Die Formel 1 Welt der vergangenen Jahre scheint auf dem Kopf zu stehen und der WM-Zug eine völlig neue, bislang unbekannte Route eingeschlagen zu haben. Nach fünf Rennen hat der Titelverteidiger der letzten fünf Jahre ganze 34 Punkte Rückstand auf den neuen Spitzenreiter Fernando Alonso. Und statt ihm selbst, kämpft derzeit Kimi Räikkönen gegen den jungen Spanier um Siege und somit auch den Titel.

"Es wird schwieriger", lautet demzufolge die richtige Situationsbeschreibung von Ferrari-Teamboss Jean Todt. "Jedes Rennen bei dem die anderen sechs, acht oder zehn Punkte mehr als wir holen, macht es für uns schwieriger." Die Hoffnung geben die Roten deshalb aber noch lange nicht auf. "Es ist eine lange Meisterschaft und es sind noch 14 Rennen zu fahren."

14 Rennen in denen Ferrari alles geben muss - auf und neben der Strecke. Todt ist sich jedoch sicher, dass die Italiener "alles besitzen" um das Auto-Reifen-Paket wieder auf Vordermann zu bringen. "Es liegt an uns. Wir sind derzeit nicht gut genug. Aber es fehlt nicht viel. Wir müssen vorne starten. Wenn wir das schaffen, werden wir wieder stark sein."

Michael Schumacher räumte nach seinem dritten Ausfall im fünften Rennen dennoch offen ein, dass der achte WM-Titel "immer weiter von uns weg" rücke. "Das ist keine Frage. Aber sie ist noch nicht so weit weg, dass wir sie aufgeben müssen."

Entsprechend kämpferisch gibt sich der siebenfache Weltmeister, der sich sicher ist: "Wer uns jetzt schon abschreibt, kennt uns nicht."

Die Konkurrenz scheint die Scuderia demnach sehr gut zu kennen. Denn weder bei Renault noch bei McLaren Mercedes schreibt man Ferrari ab - zumindest öffentlich nicht.

"Man weiß nie was noch alles passieren wird", spielt Spanien-Sieger Kimi Räikkönen auf eine mögliche 'Krise' bei den Ferrari-Rivalen an. "Sie brauchen nur ein paar schlechte Rennen der anderen Teams und dann sieht alles wieder ganz anders aus."

Aus diesem Grund rechnet auch Fernando Alonso noch mit den Roten. "Ich weiß nicht, ob Ferrari noch den Titel holen wird", so der Spanier in Diensten von Renault, "aber es wird definitiv knapp werden."

Alonsos Teamboss Flavio Briatore würde sich sogar über eine schnellere rote Konkurrenz freuen. "Wir können nicht gegen uns selbst fahren", sagt der Italiener. "McLaren hat einen Sieg gebraucht und Ferrari braucht ihn vielleicht genauso. Wenn wir den Titel gewinnen, dann möchten wir es nicht so einfach haben."

Ein Mann, der einen einfachen Titelgewinn sicherlich nicht ablehnen würde, ist McLaren-Boss Ron Dennis, dessen Kinder von ihrem Papa sagen, dass er montags schlecht gelaunt sei, wenn seine Silbernen am Sonntag nicht gewonnen haben.

Da ein solches Szenario, welches dem erfolgsverwöhnten Ron in Imola eigenen Aussagen zu Folge sogar "Schmerzen" bereitet hat, in der letzten Zeit bis zu Kimis erstem Saisonsieg in Barcelona geradezu ein Dauerzustand war, weiß Dennis nur zu gut, was gerade in Maranello vor sich geht.

"Ich bin mir sicher, dass sie sich voll darauf konzentrieren ihre eigenen Ziele zu erreichen und wieder in den Meisterschaftskampf einzugreifen. Aber es könnte irgendwann der Punkt kommen, an dem sie nur noch um den Konstrukteurstitel kämpfen können."

Dennoch möchte Dennis "niemanden abschreiben", da Teams wie Ferrari, Renault und Williams die Situation "immer schnell umdrehen" können. "Ferrari findet vielleicht etwas am Auto, Bridgestone kommt vielleicht mit einem besseren Reifen und schon kann alles passieren." Vielleicht steuert der WM-Zug dann gegen Saisonende, trotz eines veränderten Fahrplans während des Jahres, doch wieder den altbekannten Zielort Maranello an.