Sommerpause in der Formel 1 bedeutet auch für uns Journalisten drei, vielleicht vier Tage Urlaub. Und weil man im Urlaub viele neue Leute kennenlernt, bekommt man das ein oder andere Mal beim Kennenlernen ins Gesicht gesagt: 'Formel 1 finde ich langweilig. MotoGP ist cool! Das sind harte Kerle."

Wenn man sich die Zahlen anschaut, ist die MotoGP jedoch meilenweit von der Popularität der Formel 1 entfernt. Wer seinen Eltern von Stefan Bradl erzählt, bekommt meist ein Achselzucken zurück. Sebastian Vettel und Nico Rosberg hingegen kennen sogar die Großeltern. Die Formel 1 ist bei der Popularität die Königsklasse - ohne Zweifel. Sie läuft auf den reichweitenstarken Kanälen, die MotoGP auf Spartensendern.

Trotzdem wird weiterhin auf die Formel 1 eingehauen - zwar nicht mehr so schlimm wie noch in den vergangenen Jahren, aber eben noch immer. Die Formel 1 hat ein Problem, das sie fast seit jeher begleitet: Sie muss den Spagat zwischen Show und Sport schaffen. Und nebenbei auch noch Marketing-Plattform für Hersteller sein.

Formel 1 als Randsportart besser?

Das Problem, das wir Petrolheads immer wieder vergessen: Von den gut fünf Millionen Zuschauern, die RTL alle zwei Wochen hat, ist der Anteil an Hardcore-Fans verschwindend gering. 4,9 Millionen dieser Zuschauer kennen den Unterschied zwischen MGU-H und MGU-K nicht, wissen wohl nicht einmal von deren Existenz.

Sport oder Show? Geht beides?, Foto: Red Bull
Sport oder Show? Geht beides?, Foto: Red Bull

Man kann darüber streiten, ob die Formel 1 die breite Masse braucht. Ohne die Millionen Zuschauer vor den TV-Bildschirmen ist sie keine Marketing-Plattform mehr. Die Hersteller würden keine Unsummen mehr ausgeben, sie würden sich wahrscheinlich aus der Formel 1 zurückziehen. Die Privatrennställe würden um Weltmeisterschaften kämpfen.

Die Formel 1 hätte so womöglich noch ordentlich laute Motoren, die es zu anständigen Preisen zu kaufen gäbe. Die Formel 1 hätte einige Probleme weniger. Aber man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Die Königsklasse ist längst zum globalen Kassenschlager geworden. Dass das nicht viel mit Romantik zu tun hat, ist auch klar.

Das Geld, das in die Formel 1 gepumpt wird, hat aber nicht nur schlechte Seiten. Je populärer der Sport, desto mehr Berichterstattung bekommen die Fans. Die Formel 1 läuft in Deutschland auf RTL und Sky live, Sport 1 zeigt Highlights und Trainings. Dazu gibt es die sensationell gute Website Motorsport-Magazin.com und das dazugehörige Printmagazin. Und noch ein paar weitere Angebote ;)

Popularität ist Fluch und Segen

Während der Olympischen Spiele wird einem oftmals aufgezeigt, wie es unpopulären Sportarten ergeht. Sie bekommen alle vier Jahre ein wenig Aufmerksamkeit, die Athleten können von ihrem Sport größtenteils nicht leben - darunter sind auch Goldmedaillengewinner. Fragen Sie diese Sportler doch mal, ob sie sich mehr Popularität für ihre Sportart wünschen.

Auch ehemalige Rennfahrer wie Gerhard Berger führen die Interviews auf dem Podium, Foto: Sutton
Auch ehemalige Rennfahrer wie Gerhard Berger führen die Interviews auf dem Podium, Foto: Sutton

Und so muss die Formel 1 aus dem Fluch und Segen, eine weltweit populäre Sportart zu sein, das Beste machen. Sie muss Petrolheads mit Livetiming und Co. genauso zufriedenstellen wie Lieschen Müller auf dem Sofa.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Interviews nach der Siegerehrung auf dem Podium. Manchmal fragen ehemalige Rennfahrer die Piloten, manchmal Promis aus Film und Fernsehen. Die Fragen fallen entsprechend unterschiedlich aus. Oftmals gibt es Kritik der Fans, die Fragen seien zu oberflächlich.

Das mag sein, aber dafür gibt es anschließend noch eine ordentliche Pressekonferenz. Erst für TV, anschließend für die schreibende Presse. Lieschen Müller gefällt es besser, ein bekanntes Gesicht zwischen den Rennstars zu sehen, als einen Fachmann, der die Piloten nach den Reifendrücken am Start fragt. Mit Arnold Schwarzenegger beim Australien GP 2015 hat die Formel 1 alles richtig gemacht. Selten war die Formel 1 auf Twitter so populär.

Die Formel 1 lernt aus Fehlern

Ähnlich verhält es sich mit den Strecken: Traditionalisten hätten gerne Imola, Nürburgring und Co. im Kalender. Weil die Show Formel 1 aber viel Wert ist, gibt es Länder, die deutlich mehr dafür bezahlen. Dafür gibt es dann glitzernde Autos unter Scheinwerfern statt Tamburello und Tosa. Ein wenig muss man sich als Formel-1-Fan mit dem Glamour anfreunden - und das kann man auch durchaus.

Der Mexiko GP ist ein voller Erfolg, Foto: Sutton
Der Mexiko GP ist ein voller Erfolg, Foto: Sutton

Denn die Formel 1 hat auch gelernt: Indien und Südkorea waren sicherlich keine Highlights im Rennkalender. Mit Mexiko und Aserbaidschan sind aber zuletzt Rennen aufgenommen worden, die jeden positiv überrascht haben dürften.

Ich verfolge mit Spannung, wie sich die MotoGP entwickelt. Von der Lex Ducati ist man inzwischen wieder abgewichen, aber auch das war ein reines Show-Element. Mit der steigenden Popularität muss die MotoGP umgehen lernen. Genau wie viele Fans verstehen müssen, dass eine weltweit populäre Sportart nicht nur Sport ist. Wenn Sport nicht nur für die Athleten selbst betrieben wird, soll der unterhalten.