonders aufgrund der asphaltierten Auslaufzonen, die immer mehr Strecken umgeben. "In der Vergangenheit mit dem Kiesbett war es schon etwas anderes, auch als Fahrer. Jetzt braucht man sich keine großen Gedanken machen. Wenn man es ein bisschen länger stehen lässt und direkt in der zweiten oder dritten Runde volles Risiko geht und es ein bisschen falsch einschätzt, hat man kein Problem und kommt direkt wieder auf die Strecke zurück", erläutert Vettel.

Nico Rosberg, selbst zuletzt Zielscheibe von Aussagen Ecclestones, kann den Vorschlägen rein gar nichts abgewinnen. "Meiner Meinung nach gibt es da noch zehn andere Bereiche, um die wir uns kümmern sollten, wenn wir den Sport besser machen wollen. Und nicht bei der Sicherheit einen Schritt zurückgehen", stellt der WM-Leader klar. Dieser Meinung schließt sich Lokalmatador Sergio Perez an. "Es gibt so viele Bereiche, in denen wir den Sport verbessern können, statt an der Sicherheit zu schrauben."

Doch auch er hält es für angebracht, die Strecken etwas anders zu gestalten. "Ich denke wir können die Strecken definitiv herausfordernder machen für die Fahrer. Nicht unbedingt mit Mauern, aber so, dass der Fahrer für Fehler bezahlt. Kiesbetten zu haben und Zeit zu verlieren, das ist gut für den Sport, denn es hält den Fahrer an, keine Fehler zu begehen", so Perez.

Sicherheit vs. Herausforderung

Asphaltierte Auslaufzonen gehören zum Alltag in der Formel 1, Foto: Sutton
Asphaltierte Auslaufzonen gehören zum Alltag in der Formel 1, Foto: Sutton

So denkt auch Carlos Sainz, der vor der Pressekonferenz selbst erst an das Thema denken musste. "Ich habe heute Morgen eine Streckenbegehung absolviert und wenn man dann diese asphaltierten Auslaufzonen sieht, auch in Austin, wo man richtig weit raus fahren kann... Es ist gut für die Sicherheit, aber ich denke, man könnte Mittel finden, die Herausforderung zu vergrößern", so Sainz.

Der Toro-Rosso-Pilot erklärt, dass man als Fahrer im Wissen um die Auslaufzonen auch absichtlich zu weit fährt, wenn der Bremspunkt nicht ganz passt. "Momentan ist es für uns zu riskant, den Bremspunkt auch nur ein Stückchen zu verpassen. Es passiert ja nichts, man kann weiterfahren, aber hatte keine stehenden Räder", so Sainz mit Blick auf mögliche Bremsplatten, die man durch zu weites Fahren vermeiden kann.

Ecclestone wünscht sich Mauern am Rande der Kurven, die Fahrer dagegen wollen die Sicherheit nicht gefährden. Kiesbetten wären aber hier und da nicht schlecht. Wie ist deine Meinung zu dem Thema? Stimm ab und schreib uns in den Kommentaren!