Vier Rennen, vier Renault-Siege. So lautete die Bilanz vor dem fünften WM-Lauf im Alonso-Land. Doch gerade in der Heimat des WM-Spitzenreiters lernten wir, dass sich die rote Siegesserie des Vorjahres eben nicht 1:1 auf die Franzosen übertragen lässt.

Die Lehren der PK

Die Formel 1 ist starr, unflexibel und paragraphengetrieben? Alles muss in vielseitigen Schreiben festgehalten und exakt nach Vorschrift durchgeführt werden? Nicht ganz. Denn am Donnerstag vor dem Großen Preis von Spanien bewiesen die FIA-Verantwortlichen wahrlich einen Anflug von Flexibilität! Sie tauschten kurzerhand den darüber sicherlich nicht unglücklichen Kimi Räikkönen als Gast der offiziellen FIA-Donnerstagspressekonferenz gegen dessen zurückkehrenden Teamkollegen Juan Pablo Montoya aus. Sogar die FIA kann also kurzfristig reagieren...

Die Leere im Tank

Viel wurde in den vergangenen Tagen rund um den Spanien GP über die Tankaffäre und den gewichtigen Unterschied zwischen richtigem und nicht ganz vollständigem Abtanken geschrieben. Rückblickend wollen wir uns also auf die Kernaussage von Geoff Willis über den gefüllten Kollektor konzentrieren: "Ohne funktioniert das Auto nicht und wäre es noch nicht einmal um den Kurs gekommen." Manch einer mag sich dabei zurecht fragen: Welches Auto funktioniert eigentlich ohne Sprit?

Die Lehre vom Rundengeiz

Er hält sich hartnäckig in der Formel 1: Der im letzten Jahr eingeführte Rundengeiz. Doch während sich die Fans über leere Strecken beklagen, dürfen sich von Motorenproblemen geplagte Fahrer wie Mark Webber oder gesperrte Teams wie British American Racing nicht über ihn beschweren. Denn zumindest am Freitag verpassen sie durch den Rundengeiz überhaupt nichts...

Die Lehre vom Platz

Einen ähnlich bösen Scherz auf Kosten von B·A·R machte auch Ex-F1-Pilot Marc Surer, der im Hinblick auf die notorische Platznot im Fürstentum zu Monaco anmerkte: "Die anderen Teams wird die Sperre freuen, da haben sie mehr Platz..."

Die Lehre von der Vernunft

Nach einem spannenden Saisonstart, welcher die rote Dominanz beendete und endlich wieder positive F1-Schlagzeilen schrieb, warf die B·A·R-Tankaffäre einen Schatten über die gerade neu gewonnene Lust an der Königsklasse und sprachen viele von einer "Schande für den Sport". Doch nach all den Spekulationen um einen Zivilgerichtsprozess und weitere Einsprüche traf B·A·R-Boss Nick Fry die einzige richtige Entscheidung: Er akzeptierte die Strafe und sah zum Wohle der F1 - unterstützt von einem Feiertag in Frankreich - von einem weiteren Gerichtsprozess ab. Die Formel 1 ist also nicht nur flexibel, sondern manchmal auch noch vernünftig!

Die Lehre von den Farben

Spätestens seit dem Spanien GP wissen wir, dass die Zeiten der rot überfluteten Tribünenränge vorbei sind. Denn wenn früher selbst auf dem Circuit de Catalunya alle Fans in Ferrari-Rot getaucht waren, so grassierte in diesem Jahr das Alonso-Fieber mit all seinen gelb-blauen Auswirkungen.

Die Lehre von den Top-Speeds

Doppelführung für Minardi im Qualifying! Diese Schlagzeile erregte am Samstag Aufsehen. Allerdings handelte es sich weder um einen Tippfehler noch um einen Quantensprung. Stattdessen führten Albers und Friesacher - wie schon in den freien Trainings - "nur" die Top-Speed-Wertung an. Da die beide Minardi-Piloten letztlich aber dennoch die langsamsten Rundenzeiten erzielten, lernten wir daraus, dass ein guter Motor und ein hoher Top-Speed noch lange nicht für Top-Rundenzeiten ausreichen...

Die Lehre von der Luftbrücke

Gleich in zwei Richtungen errichtete Williams an diesem Wochenende eine Luftbrücke. Während Technikchef Sam Michael bei seiner Anreise im Handgepäck noch ein paar neue Teile aus der Fabrik in Grove mitbrachte, ließen die Bayern von Freitag auf Samstag zwei neu aufgebaute Triebwerke aus München einfliegen. Mark Webber ersparte dies in Kombination mit seiner Zwangspause am Freitag eine +10 Strafe. Nick Heidfeld handelte sich dafür eine +20 ein. Irgendwie gleicht sich also alles aus - auch der Einsatz: Denn die Performance der Weiß-Blauen war - insbesondere im Qualifying - trotz der schlechten Vorzeichen besser als erwartet!

Die Lehre von der Aerodynamik

Ohne sie geht heutzutage gar nichts mehr in der Formel 1: Die goldene Kuh der Technikdirektor und Chefdesigner - die Aerodynamik. Doch während die Teams ihre ebenso Windkanäle hüten wie ihre Konstruktionszeichnungen, bewies sich auf dem für Aerodynamik genauso wie für Wind anfälligen Circuit de Catalunya wieder einmal: Die Aerodynamik bringt Zehntel auf der Stoppuhr, aber keine Plätze im Rennen. Überholmanöver waren erwartungsgemäß wieder einmal Mangelware.

Die Lehre von den Pneus

Jedes Jahr heißt es schon vor dem Rennwochenende in Barcelona auf's Neue: Die Strecke ist besonders hart zu den linken Vorderreifen. Nachdem bei Michael Schumacher und Felipe Massa je ein linker Bridgestone- und Michelin-Hinterreifen vorzeitig das zeitliche segnete, darf diese Weisheit wohl getrost auf die komplette linke Seite ausgeweitet werden. Und noch etwas lernen wir aus dem Bridgestone-Reifendrama von Barcelona: Wenn ein Hinterreifen platzt, heißt dies noch lange nicht, dass nicht wenig später auch der Vorderreifen seinen Geist aufgeben kann...