Mit der Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung bei Ferrari dürfte vielen Formel-1-Fans ein großer Stein vom Herzen gefallen sein: Kimi Räikkönen bleibt der Königsklasse für mindestens ein weiteres Jahr erhalten und geht an der Seite von Sebastian Vettel erneut für die Traditionsmannschaft aus Maranello an den Start. Wir werfen einen Blick zurück auf die steile Karriere des schweigsamen Finnen.

Das Überraschungs-Debüt

Den Namen Kimi Räikkönen hatte vor der Saison 2001 fast niemand im F1-Paddock auf seiner Liste, Foto: Sutton
Den Namen Kimi Räikkönen hatte vor der Saison 2001 fast niemand im F1-Paddock auf seiner Liste, Foto: Sutton

Räikkönen war zweifelsohne die Entdeckung der Saison 2001. Entgegen dem Willen des Sponsors holte Teamchef Peter Sauber den jungen Finnen nach überzeugenden Testfahrten in sein Team, obwohl er zu diesem Zeitpunkt gerade erst 23 Autorennen bestritten hatte. Die Superlizenz erhielt er vom damaligen FIA-Präsidenten Max Mosley nur auf Bewährung.

Räikkönen schlug sich in seiner Debüt-Saison gegen seinen Teamkollegen Nick Heidfeld äußert wacker, Foto: Sutton
Räikkönen schlug sich in seiner Debüt-Saison gegen seinen Teamkollegen Nick Heidfeld äußert wacker, Foto: Sutton

Räikkönens erster Auftritt: Der Große Preis von Australien am 4. März 2001 in Melbourne. Von P13 aus gestartet beeindruckte er gleich die F1-Welt und sicherte sich bei seinem Renndebüt als Sechster den ersten WM-Punkt.

McLaren wurde sofort auf den schnellen Rookie aufmerksam, Foto: Sutton
McLaren wurde sofort auf den schnellen Rookie aufmerksam, Foto: Sutton

Kimis erste Saison endete dank weiterer, überzeugender Auftritte mit neun Zählern auf dem zehnten Platz der WM-Wertung. Dass der Iceman über ein enormes Talent verfügt, wurde schnell klar. Ron Dennis schaltete als erstes und sicherte sich sofort die Dienste Räikkönens - durch das Überweisen einer unbekannt bleibenden Summe auf ein Schweizer Bankkonto des Sauber Teams. Fortan stieg Räikkönen an der Seite von David Coulthard für die Briten ins Cockpit. Dort ersetzte er Landsmann Mika Häkkinen, der dem Team zur Verpflichtung Räikkönens empfohlen hatte.

Steile Lernkurve und Titelkampf

Räikkönens erste Saison mit McLaren war nicht ganz makellos, Foto: Sutton
Räikkönens erste Saison mit McLaren war nicht ganz makellos, Foto: Sutton

Auch bei McLaren konnte Kimi von Beginn an überzeugen. Seine erste Saison mit dem Silberpfeil brachte ihn 2002 beim Saisonauftakt in Melbourne gleich aufs Podium: Platz drei und schnellste Rennrunde! Räikkönens Premierensaison bei McLaren sollte allerdings nicht ganz so glanzvoll weitergehen, denn zahlreiche technische Defekte und Ausfälle machten es dem Finnen nicht einfach. Am Saisonende war er mit 24 Punkten immerhin noch Sechster der Fahrerweltmeisterschaft; direkt hinter seinem Teamkollegen Coulthard, der 41 Punkte gesammelt hatte.

2003 verpasste Räikkönen den Weltmeistertitel um lediglich zwei Punkte, Foto: Sutton
2003 verpasste Räikkönen den Weltmeistertitel um lediglich zwei Punkte, Foto: Sutton

2003 startete der Iceman dann durch. Bereits im zweiten Saisonrennen in Sepang feierte er seinen ersten Sieg in der Formel 1. Zwei Wochen später ließ er in Brasilien eigentlich gleich den zweiten Triumph folgen, nachdem das chaotische Regenrennen vorzeitig abgebrochen wurde. Letztendlich erklärte die FIA Giancarlo Fisichella zum Sieger, Kimi wurde als Zweiter gewertet. Zahlreiche weitere Plätze sollten folgen und so sicherte sich Räikkönen im eigentlich unterlegenen McLaren die Vize-Weltmeisterschaft - nur zwei Punkte hinter Michael Schumacher. Der WM-Kampf war bis zum Saisonfinale in Japan offen.

Achterbahnfahrt bei McLaren

In der Saison 2004 fehlte es McLaren an der Konkurrenzfähigkeit, Foto: xpb.cc
In der Saison 2004 fehlte es McLaren an der Konkurrenzfähigkeit, Foto: xpb.cc

2004 folgte ein Seuchenjahr für McLaren. Der MP4-19 litt an zahlreichen Kinderkrankheiten - Ausfälle ohne Ende für Räikkönen und Coulthard waren die ärgerliche Folge. Erst mit einem Update am Auto kehrte Besserung ein und so fuhr Räikkönen in Belgien zu seinem zweiten Sieg in der Formel 1. In der Endabrechnung reichte es in diesem Jahr nur zu Platz sieben - immerhin besser als der erfahrene Teamkollege Coulthard, der seine letzte Saison für McLaren bestritt.

