Bei Lewis Hamilton wurde es am Sonntag in Austin immer enger im Cockpit. Ständiger Begleiter in seinem Silberpfeil: Die Angst vor dem nächsten Motorschaden. "Das hatte ich jede einzelne Runde im Hinterkopf", räumte der spätere Rennsieger ein. Das Drama von Malaysia hat Hamilton noch lange nicht vergessen.

Doch in Austin passierte nichts. Der Brite fuhr souverän zum Start/Ziel-Sieg, konnte sich die Pace an der Spitze in Ruhe einteilen. Hamilton: "Nachdem ich die Ziellinie überquert hatte, habe ich das Cockpit gestreichelt und mich bedankt."

Der längste Tag

Es müssen lange 56 Runden gewesen sein in Austin. Es sei gar der längste Nachmittag seiner bisherigen Karriere gewesen, glaubte Hamilton. Kämpfen musste er nicht um den Sieg, zittern aber schon. Nach dem starken Start war das Rennen eigentlich schon gelaufen. Der einzige Gegner war das Auto.

"Im Cockpit habe ich nur daran gedacht, es bis zum Ende zu schaffen", sagte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Du spürst jede einzelne Vibration des Motors. Ich habe in jeder Runde versucht, weniger als sonst zu schalten, um das Getriebe am Leben zu halten. Auf den Geraden habe ich nicht Vollgas gegeben, sondern Gas rausgenommen. Denn aus irgendeinem Grund passiert eher etwas an meinem Auto..."

Schon beim Start macht Lewis Hamilton alles klar, Foto: Sutton
Schon beim Start macht Lewis Hamilton alles klar, Foto: Sutton

Immer gekämpft

Hamilton muss nach dem Sieg auf seiner absoluten Paradestrecke eine große Last von den Schultern gefallen sein. Seit dem Rennen in Hockenheim hatte er nicht mehr gewinnen können - eine kleine Ewigkeit für den dreifachen Weltmeister, aber nichts gänzlich Neues laut eigener Aussage.

"Ich musste mich meine ganze Karriere lang durch Dick und Dünn kämpfen", holte er aus. "Das ist nichts Neues für mich. Ich habe meine Titel nicht mit Glück gewonnen. Das kam durch viel harte Arbeit, die Zusammenarbeit mit meinen Leuten und dass ich cool geblieben bin und meine Hausaufgaben erledigt habe."

Hamilton war nach dem Austin-Sieg in bester Laune, Foto: Motorsport-Magazin.com
Hamilton war nach dem Austin-Sieg in bester Laune, Foto: Motorsport-Magazin.com

Prost rückt immer näher

In Austin holte Hamilton nicht nur seinen vierten Sieg beim fünften Besuch der Formel 1 auf dem Circuit of the Americas - es war gleichzeitig sein 50. in der Königsklasse. Nur Michael Schumacher und Alain Prost gewannen in der Geschichte häufiger. Vielleicht ein zusätzlicher Boost, um die Chance auf den Titel zu wahren?

Top-10 der ewigen F1-Sieger

Fahrer Siege
1. Michael Schumacher 91
2. Alain Prost 51
3. Lewis Hamilton 50
4. Sebastian Vettel 42
5. Ayrton Senna 41
6. Fernando Alonso 32
7. Nigel Mansell 31
8. Jackie Stewart 27
9. Jim Clark 25
10. Niki Lauda 25

26 Punkte trennen ihn und Nico Rosberg bei noch drei ausstehenden Rennen. "Ich versuche positiv zu bleiben", versicherte Hamilton. "Das muss ich ja auch, es gibt noch viele Punkte zu holen. Alles ist möglich. In dem Moment, in dem du aufgibst, ist es gelaufen. Und ich gebe niemals in meinem Leben auf."

In Mexiko hat Hamilton die nächste Möglichkeit, Boden auf Dauerrivale Rosberg gutzumachen. Allzu viele Optionen hat er nicht - es zählen nur noch Siege und versteckt die Hoffnung eines kapitalen Problems bei Rosberg. Hamilton formulierte es so: "Bis jetzt herrschte auf der anderen Seite der Garage fast 100-prozentige Zuverlässigkeit. Aber oftmals kannst du das nicht zu 100 Prozent an einem Auto haben. Ob das jetzt bei Nico der Fall sein wird? Das wird die Geschichte dann zeigen, darauf habe ich keinen Einfluss."