Der Circuit of the Americas zählt zu den neueren Kursen der Formel 1. Er wurde erst 2012 fertig gestellt und wird auch seit jenem Jahr von der Königsklasse genutzt. Eine Klassifizierung als Strecke, auf der eher die Motorleistung oder eher das Chassis zählen, ist in Austin nicht so leicht zu treffen. Sie hat mehr schnelle Kurven als Spa und mehr langsame als der Hungaroring. Im vergangenen Jahr war das Wochenende hier von teilweise heftigen Regenschauern überschattet, die vor allem das Training und Qualifying beeinflussten. Seitdem wurde der Streckenbelag zwischen den Kurven 10 und 12 erneuert sowie ein neuer Doppel-Kerb ausgangs Turn 19 angebracht.

  • Zwei DRS-Zonen
  • Technisch anspruchsvoller, abwechslungsreicher Kurs
  • Mehrere gute Überholmöglichkeiten
  • Fahrtrichtung dem Uhrzeigersinn entgegen

Der Circuit of the Americas

Das Layout des Circuit of the Americas, Rennstrecke des USA GP in Austin, Texas, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Layout des Circuit of the Americas, Rennstrecke des USA GP in Austin, Texas, Foto: Motorsport-Magazin.com

Wer anders als Hermann Tilke, Haus- und Hofarchitekt er Formel 1, könnte den Kurs entworfen haben? Wobei sich der Deutsche an einigen Stellen offensichtlich von anderen Rennstrecken inspirieren ließ. Die Kurven sechs bis acht in Austin ähneln ebenso einer Passage im britischen Silverstone wie der Bogen kurz vor Start und Ziel an das Motodrom in Hockenheim erinnert. Weitere Charakteristika sind die vielen guten Überholmöglichkeiten sowie die Höhenunterschiede von bis zu 40 Metern, denen sich die Piloten beim USA GP stellen müssen.

Besonders auf dem Weg zur ersten Kurve, einer Haarnadel, geht es mit bis zu 15 Prozent Steigung steil bergauf. "Das ist sehr schwierig: Du kommst auf den Hügel und siehst gar nicht wirklich, wo die beste Linie in die Kurve ist", beschreibt Force-India-Pilot Sergio Perez die schwierigen ersten Meter nach dem Start. "Das gibt die Möglichkeit zu überholen", ergänzt Max Verstappen. Allerdings bedeutet diese Konstellation auch ein hohes Crash-Risiko beim Start. Es folgt besagte, in Großbritannien ähnlich vorhandene, kurvige Passage, die viel Downforce sowie eine gute Balance trotz hoher Geschwindigkeit erfordert. Wer in diesem Abschnitt den Scheitelpunkt einer der Kurven verpasst, verliert viel Speed.

Nach der direkt folgenden nächsten Kurvenkombination (7-9) geht es darum, ohne Hektik den bestmöglichen Ausgang für Turn 10 zu wählen. Nach einer kurzen Geraden wartet im Anschluss die nächste Haarnadel. "Man möchte dort so spät wie möglich bremsen, um sich gegen seine Verfolger zu verteidigen. Entscheidender ist jedoch ein guter Kurvenausgang, denn danach folgt die lange Gerade mit einer DRS-Zone", erklärt Lewis Hamilton. Hier werden bis zu 320 km/h erreicht.

Nach diesem schnellen Abschnitt folgt mit Turn 12 ein harter Bremspunkt. Es geht scharf nach links in die enge Abfolge der Kurven 13 bis 15. Dort gilt es für die Fahrer einmal mehr, äußerst vorsichtig zu sein: Das Grip-Niveau ist an dieser Stelle sehr niedrig. "Besonders schwierig ist es, den richtigen Bremspunkt und die beste Linie für Kurve 15 zu finden. Auf der Anfahrt muss man weit ausholen, eng einlenken und dann links bleiben für die nächste Kurve", rät Hamilton.

