Medienberichten zufolge ist der Wechsel von Nico Hülkenberg zu Renault für die kommende Saison fix und nun hat auch Force India den Abgang des Deutschen bestätigt. Ob Karriererückschritt oder -fortschritt, für den Deutschen endet damit eine Ära. Seit er 2010 in die Formel 1 kam, war der Emmericher ein Jahr Testfahrer und vier weitere Einsatzpilot bei Force India, doch jetzt ist es an der Zeit für einen Tapetenwechsel. Damit tut sich auch wieder etwas auf dem Fahrermarkt. Bei Force India ist ein Cockpit frei. Und wer schlussendlich Teamkollege von Hülkenberg bei Renault werden wird, ist ebenso offen.

Wer wird Hülkenbergs Teamkollege bei Renault?

Die Erwartungen an Renaults Wiedereinstieg in die Königsklasse waren gering. Während das Vorgängerteam Lotus nach dem Abgang von Kimi Räikkönen zu Ferrari 2014 sich auf dem absteigenden Ast befand, hat sich die Tendenz 2016 fortgesetzt. Mit der Fahrerpaarung Kevin Magnussen und Jolyon Palmer hat Renault im ersten Jahr zudem auf zwei unerfahrene Piloten gesetzt, die Entwicklung des R.S.16 stagniert. Nachdem Force India den Abschied von Hülkenberg verkündet, ist die Zukunft des Deutschen bei Renault so gut wie sicher. Auf wen setzt das französische Werksteam neben Hülkenberg?

Wechselt Ocon zu
Renault oder Force India?, Foto: Sutton
Wechselt Ocon zu Renault oder Force India?, Foto: Sutton

Manor-Pilot Esteban Ocon ist einer der aussichtsreichsten Kandidaten für das freie Cockpit neben Hülkenberg. Die Vita des Franzosen beeindruckt mit Meistertiteln in der Formel 3 EM (2014) und der GP3 (2015). Beim Saisonfinale 2014 in Abu Dhabi schnupperte Ocon erstmals Formel-1-Luft, als ihn Lotus im Freien Training hinters Steuer setzte. Ein Jahr darauf wurde der Franzose offizieller Test- und Ersatzpilot in der DTM und testete zudem für Force India in der Formel 1. 2016 kam dann die Beförderung als Einsatzpilot in der DTM, während sich Renault seine Dienste als F1-Testfahrer sicherte. Zum Belgien GP dann die nächste Beförderung: Ocon ersetzte den geschassten Indonesier Rio Haryanto bei Manor.

Im direkten Duell mit seinem neuen Teamkollegen Pascal Wehrlein hat der Franzose zwar noch das Nachsehen, doch seine Form ist ansteigend. Beim Großen Preis von Japan schlug Ocon Wehrlein nicht nur im Qualifying, sondern überquerte auch die Ziellinie vor dem Deutschen. Allmählich scheint sich der Franzose also in der Königsklasse einzuleben. Neben dem erfahrenen Hülkenberg wäre der Jungspund sicherlich der passende Teamkollege, beide würden sich gegenseitig pushen. Als Franzose bei einem französischen Werksteam mit langer F1-Historie anzuheuern ist zudem äußerst naheliegend. Diese Konstellation scheint derzeit als sehr wahrscheinlich.

Unwahrscheinlich hingegen scheint, dass Renault mit Magnussen oder Palmer weitermachen werden. Zu unstetig war die Leistung der beiden, auch wenn man den Neuling-Bonus und das kränkelnde Arbeitsgefährt außer Acht lässt. Ob einer der beiden eine weitere Chance für 2017 bekommen wird, ist ungewiss.

Ein weiterer Name, der als Hülkenbergs Teamkollege gehandelt wird, ist Valtteri Bottas. Medienberichten zufolge steht der Finne bereits in Kontakt mit Renault. Der Williams-Pilot soll sich demnach alle Alternativen offen halten wollen, sollte sein derzeitiger Arbeitgeber die Option auf eine Vertragsverlängerung nicht ziehen.

Renault-Junior Sirotkin mit Chancen, Foto: Sutton
Renault-Junior Sirotkin mit Chancen, Foto: Sutton

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Renault einen Youngster aus dem eigenen Nachwuchs als Einsatzpilot befördert. Die besten Chancen sollte dabei GP2-Pilot Sergey Sirotkin haben. Nicht nur hat er bereits Erfahrung als Testfahrer bei Sauber und auch bei Renault. Bis zur Sommerpause führte er zusammen mit Pierre Gasly die Meisterschaft in der GP2 an, auch wenn er den Schwung in den letzten Saisonabschnitt nicht ganz mitnehmen konnte und mittlerweile den vierten Rang belegt.

Wen stellt Force India Sergio Perez zur Seite?

So wahrscheinlich Esteban Ocons Wechsel zu Renault zu sein scheint, so wahrscheinlich ist auch, dass er neuer Teamkollege von Sergio Perez wird. In einem konkurrenzfähigen Boliden könnte der Rohdiamant weiter geschliffen werden. Doch selbiges gilt auch für seinen Teamkollegen Pascal Wehrlein. Beide haben bereits für Force India getestet, kennen das Team und könnten die große Lücke, die Hülkenberg hinterlässt, auf Dauer füllen. Die Mercedes-Connection begünstigt die Konstellation zudem beträchtlich.

Alfonso Celis Teamkollege von Sergio Perez?, Foto: Sutton
Alfonso Celis Teamkollege von Sergio Perez?, Foto: Sutton

Ob Alfonso Celis, der seit Anfang der Saison offizieller Entwicklungs- und Testfahrer bei Force India ist, eine Chance auf eine Beförderung zum Stammpiloten bekommt, ist eher unwahrscheinlich. Zwar bringt der junge Mexikaner eine Menge Sponsorengelder mit. Doch so sehr sich Force India über die letzten Jahre verbessert hat, so kontraproduktiv wäre es, auf einen reinen Paydriver neben Perez zu setzen. Das Team braucht zwei Fahrer, die sich regelmäßig gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben.

Ein Auge auf das freie Cockpit bei Force India wird auch Sauber-Mann Felipe Nasr geworfen haben. Der junge Brasilianer hat bereits im Juni gegenüber brasilianischen Medien verlautbaren lassen, dass er 2017 nicht zwingend für Sauber an den Start gehen wird. " Ich denke, dass wir ab der Mitte des Jahres mit Gesprächen beginnen werden, um herauszufinden, was unsere Optionen sind, aber ich kann sagen, dass ich Optionen habe - mehr als eine", sagte er. Der Brasilianer fährt aktuell seine zweite Saison in der Königsklasse und schlug seinen wesentlich routinierteren Teamkollegen Marcus Ericsson 2015 in der Weltmeisterschaft.