Ein ausverkauftes und vor allem in gelb und blau gekleidetes Haus voller frenetisch jubelnder Spanier bot eine würdige Kulisse für den Großen Preis von Spanien. Doch den allerletzten Fieberkick erhielten die von der Alonso-Mania infizierten Menschenmassen das gesamte Wochenende nicht: Nach Kimi Räikkönens Pole Position bezwang der Finne den Lokalhelden auch im Rennen!

Der Start Viel Action bot der Start in den fünften Grand Prix des Jahres. Während vorne der Sensationszweite Mark Webber schlecht weg kam und einige Plätze verlor, blieben hinten beide Minardi mit Problemen stehen! Dies führte bereits in Runde eins zu einer Safety-Car-Phase. Die beiden Minardi-Piloten nahmen das Rennen später mit Rundenrückstand aus der Boxengasse in Angriff.

Die Zwischenfälle Abgesehen von den Startproblemen und einem Problem bei Giancarlo Fisichella, welches ihn alle Chancen auf einen Podestplatz raubte, gab es aus deutscher Sicht gleich zwei Schockmomente: Jenen als Michael Schumachers linker Hinterreifen platzte und jenen als Michael Schumacher linker Vorderreifen streikte und das Ende der Podesthoffnungen des Champions besiegelte.

Die Ausfälle Neben dem Ferrari-Star schieden noch die beiden Minardi-Piloten Christijan Albers und Patrick Friesacher, Red Bull Mann Tonio Liuzzi und die zwei Sauber-Männer Jacques Villeneuve und Felipe Massa aus. Wie bei Schumacher platzten auch Felipe Massas Hoffnungen mit dessen Michelin-Pneu.

Die Überholmanöver Erwartungsgemäß hielten sich die Überholmanöver auf dem sehr aerodynamischen Circuit de Catalunya stark in Grenzen. Eines zeigte Juan Pablo Montoya, als er sich beim Re-Start wieder an Michael Schumacher vorbei schob, welcher den Kolumbianer zuvor am Start kassiert hatte. Ein weiteres Manöver zeigte Fisichella gegen Mark Webber. Ansonsten ähnelte der Grand Prix eher der üblichen Prozession.

Die Boxenstopps Nicht alles lief bei den Boxenstopps der Teams gut. So schlugen bei Jarno Trulli Flammen aus dem Heck seines Toyota, als er zu früh losbrausen wollte, und musste Juan Pablo Montoya einen zusätzlichen dritten Stopp einlegen. Rubens Barrichello wählte derweil eine ganz andere Strategie und fuhr mit nur einem Stopp durch!

Die Reifen Das schwarze Gold spielte wieder einmal eine entscheidende Rolle. Doch während Fernando Alonsos Blasen schlagende Michelin-Pneus sich wieder erholten und bis Rennende durchhielten, verabschiedeten sich die Bridgestone-Gummis von Michael Schumacher im Rundentakt. Die hohen Belastungen der Strecke für die linken Vorderreifen verlangten von den japanischen Pneus einen ebenso hohen Preis. Von der Performance her, waren sich die beiden Reifenlieferanten weitestgehend ebenbürtig. Und auch die Haltbarkeit ließ bei beiden, zumindest bei je einem Piloten, zu wünschen übrig.

Das Mittelfeld Die letzten beiden Wertungsplätze gingen nach dem Ausfall der Minardi wie üblich an die zwei Jordan-Piloten, wobei überraschend der Portugiese Tiago Monteiro vor Narain Karthikeyan landete. Davor wurde der ausgefallene Massa noch als Elfter gewertet. Knapp an den Punkten scheiterten Rubens Barrichello auf neun und Nick Heidfeld auf Platz zehn.

Die Punkteränge Besser lief es für David Coulthard, Juan Pablo Montoya und Mark Webber, die die Punkteränge acht bis sechs belegten. Vor ihnen rangierten sich der durch ein Problem von einem Podestplatz abgehaltene Giancarlo Fisichella auf fünf sowie Ralf Schumacher auf Rang vier ein. Damit verlor der Kerpener das Toyota-interne Duell um Rang drei.

Das Podium Dieser ging nämlich an Jarno Trulli, der trotz seiner feurigen Boxenstopps auf dem Podium Platz nehmen durfte. Neben ihm stand dort der spanische Lokalmatador Fernando Alonso, der heute keine Chance gegen den überlegen auftrumpfenden Sieger Kimi Räikkönen hatte.

"Ich konnte Kimi nicht folgen. Er war einfach zu schnell", gestand Fernando offen ein. "Dann bin ich etwas konservativ gefahren, da ich bei den Reifen nichts riskieren wollte. Das Auto hat sich auch nicht so überragend angefühlt. Ab Runde 25 lief der Wagen dann jedoch besser und gegen Ende war sogar alles perfekt. Allerdings hatte ich dann keinen Grund mehr noch hart zu pushen. Kimi war weit vor mir und Jarno lag weit hinter mir. Dieser zweite Platz ist für mich bei meinem Heimrennen fast wie ein Sieg und er stellt eine gute Ausgangslage für Monaco dar."

Genauso erfreut über seinen Podestplatz war Jarno Trulli. "Es war eines der besten Rennen in meiner Karriere", strahlte der Mann aus Pescara. "Denn das Auto lag nach wie vor nicht überragend. Trotzdem ist es mir gelungen vor Ralf zu bleiben. Gegen Ende war es schwierig Ralf hinter mir in Schach zu halten und er hätte den dritten Rang genauso verdient gehabt wie ich. Ich musste wirklich von Anfang bis Ende alles geben. Selbst in der Boxengasse, wo ich beim ersten Stopp ein Problem mit der Tankanlage hatte."

Der Sieger Mit einem klaren Start- und Zielsieg holte Kimi Räikkönen nicht nur den ersten Nicht-Renault-Sieg der Saison 2005, sondern bewies er auch überlegen, was ohne seinen Ausfall in San Marino möglich gewesen wäre.

"Es war ein sehr gutes Rennen", freute sich der Finne. "Das Auto lief das gesamte Wochenende über perfekt. Wir wussten, dass wir im Rennen stark sein würden. Ich habe zu Beginn gepusht und als ich dann sah wie weit ich führte, nahm ich etwas Pace weg und hielt mein Tempo. Ich habe relativ locker gewonnen."

Die WM-Wertung Trotz des Sieges von Kimi Räikkönen, darf sich auch Fernando Alonso nach seinem zweiten Platz beim Heimspiel als eine Art Gewinner fühlen. Entsprechend ist auch sein Teamboss Flavio Briatore "nicht traurig" heute nicht gewonnen zu haben. "Man kann nicht alle Rennen gewinnen. Fernando ist Zweiter und jetzt können wir wirklich an die WM denken."

Und dazu hat Renault gleich in beiden WM-Wertungen allen Grund: Während Fernando Alonso mit 44 WM-Zähler die Fahrerwertung klar vor Jarno Trulli mit 26 Punkten anführt, liegen die Franzosen in der Teamwertung mit 58 WM-Punkten deutlich vor Toyota mit 40 Zählern. Durch den Sieg von Kimi rückte den Japanern aber McLaren bis auf drei Punkte ins Getriebe. Ferrari liegt hinter Williams auf Rang fünf.