Lewis Hamilton bleibt der große Dominator des US Grand Prix. Der Mercedes-Pilot fuhr beim Rennen in Austin von der Pole Position souverän zum Sieg. Es war sein vierter im fünften Rennen seit der Rückkehr der Formel 1 in die Vereinigten Staaten. Gleichzeitig feierte Hamilton seinen 50. Sieg in der Königsklasse - einer weniger als Alain Prost in der ewigen Siegerliste. Für den amtierenden Weltmeister war es der erste Triumph seit dem Hockenheim-Rennen Ende Juli.

Das Podium: Nico Rosberg sorgte mit Platz zwei für den fünften Mercedes-Doppelsieg in dieser Saison. Der WM-Spitzenreiter hatte beim Start Daniel Ricciardo ziehen lassen müssen, eroberte die zweite Position aber zur Rennmitte zurück. Ein Boxenstopp während einer durch Max Verstappen ausgelösten Virtual-Safety-Car-Phase kostete dessen Teamkollegen Ricciardo den zweiten Platz. Der Australier musste sich schließlich mit Platz drei hinter den beiden Silberpfeilen zufrieden geben. Es war seine siebte Podiumsplatzierung in der laufenden Saison.

Die Punkteränge:Sebastian Vettel kam der Konkurrenz von Mercedes und Red Bull ein weiteres Mal nicht hinterher. Platz vier für den Ferrari-Piloten, dessen Teamkollege Kimi Räikkönen vorzeitig ausfiel. Vettel fuhr sein eigenes Rennen, hatte keine realistische Chance auf einen Podestplatz. Wegen der prominenten Ausfälle von Räikkönen, Verstappen und Hülkenberg wurde es bunt in den Top-10. Fernando Alonso schnappte sich Platz fünf vor Carlos Sainz nach hartem Duell. Hinter Felipe Massa und Sergio Perez zeigte Jenson Button eine starke Aufholjagd. Der McLaren-Veteran war von Platz 19 gestartet und überquerte die Ziellinie als Neunter. Romain Grosjean komplettierte die Top-10 beim Heimrennen seiner Haas-Truppe.

Diesmal gewinnt Lewis Hamilton den Start, Foto: Sutton
Diesmal gewinnt Lewis Hamilton den Start, Foto: Sutton

Der WM-Stand: Lewis Hamilton (305) konnte seinen Rückstand zu Nico Rosberg (331) um sieben Punkte verkleinern. Rosberg führt die Gesamtwertung weiter mit einem Vorsprung von 26 Punkten an. Mit drei weiteren zweiten Plätzen sichert er sich die Weltmeisterschaft - Hamilton hat es nicht selbst in der Hand. Sebastian Vettel (177) macht einen Platz in der WM-Tabelle gut. Er überholt Teamkollege Kimi Raikkönen (170) nach dessen Ausfall und belegt Platz vier hinter Daniel Ricciardo (227).

Das sagen Hamilton, Rosberg & Ricciardo nach dem Rennen

Lewis Hamilton: "Das waren hier immer gute Jagdgründe für mich. Ich hatte eine unglaubliche Unterstützung. Danke ans Team, wie immer tolle Arbeit. Nico hat eine super Saison, aber der Kampf geht weiter. Ich gebe einfach weiter mein Bestes."

Nico Rosberg: "Leider habe ich beim Start etwas verloren. Ich habe alles gegeben, um zurückzukommen. Der zweite Platz ist okay, das war Schadensbegrenzung. Natürlich wollte ich hier gewinnen, ich bin die ganze Zeit volle Pulle gefahren. Vielleicht klappt es nächstes Mal."

Daniel Ricciardo: "Der Start verlief eigentlich wie geplant. Ich wollte an beiden Mercedes vorbei, aber immerhin klappte es mit Nico. Dann lief es gut bis zum Virtual Safety Car. Es war frustrierend, dass es uns in die Quere kam. Sonst hätten wir vielleicht einen guten Kampf gehabt. So lag das aber außerhalb meiner Kraft."

