Viel wurde im Vorfeld berichtet über den Italien Grand Prix, ob Bernie Ecclestone nun mit Monza verlängert oder nicht. Am kommenden Rennwochenende soll es nun soweit sein. Laut italienischen Medien sollen sich Vertreter des Automobilclubs ACI mit Bernie Ecclestone zur Vertragsunterzeichnung treffen. Zeit ist es geworden, denn die sowohl bei Fahrern wie auch Fans heiß geliebten Strecke gehört in den Kalender. Einen High-Speed-Kurs dieses Kalibers gibt es in der Form gar nicht mehr im Rennkalender.

Autodromo Nazionale Monza: Eine Strecke mit Herz und Seele

Streckengrafik Monza, Foto: Motorsport-Magazin.com
Streckengrafik Monza, Foto: Motorsport-Magazin.com

Sie gehören mittlerweile zur fast aussterbenden Spezies, die Silverstone Circuits, die Circuits de Spa-Francorchamps oder eben die Autodromos Nazionale Monza - die Klassiker eben, die immer mehr durch neue (Retorten)-Kurse aus dem Rennkalender hinausgedrängt werden. Und die Traditionsstrecke in Italien hat ein einzigartiges Layout. Wenige, dafür schnelle Kurven und viele Geraden erfordern von den Autos wenig Abtrieb. Gleichzeitig stehen die Teams vor der schwierigen Aufgabe, ausreichend Bremsstabilität zu gewährleisten.

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 230 km/h gehört der Italien GP zu den schnellsten Rennen des gesamten Rennkalenders. Die zwei DRS-Zonen (Ende der Start/Ziel-Geraden und zwischen Ascari und Parabolica) bieten zudem zwei sehr beliebte Überholmöglichkeiten. Auf einer Strecke wie dem Autodromo Nazionale Monza möchte man annehmen, dass das Qualifying keine so große Rolle spielt. Doch wie die Statistik zeigt, ist ein Sieg von der Pole Position noch wahrscheinlicher als auf einer Straßenkurs wie in Monaco.

Die Bremsen sind beim Italien GP in Monza einer extrem hohen Belastung ausgesetzt. Insgesamt wird beim Anbremsen eine Leistung von über 11.500 kW freigesetzt. Am stärksten ist die Bremswirkung dabei beim Anbremsen auf die erste Kurve. Dort wirken satte 5,54 G auf den Piloten ein. Nico Hülkenberg weiß, wie immens konzentriert man beim Anbremsen sein muss: "Es gibt keinen Fehlerspielraum in den Bremszonen, denn jeder Fehler kostet dich Zeit."

Streckenverlauf: Schnelle Kurven, schnelle Geraden

Auch wenn die Strecke aus Fahrersicht weniger anspruchsvoll scheint, ist es trotzdem unheimlich schwierig, eine saubere Runde hinzubekommen. Ganz entscheidend ist eine gute Traktion aus den beiden Schikanen Rettifilo (nach Start/Ziel) und Variante della Roggia, dort, wo Heinz-Harald Frentzen 2000 einen Unfall mit verheerenden Folgen auslöste. Der Deutsche traf beim Anbremsen seinen Vordermann, darauf löste er eine Kettenreaktion aus. Ein Streckenposten verlor bei dem Unfall sein Leben.

Die beiden Lesmos-Kurven sind mit dem wenigen Downforce, mit dem die Autos unterwegs sind, besonders schwierig zu fahren. Desöfterem sieht man dort gerne mal den einen oder anderen Piloten neben der Strecke. Die Variante Ascari ist eine weitere Kurve, die mit den Setups nicht einfach zu fahren ist. Die Parabolica als letzte Kurve ist tricky, weil sie schier endlos wirkt und immer mehr öffnet. Der Fahrer neigt hier gerne dazu, etwas zu früh aufs Gas zu gehen. Vor allem dann, wenn er sich nah genug an seinen Vordermann positionieren möchte, um möglichst problemlos überholen zu können.

