Die Tankaffäre rund um B·A·R-Honda war das exakte Gegenteil einer Imagepolitur - es war eine regelrechte Imagezerstörung - denn am Ende einer langen Medieninterpretationskette bleibt nur eine einzige Aussage über: B·A·R-Honda hat geschummelt. Dass es dabei wieder einmal auch um Unklarheiten im Regelwerk ging, und dass ein Millionenunternehmen wie B·A·R-Honda nicht so ohne Weiteres einfach nur einen simplen Betrug bei der Abwage unternimmt, geht im Schleudergang der Medienwaschmaschine verloren.

Ein positives Image aufzubauen, kann Jahre beanspruchen - ein negatives Image kann man sich binnen weniger Minuten einfangen. Ein Automobilgigant wie Honda investiert Millionen in den Motorsport, um ein Sieger-Image zu kreieren. Und dann also die Katastrophe einer FIA-Sperre - ausgerechnet beim Klassiker in Monte Carlo wird B·A·R-Honda fehlen. In Monaco werden sämtliche Sponsoren an gut gedeckte Tische gesetzt und wie Könige durch das Fahrerlager gehievt - sodass sie mit eigenen Augen sehen können, in welch glamourösen Sport sie ihr Geld investieren.

Wenn nach dieser Affäre Köpfe rollen sollten, wäre das alles andere als verwunderlich. B·A·R-Honda zog es jedenfalls vor, das Urteil nicht zu bekämpfen - wer sich einen derartigen Regelverstoß geleistet hat, muss froh sein, wenn er mit einer solchen Strafe davonkommt - selbst wenn die Angelegenheit wirklich nur ein Irrtum oder eine Fehlinterpretation gewesen ist. B·A·R-Honda war solcherart gezwungen, öffentlich klein beizugeben. Die Statements des Teams gerieten zu einer Art von Schuldgeständnis. Für die Sponsoren ist das ganz und gar unerfreulich. Und es gab daher auch Bedenken, welche Konsequenzen Honda in Erwägung zieht...

Für die Japaner ist hier ein Worst Case Scenario eingetreten - ein Betrugsskandal ist für jeden Konzern eine Beschädigung - einem japanischen Konzern bereitet das noch größere Schmerzen, weil in der japanischen Mentalität alles, was mit Betrug zu tun hat ganz und gar verpönt ist. Viel schlimmer hätte es Honda gar nicht treffen können. Und so kamen auch Gerüchte auf, die bis zum Ausstieg von Honda reichten.

Volle Unterstützung von Honda

Der Fall ist so schwer wiegend, dass sich der Präsident der Honda-Motor Company, Takeo Fukui, in einer Aussendung persönlich zu Wort gemeldet hat. Doch was er sagt, beruhigt die Mannen von B·A·R-Honda - denn der Präsident stellt sich hinter das Team: "Die Interpretation der Regel bezüglich des Mindestgewichts eines Formel 1-Autos wurde nun geklärt. B·A·R-Honda hat die FIA-Strafe akzeptiert - mit der vollen Unterstützung der Honda Motor Company. Darüber hinaus hat Honda sich vergewissert, dass B·A·R-Honda nicht vorsätzlich agiert hat."

Der Präsident spricht aber auch eine öffentliche Entschuldigung aus: "Wir bedauern, dass die Vorfälle rund um B·A·R-Honda Besorgnis bei vielen Menschen ausgelöst hat, welche Honda unterstützen." Der Motorsport und vor allem die Formel 1 spiele eine wichtige Rolle im Firmenverständnis von Honda, fügte Fukui hinzu. Es würde dabei um einen "fairen Kampf um den Sieg" gehen.

Und so verspricht Fukui: "Beim Grand Prix von Europa auf dem Nürburgring wird B·A·R-Honda wieder antreten, um auf eine faire und anständige Art und Weise um Siege in der Formel 1-Weltmeisterschaft zu kämpfen." Am Schluss seiner Aussendung schreibt der Präsident: "Bitte unterstützen sie uns auch weiterhin." Dass Fukui derart oft die Fairness betont und sich mehrmals entschuldigt, zeigt, wie sehr diese Affäre dem Honda-Konzern zugesetzt hat. B·A·R-Honda kam demnach - zumindest vorerst - mit einem blauen Auge davon...