Auf dem Podium gab es für jeden etwas zum Schauen..., Foto: Sutton
Auf dem Podium gab es für jeden etwas zum Schauen..., Foto: Sutton

Das Wetter: Von wegen Regen: Schönstes Rennwetter auf dem Circuit of the Americas. 26 Grad Luft- und 33 Grad Streckentemperatur begrüßten die Fahrer am Sonntagnachmittag. Für die einzige Verdunklung des Himmels sorgten kurz vor dem Start einige Kampfhubschrauber im besten US-amerikanischen Stil.

Der Start: Hamilton gewann den Start souverän, während sich Rosberg gegen den angreifenden Ricciardo verteidigen musste - es klappte nicht, der Red-Bull-Pilot setzte sich mit seinen Supersoft-Reifen durch. Räikkönen schnappte sich derweil Verstappen und fuhr auf die vierte Position nach vorne. Dem Niederländer gelang es zumindest, Verfolger Vettel hinter sich zu halten. Großer Gewinner der Startphase war Jenson Button, der sich von P10 bis auf den zehnten Platz verbesserte.

Die Zwischenfälle:Horror-Start für Force India: Nico Hülkenberg musste in der Startphase Sebastian Vettel ausweichen und kollidierte dabei mit Valtteri Bottas. Mit einem Reifenschaden schleppte sich Hülkenberg zurück an die Box und stellte das Auto vorzeitig ab. Wenig besser erging es Teamkollege Perez, der in der ersten Runde von Carlos Sainz gedreht wurde und dadurch weit zurückfiel. In Runde 26 leistete sich Verstappen einen kapitalen Patzer: Der Niederländer bog zum Reifenwechsel in die Box ab und überraschte seine Boxencrew damit offenbar völlig. Hastig kramten die Mechaniker die Reifen hervor, als Verstappen bereits an der Box stand. "Ich dachte, ihr hättet mich reingerufen. Sorry", funkte Verstappen wenig später. Kurz vor Rennende fing sich Massa einen Reifenschaden nach einer Kollision mit Alonso ein.

Max Verstappen muss mit einem Motorproblem aufgeben, Foto: Sutton
Max Verstappen muss mit einem Motorproblem aufgeben, Foto: Sutton

Die Strategien: Mercedes überraschte mit einer unerwarteten Reifenstrategie. Während die meisten Piloten für den zweiten Stint auf Soft-Reifen vertrauten, bekam Rosberg einen Satz der Medium-Reifen. Mit der vermeintlich langsameren Mischung hatte er jedoch keine Probleme, mit den weichen Red Bulls mitzuhalten. Ferrari versuchte erneut etwas Ausgefallenes und schickte Räikkönen auf eine Dreistopp-Strategie. Damit wäre er der einzige Fahrer aus der Spitzengruppe gewesen. Ein Ausfall nach dem dritten Boxenstopp machte dann ohnehin jegliche Hoffnungen zunichte.

Die Boxenstopps: Ricciardo und Räikkönen begannen den Boxenstopp-Reigen in Runde 8. Der Australier entledigte sich seiner Supersofts und wechselte genau wie Raikkönen auf die Soft-Reifen. In Runde 9 folgte Verstappen, der einen weiteren Satz der Soft-Reifen aufziehen ließ. Ganz anders Rosberg bei seinem Stopp in Runde 10: die härteste Mischung, der Medium-Reifen, für den Mercedes-Piloten. Mit Hamilton verfolgten die Silberpfeile eine andere Strategie. Hamilton wechselte auf einen weiteren Satz der Soft-Mischungen. Vettel (Soft) steuerte die Box als Letzter der Spitzengruppe erst in Runde 14 an.