In den lang gezogenen Rechtskurven 16 bis 18 ist es schwierig, die Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten. Die Start-/Zielgerade ist zwar nicht so lang, bietet dank DRS aber ebenfalls eine gute Überholgelegenheit vor Kurve eins. "Die ganze Runde hat einen guten Rhythmus", lobt Nico Hülkenberg. Fernando Alonso findet den Kurs sogar "aufregend".

Streckendaten
Länge: 5,513 km
Runden: 56
GP-Distanz: 308,405 Kilometer
Rundenrekord: 1:35.657 Min. (Sebastian Vettel, 2012 im Red Bull)
Kurven: 20 (elf links, neun rechts)
Weg bis Kurve 1: 364 Meter
Länge Boxengasse: 415 Meter
Zeit für Boxengassendurchfahrt bei 80 km/h 15,68 Sekunden

Technik-Herausforderung: Die Mischung macht es kompliziert

Der Circuit of the Americas ist für die Ingenieure und Mechaniker der Rennställe insofern eine harte Nuss, als man ihn nicht festlegen kann. Einerseits ist er mit seinen langen Geraden eine Power-Strecke, andererseits kann man in den langsamen und schnellen Kurven viel Zeit gewinnen - oder eben verlieren. Somit ist auch die Aerodynamik wichtig. Bei Setup und Reifen die richtige Wahl zu finden ist in Austin jedes Mal eine Herausforderung, speziell dann, wenn auch noch das Wetter hineinspielt. Oft ist es hier im Herbst beim morgendlichen Training sehr kühl, während der Nachmittags-Sessions aber durchaus warm. Durch den Regen im Vorjahr haben die Teams zudem kaum verwertbare Daten von 2015. Die Belastung der Bremsen und Reifen liegt jeweils im höheren Bereich, das Downforce-Level im mittleren.

Die Strategie: 2015 führten zwei Stopps zum Sieg

Im vergangenen Jahr fuhr Rennsieger Lewis Hamilton eine Zwei-Stopp-Strategie. Er startete bei noch feuchter Strecke auf Intermediates und holte sich zweimal neue Soft-Reifen. Sebastian Vettel dagegen ging nach verpatztem Qualifying nur als 13. ins Rennen, hielt dreimal an und bekam jedes Mal Medium-Pneus aufgezogen. Dadurch fuhr er doch noch auf Rang drei. Insgesamt 47 Mal bogen alle Fahrer zusammen 2015 in Austin während des Rennens in die Boxengasse ab. Beim - weniger verregneten - USA GP im Jahr zuvor waren es auf gleicher Strecke 36 Stopps gewesen.

Erstmals bei dieser Veranstaltung stehen den Rennställen drei verschiedene Reifenmischungen zur Verfügung, der Supersoft kommt in Austin erstmals zum Einsatz. Bei der Reifenwahl gingen die Spitzen-Piloten in unterschiedliche Richtungen. Rosberg bestellte einen Satz Softs mehr als sein britischer Teamkollege. Ferrari wählte aggressiv und hat nur einen Satz Medium-Gummis zur Verfügung. Red Bull blieb konservativ und nahm die meisten Sätze der härtesten hier zur Verfügung stehenden Mischung (Medium). Da jedoch bis zum Rennen Reifen abgegeben werden müssen, könnte sich die Situation noch ändern. Zudem müssen die Teams schon Wochen vor dem Rennen Pirelli die gewünschte Anzahl der jeweiligen Reifensätze mitteilen. Eine einigermaßen genaue Wettervorhersage für die Sessions gibt es dann natürlich noch nicht. Ebenfalls ein Faktor in Austin: In drei von vier Rennen auf diesem Kurs kam bislang das Safety-Car zum Einsatz.

Das Wetter: Keine erneute Regenschlacht

Man kann es sich nach dem Regenchaos vom vergangenen Jahr kaum vorstellen, aber die Vorhersage für das kommende Wochenende prognostiziert für Austin nur warmes, trockenes Wetter. Zwar könnte es am Donnerstag einige Schauer geben. Am Freitag und Samstag, wenn die Piloten die ersten Sessions fahren, liegen die Höchstwerte allerdings vermutlich bei 26 bis 28 Grad. Die Regenwahrscheinlichkeit ist gering. Am Tag des Rennens soll - Stand Mittwoch - das Thermometer ebenfalls auf bis zu 28 Grad klettern.