Streckendaten
Länge: 5.793 m
Runden: 53
GP-Distanz: 306,720 km
Rundenrekord: 1:21.046 (BAR, 2004)
Kurven: 11 (4 links, 7 rechts)
Weg bis Kurve 1: 638 m
Länge Boxengasse: 417 m
Zeit in Box bei 80 km/h: 18,77 s

Technik-Herausforderung: Die armen Bremsen

Die Bremsen werden beim Italien GP auf eine besondere Probe gestellt. Beim Anbremsen Ende der Start/Ziel-Geraden auf die erste Schikane kommen die Piloten mit über 350 km/h angeschossen. Ähnlich hohe Geschwindigkeiten werden in und nach der Curva Grande erreicht. Die langen Geraden bieten in der Regel zwar ausreichend Regenerationszeit, doch sind Bremsscheibenplatzer Ende von Start/Ziel keine Seltenheit in Monza

Die Strategie: Ein-Stopp die schnellste Variante

Die Siegerstrategie sah einen Boxenstopp bei etwa der Rennhälfte vor. Lewis Hamilton, der den vergangenen Italien GP gewonnen hat, kam in der 26. Runde zu seinem einzigen Stopp an die Box. Ähnliches kann man auch für dieses Jahr erwarten. Pirelli hat sich wie schon beim Großen Preis von Belgien für die Mischungen Supersoft, Soft und Medium entschieden. Die verhältnismäßig geringe Safety-Car-Wahrscheinlichkeit von gerade einmal 20 Prozent wird die Strategie der Teams in dieser Hinsicht sicherlich mit beeinflussen.

Das Wetter: Freitag, Samstag Sonnenschein - Sonntag mit Regenrisiko

Donnerstag und Freitag wird im Raum um Monza Sonnenschein erwartet, auch wenn sich am Nachmittag größere Quellwolken bilden können. Die Temperaturen liegen bei sommerlichen 29 bis 31 Grad. Trocken und sonnig bleibt es am Samstag. Auch hier liegen die Tageshöchsttemperaturen bei 31 Grad. Am Sonntag wird größtenteils ebenfalls fantastisches Sommerwetter erwartet. Doch es ziehen einige hohe Wolkenfelder durch und die Quellwolken nehmen zu. Das Regenrisiko nimmt gegen Nachmittag dementsprechend zu. Die Temperaturen am Rennsonntag werden 28 bis 30 Grad erreichen.

Monza: Unvergessene Momente

Moment 1: Vettels erster GP-Sieg - Den ersten und bis dato einzigen Sieg in der Königsklasse für Toro Rosso bescherte Sebastian Vettel im Jahr 2008. Der jetzige Ferrari-Pilot stellte am Samstag seinen Boliden auf P1 und sah die Zielflagge beim Regenrennen als Erster.

Moment 2: Streckenposten verstirbt - Nach einem schweren Unfall beim Großen Preis von Italien 2000 verstarb der Streckenposten Paolo Ghislimberti. Der Italiener wurden von einem umherfliegenden Rad tödlich verletzt.

Italien GP: Die letzten Rennen

Jahr Sieger 2. Platz 3. Platz Pole Schn. Runde
2015 Hamilton Vettel Massa Hamilton Hamilton
2014 Hamilton Rosberg Masssa Hamilton Hamilton
2013 Vettel Alonso Webber Vettel Hamilton
2012 Hamilton Perez Alonso Hamilton Rosberg
2011 Vettel Button Alonso Vettel Hamilton

Italien GP: Fakten zum Rennen

  • Ein Sieg und Lewis Hamilton rückt auf gemeinsam mit Nelson Piquet auf Rang 2 der Italien-Sieger
  • Schafft Hamilton die Pole, führt er die Tabelle mit insgesamt fünf Poles gemeinsam mit Ayrton Senna und Juan Manuel Fangio an
  • Mit einem Start/Ziel-Sieg könnte Hamilton die 1.000 Führungskilometer in Italien knacken
  • Ein Sieg in Monza und Hamilton führt die ewige Punktetabelle des Italien GP mit 124 Punkten an