Räikkönen wechselte für seinen zweiten Stint auf Supersoft-Reifen. Ebenfalls in Runde 25 kam Ricciardo zu seinem zweiten Stopp an die Box - ein Satz Mediums für seinen Red Bull. Vettel (Medium) folgte in Runde 29. Mercedes nutzte die virtuelle Safety-Car-Phase in Runde 31 und orderte Hamilton und Rosberg zu ihrem jeweils zweiten Stopp an die Box. Beide entschieden sich für die Medium-Mischungen. Vettel legte kurz vor Rennende einen weiteren Boxenstopp ein, der jedoch keine direkten Auswirkungen hatte.

Ärger bei Kimi Räikkönen bei seinem Stopp in der Boxengasse, Foto: Sutton
Ärger bei Kimi Räikkönen bei seinem Stopp in der Boxengasse, Foto: Sutton

Die Ausfälle:Hülkenberg zu seinem frühen Ausfall: "Sebastian hat sehr aggressiv eingelenkt am Scheitelpunkt. Er hat mir nicht viel Platz gelassen. Nach außen hin hatte er schon Platz - ich weiß nicht, ob er ihn nicht benutzen wollte. Ich hatte aber innen ein anderes Auto und konnte mich nicht in Luft auflösen. Bitter für mich." Nach Hülkenberg war Esteban Gutierrez der zweite Fahrer, der vorzeitig aufgeben musste. In Runde 17 klagte der Haas-Pilot über Probleme mit den Bremsen an der Vorderachse. Nach einem heftigen Verbremser war schließlich Feierabend für Gutierrez.

Drama um Verstappen in Runde 29! Erst verpatzte der Niederländer den Boxenstopp völlig, wenig später war in Runde 29 Schluss: Ein Motorproblem zwang ihn zur Aufgabe. Verstappen stotterte im Schneckentempo über die halbe Strecke und stellte das Auto dann ab. Damit löste er eine virtuelle Safety-Car-Phase aus. "Bisher wissen wir nicht, was los war", sagte Verstappen. Zum vermasselten Reifenwechsel: "Die Box hatte mir in der Runde davor gesagt, dass ich hart pushen soll. Ich dachte, sie hätten auch gesagt, dass ich reinkommen soll. Das war mein Fehler."

Das nächste Drama ließ nicht lange auf sich warten, diesmal war Kimi Räikkönen der Leidtragende. Nach seinem Boxenstopp in Runde 38 kam der Finne nicht weit. Am Ausgang der Boxengasse wurde Räikkönen zum Anhalten aufgefordert, offenbar gab es Probleme mit einem der Reifen. Dem Ferrari-Fahrer gelang es immerhin, seinen Boliden rückwärts zurück in die Boxengasse zu pilotieren.

Die Analyse: Was wäre wohl passiert, wenn Rosberg nicht von der VSC-Phase profitiert und dadurch Ricciardo hätte schnappen können? Die Red Bulls haben sich zu einem würdigen Gegner für die Silberpfeile gemausert, der Saisonendspurt verspricht beste Spannung. Einzig Hamilton war unantastbar. Austin ist seit jeher seine Paradestrecke - da klappt's auch mit dem Start perfekt. Ferrari war nur die dritte Kraft hinter Mercedes und Red Bull. Ob die Roten bei den letzten drei Rennen des Jahres noch einmal zurückschlagen können? Heimlicher Gewinner des USA-Rennens war McLaren mit den Plätzen 5 und 9. Besonders Alonso gebührt Respekt, wie er gegen Rennende leidenschaftlich um jeden Punkt kämpfte.

Die Top-Facts des Rennens

  • 4. Austin-Sieg für Lewis Hamilton
  • Hamiltons erster Sieg seit Hockenheim Ende Juli
  • Hamilton feiert 50. F1-Sieg - Platz drei in ewiger Tabelle
  • 54. F1-Podest für Rosberg - genauso viele wie Niki Lauda
  • Fünfter Mercedes-Doppelsieg in der Saison 2016
  • Ricciardo zum 7. Mal in dieser Saison auf dem Podest
  • Verstappen vermasselt Stopp und fällt aus
  • Räikkönen-Aus nach Boxenstopp-Fehler
  • Hülkenberg nach Crash in Runde 1 ausgefallen