Vitantonio Liuzzi zieht auf seiner Homepage eine erste Zwischenbilanz. Wenn man sein "Diary from Barcelona" liest, kann man vor allem eines nachempfinden - den immensen Druck, unter dem der Red Bull-Rookie steht. Neben seinem Namen steht auf jeder Seite "Destined to succeed" - das ist mehr als nur ein Motto, das ist eine Verpflichtung. Sie entspricht dem steilen Aufstieg, den Liuzzi bislang feiern konnte - im letzten Jahr war er der große Dominator in der Formel 3000. 2004 hat Tonio Liuzzi in beinahe jedem Rennen bewiesen, dass er nur eine Bestimmung hat, nämlich erfolgreich zu sein...

Sicher auch wegen seiner großen Erfolge im Vorjahr hat sich Red Bull Racing für das in der Formel 1 auf diese Weise noch nicht praktizierte Carsharing entschieden. Das ist auch für Liuzzi eine neue Erfahrung. Dieses zweite Red Bull-Cockpit steht quasi unter besonderer Beobachtung - neben dem darin sitzenden Piloten steht auch das Carsharing-System selbst auf dem Prüfstand: Kann man mit einer jeweils begrenzten Zusicherung des Arbeitsplatzes dafür sorgen, dass die Jungpiloten ihre maximale Leistung geben? Bringt die Quadratur des Erfolgsdrucks eine Leistungsexplosion mit sich? Oder steigt der Druck ins Unermessliche, sodass die fehlende Vertrautheit und die ständige Angst um den Arbeitsplatz von der eigentlichen Tätigkeit ablenkt?

Die Leistungen von Christian Klien jedenfalls waren beeindruckend. Umso härter traf es den Hohenemser, dass er trotz seines Quantensprungs und seines "guten Laufs" in Imola sein Cockpit an Liuzzi abtreten musste. Dort hat Liuzzi zwar das Qualifying-Duell gegen Coulthard verloren, aber am Ende hat er dort - nach den Disqualifikationen - einen WM-Punkt erzielt - und das im ersten Rennen.

Das schwierige Barcelona-Weekend

Doch das Spanien-Weekend gestaltete sich umso schwieriger für den Italiener. Er schreibt: "Das Qualifying am Samstag war schlecht, denn wir hatten Probleme mit den Bremsen und ich fuhr in Kurve 10 geradeaus..." Und: "Tatsächlich wäre ich etwas schneller als Coulthard gewesen, wenn ich diesen Fehler nicht begangen hätte, denn ich habe in Kurve 10 viel Zeit verloren."

Am Sonntag lief es auch nicht besser: "Unglücklicherweise hatte ich in der Startaufstellung Elektronikprobleme beim Anstarten und dann hatte ich einen schlechten Start. Ich verlor zwei Plätze. Das Auto war von Beginn an sehr unruhig und es war schwierig, den Wagen auf der Straße zu halten. Dass ich viel Sprit im Tank hatte, war da auch nicht unbedingt hilfreich."

In Runde 9 passierte es dann - Liuzzi steckte im Kiesbett fest: "Ich habe alles genauso gemacht wie in der Runde zuvor. Doch die Traktionskontrolle reagierte nicht so, wie sie es tun sollte, daher flog ich von der Strecke. Im Kiesbett zu stecken und zu sehen, wie die anderen das Rennen fahren, war sehr frustrierend. Das war eine große Enttäuschung, denn ich spürte, dass wir Punkte holen hätten können - und wir müssen die Chance nützen, dass die beiden B·A·R nicht am Start sind."

Tonio Liuzzi gilt als Party-Löwe - in Spanien jedoch verzichtete er auf jeden Glamour: "Ich habe gehört, dass Red Bull in Spanien gute Partys organisiert hat, aber ich konnte nicht hingehen, weil ich mich auf das Rennen konzentrieren musste. Am Sonntagabend veranstaltete David Coulthard eine Party in der Stadt. Es war ein schöner Abend, aber ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich an diesem Tag nicht in der richtigen Stimmung war, eine Party zu feiern."

Monaco als harte Prüfung

Der Druck ist nun gewaltig gestiegen - der Italiener möchte in Monaco unbedingt ein gutes Ergebnis bringen. Die bisher gezeigten Leistungen können dem Vergleich mit jenen von Christian Klien nicht standhalten. Liuzzi erinnert aber auch daran, dass "meine drei Rennen sehr schwierig sind, denn wir haben allgemein ein wenig an Speed verloren."

Liuzzi weiß aber auch: "Es steht außer Frage, dass ich in Monaco ein gutes Resultat bringen muss, denn es ist das letzte Rennen, das mir zugesagt wurde." Es wird in Monaco ein Charity-Fußballspiel geben, Liuzzi: "Ich werde wahrscheinlich nur fünf Minuten spielen - denn ich kann nicht riskieren, mir eine Verletzung zuzuziehen, denn ich muss mich auf das Rennen konzentrieren, denn es ist ein sehr wichtiges Rennen..." Noch dazu muss Liuzzi im ersten Qualifying als erster auf die Strecke: "Das ist ein sehr negativer Punkt. Noch dazu ist David sehr stark in Monaco. Das wird eine schwierige Prüfung. Aber wenn es hart wird, musst du zeigen, was du kannst."