Trotz anhaltender Durststrecke zählt McLaren im 50. Jahr seines Bestehens nach wie vor zu den erfolgreichsten Teams in der Geschichte der Formel 1. Den ersten Sieg fuhr Gründer und Namensgeber Bruce McLaren im Jahr 1968 höchstpersönlich ein - und passend für den Traditionsrennstall geschah dies an einem der prestigeträchtigsten Orte im Formel-1-Kalender: Spa-Francorchamps.

Obwohl McLaren 1966 beim Grand Prix von Monaco debütierte, stellte das Jahr 1968 in vielerlei Hinsicht einen besonderen Meilensteil für den Rennstall dar. Vom übergewichtigen BRM V12-Aggregat hatte man auf die neuen, effizienteren Ford DVF V8-Motoren gewechselt und erstmals nahm das Team an allen Läufen einer Formel-1-Saison teil. Hinzu kam, dass die Mannschaft neben dem Fahrzeug für Bruce McLaren selbst zum ersten Mal ein zweites Auto einsetzte, in dem der zu diesem Zeitpunkt amtierende Weltmeister Denny Hulme saß.

Zum vierten Lauf der Saison 1968 reiste die Formel 1 für den Grand Prix von Belgien an den damals noch 14,1 Kilometer langen Kurs von Spa-Francorchamps. Für Bruce McLaren standen mit zwei Totalausfällen zu diesem Zeitpunkt noch keine WM-Punkte zu Buche, während Teamkollege Hulme bereits drei Mal in den Punkten und dabei als Zweiter auch ein Mal auf dem Podium gelandet war.

In den ersten Saisonrennen ging Bruce McLaren jeweils leer aus, Foto: Sutton
In den ersten Saisonrennen ging Bruce McLaren jeweils leer aus, Foto: Sutton

Eine neue Ära und das typische Ardennenwetter

Auf der damals schnellsten Rennstrecke im Kalender traten die Teams an jenem Rennwochenende erstmals mit Flügeln als aerodynamisches Hilfsmittel an. Ferrari-Pilot Chris Amon zeigte eindrucksvoll, was der technische Fortschritt wert war: Seine Pole-Position-Zeit von 3:28.6 Minuten war über zwei Sekunden schneller als die des Zweitplatzierten Jackie Stewart, der ohne Flügel unterwegs war. Hulme und McLaren qualifizierten sich in Lauerstellung auf den Rängen fünf und sechs.

Nachdem der Samstag Spa-typisch komplett ins Wasser gefallen war und die Piloten ihre Zeiten vom Freitag nicht mehr verbessern konnten, erwarteten die Fahrer am Rennsonntag trockene Verhältnisse. Zu Beginn des Rennens war von den McLaren allerdings nicht viel zu sehen, denn zunächst gaben Surtees (Honda) und Amon das Tempo vor.

Chris Amon sicherte sich im Ferrari 312/68 samt aerodynamischer Hilfsmittel die Pole Position, Foto: Sutton
Chris Amon sicherte sich im Ferrari 312/68 samt aerodynamischer Hilfsmittel die Pole Position, Foto: Sutton

Ausfallorgie und Last-Minute-Glück für McLaren

Das Rennen entwickelte sich jedoch Runde um Runde zu einer regelrechten Materialschlacht. Zuerst fiel in Runde acht Amon aus, nachdem ein Stein seinen Kühler durchschlagen hatte. Nur drei Runden später war mit einer defekten Radaufhängung auch für Surtees Schluss. Danach lag mit Hulme bereits ein McLaren auf Siegkurs, doch auch diese Führung hielt nicht lange: In der 18. von 28 Runden war aufgrund einer defekten Antriebswelle auch für Hulme Schluss, womit Jackie Stewart im Matra die Führung übernahm und der erste Sieg für McLaren vorübergehend wieder in die Ferne gerückt war.

Die Crew informiert McLaren über seine Führung, Foto: Sutton
Die Crew informiert McLaren über seine Führung, Foto: Sutton

Unbehelligt vom Favoritensterben hatte sich Bruce McLaren aber auf den zweiten Rang nach vorne geschoben. Ein Podiumsplatz nach den verkorksten ersten Saisonrennen wäre sicherlich Balsam auf der Seele des Teameigners gewesen, doch in der vorletzten Runde wiederfuhr der McLaren-Mannschaft ein unverhofftes Glück: Stewart rollte ohne Benzin aus. Damit erbte Bruce McLaren die Führung und fuhr schlussendlich den ersten Grand-Prix-Sieg für seinen Rennstall ein.

Für den Neuseeländer, der am 2. Juni 1970 bei Testfahrten mit einem Can-Am-Fahrzeug in Goodwood tödlich verunglückte, sollte es der vierte und letzte Triumph in der Formel 1 sein. Für seinen Rennstall sollten noch 181 weitere folgen - 11 davon alleine in Spa-Francorchamps.

Die McLaren-Sieger beim Grand Prix von Belgien

JahrFahrerFahrzeugMotor
1968 Bruce McLaren McLaren M7AFord DFV 3.0 V8
1974 Emerson Fittipaldi McLaren M23Ford DFV 3.0 V8
1982 John Watson McLaren MP4-1BFord DFV 3.0 V8
1987 Alain Prost McLaren MP4-3TAG 1.5 V6T
1988 Ayrton Senna McLaren MP4-4Honda 1.5 V6T
1989 Ayrton Senna McLaren MP4-5Honda 3.5 V10
1990 Ayrton Senna McLaren MP4-5BHonda 3.5 V10
1991 Ayrton Senna McLaren MP4-6Honda 3.5 V12
1999 David Coulthard McLaren MP4-14Mercedes 3.0 V10
2000 Mika Häkkinen McLaren MP4-15Mercedes 3.0 V10
2004 Kimi Räikkönen McLaren MP4-19BMercedes 3.0 V10
2005 Kimi Räikkönen McLaren MP4-20Mercedes 3.0 V10
2010 Lewis Hamilton McLaren MP4-25Mercedes 2.4 V8
2012 Jenson Button McLaren MP4-27Mercedes 2.4 V8