Circuit of the Americas: Unvergessene Momente

Hamilton wird Weltmeister: Die Ausgangslage vor dem USA GP im Vorjahr war klar. Wenn Hamilton das Rennen gewinnen sollte, hätte er sich den Titel zum zweiten Mal nacheinander gesichert. Doch Nico Rosberg holte die Pole. Am Start wurde er von seinem britischen Teamkollegen rüde von der Strecke gedrängt und verlor einige Positionen. Der Deutsche konnte allerdings zurückschlagen und sich wieder an die Spitze setzen. Relativ kurz vor dem Ende machte er dann einen Fahrfehler, der Hamilton an ihm vorbei und auf den Weltmeisterthron brachte. "Das ist der größte Moment meines Lebens", flüsterte der damals 30-Jährige pathetisch, als er über die Ziellinie fuhr.

Vettel siegt zum achten Mal in Folge: Sonderlich spannend war das Ende der Saison 2013 in der Formel 1 nicht. Sebastian Vettel gewann im Red Bull die letzten neun Rennen des Jahres. Beim USA GP in Austin siegte er zum achten Mal hintereinander in einer Saison. Das war zuvor noch keinem Piloten gelungen. Michael Schumacher und Alberto Ascari hatten sich bis dahin den Rekord geteilt.

Red Bull macht den Titel-Hattrick perfekt: Red Bull Racing hatte sich längst als neue Macht in der Formel 1 etabliert, als es dem Team 2012 in Austin gelang, zum dritten Mal hintereinander den Konstrukteurstitel zu holen. Auch im Jahr danach siegte das Team um Sebastian Vettel in dieser Wertung, bevor die dominante Phase von Mercedes begann.

USA GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2015 Lewis Hamilton Nico Rosberg Sebastian Vettel Nico Rosberg Nico Rosberg
2014 Lewis Hamilton Nico Rosberg Daniel Ricciardo Nico Rosberg Sebastian Vettel
2013 Sebastian Vettel Romain Grosjean Mark Webber Sebastian Vettel Sebastian Vettel
2012 Lewis Hamilton Sebastian Vettel Fernando Alonso Sebastian Vettel Sebastian Vettel

USA GP: Fakten zum Rennen

  • Austin ist bereits der zehnte Austragungsort der Formel 1 in den USA
  • Die anderen neun lauten: Indianapolis, Sebring, Riverside, Watkins Glen, Long Beach, Las Vegas, Detroit, Dallas und Phoenix
  • 1982 fanden gleich drei der damals 16 Formel-1-Rennen des Jahres in den USA statt: In Long Beach, Detroit und Las Vegas
  • Der USA GP 2005 in Indianapolis wurde zur Farce, weil Reifenhersteller Michelin den von ihm ausgerüsteten Teams empfahl, aufgrund des damals neuen Streckenbelags nicht am Rennen teilzunehmen. Somit starteten nur sechs Fahrzeuge.

Wusstest Du schon, dass...

... Nico Rosberg am Sonntag Nelson Piquet, den Weltmeister der Jahre 1981, 1983 und 1987 in Sachen Formel-1-Siege überholen könnte? Derzeit haben beide 23 Rennen gewonnen. Der Deutsche würde dann gleichziehen mit Juan Manuel Fangio.

... Romain Grosjean am Sonntag sein 100. Formel-1-Rennen fahren wird?

... Kimi Räikkönen am Samstag seine 17. Pole Position in der Formel 1 holen könnte? Damit würde er Felipe Massa und Stirling Moss, die derzeit gemeinsam mit ihm 18. der ewigen Pole-Tabelle sind, hinter sich lassen und mit Jackie Stewart gleichziehen.