2005 hatte McLaren über weite Strecken das schnellste Auto, verpasste den Titel aber trotzdem, Foto: Sutton
2005 hatte McLaren über weite Strecken das schnellste Auto, verpasste den Titel aber trotzdem, Foto: Sutton

McLaren hatte sich für 2005 hinters Zeichenbrett gesetzt und dem Duo Räikkönen/Montoya ein wesentlich schnelleres Auto zur Verfügung gestellt. Allerdings war auch der MP4-20 nicht frei von Problemen. Seine ersten drei Saisonsiege feierte der Iceman back-to-back in Spanien, Monaco und Kanada. Aufgrund von Strafversetzungen nach Motorschäden musste Räikkönen bei einigen Rennen von weit hinten starten und so reichte es nur noch für die Plätze zwei bis vier. Trotz sieben Saisonsiegen reichte es am Ende nur zur zweiten Vize-WM, denn Fernando Alonso fuhr eine fast fehlerfreie Saison auf Renault und hatte am Ende 21 Punkte Vorsprung.

Abschied von McLaren

Im Jahr 2006 hatte Räikkönen mit dem McLaren keine Chance auf den Titel, Foto: Sutton
Im Jahr 2006 hatte Räikkönen mit dem McLaren keine Chance auf den Titel, Foto: Sutton

Während Alonso zu seinem zweiten Titel in Folge fuhr, erlebte Räikkönen 2006 ein weiteres Jahr voller Pleiten, Pech und Pannen. In seinem sechsten Jahr bei McLaren gelang dem Iceman kein einziger Saisonsieg. Am Ende reichte es nur zu sechs Podiumsfahrten sowie drei Pole Positions. Nachdem Räikkönen beim USA GP früh mit seinem Teamkollegen Montoya aneinandergerasselt war, verließ der Kolumbianer anschließend die Briten und suchte sein Glück in der NASCAR-Serie. Für den Rest der Saison stieg Testfahrer Pedro de la Rosa an der Seite des Finnen ins McLaren-Cockpit.

Zum ersten Mal seit 1996 konnte McLaren in dieser Saison keinen Sieg einfahren, Foto: Sutton
Zum ersten Mal seit 1996 konnte McLaren in dieser Saison keinen Sieg einfahren, Foto: Sutton

Räikkönens Saisonhöhepunkt 2006 blieb der Auftakt in Bahrain, wo er vom 22. und letzten Startplatz noch auf den dritten Platz vorfuhr. Er wurde in der Endabrechnung Fünfter mit 65 Punkten. Für McLaren war es die erste sieglose Saison seit 1996. Es war Zeit für eine Veränderung...

Nach einem Pleitenjahr verließ Räikkönen McLaren in Richtung Ferrari, Foto: Sutton
Nach einem Pleitenjahr verließ Räikkönen McLaren in Richtung Ferrari, Foto: Sutton

Noch 2006 in Monza gab Ferrari offiziell bekannt, dass Räikkönen das Folgejahr für die Scuderia bestreiten würde. Damit trat der Iceman in große Fußstapfen, löste er doch Michael Schumacher ab, der zum Ende der Saison 2006 seinen Abschied aus der F1 bekannt gab - vorerst. Räikkönens Teamkollege wurde Felipe Massa, während Doppelweltmeister Alonso seinerseits Renault verließ und zu McLaren wechselte.

Einstand nach Maß

Räikkönen hatte bei Ferrari mit dem Auftaktsieg der Saison 2007 einen phänomenalen Einstand, Foto: Sutton
Räikkönen hatte bei Ferrari mit dem Auftaktsieg der Saison 2007 einen phänomenalen Einstand, Foto: Sutton

Räikkönen galt 2007 zunächst als großer Favorit auf den Titel. Dies wurde durch seinen Auftaktsieg in Australien untermauert. Doch schon in Malaysia war von einer Dominanz nichts mehr zu spüren. Zudem erwies sich der F2007 als äußerst unzuverlässig. Immer wieder verlor Kimi durch Ausfälle wichtige Punkte im Titelkampf.

Nach einigen Rückschlägen befand sich Räikkönen nach Saisonhalbzeit wieder im Titelkampf, Foto: Sutton
Nach einigen Rückschlägen befand sich Räikkönen nach Saisonhalbzeit wieder im Titelkampf, Foto: Sutton

Räikkönen fiel in der WM-Wertung zurück und alles sah nach einem reinen Zweikampf zwischen dem neu gegründeten McLaren-Gespann Alonso/Hamilton aus. Doch Kimi machte, was Kimi am besten kann: er blieb cool, schwieg und wurde immer schneller. Mit zwei Siegen in Magny Cours und Silverstone meldete sich der Iceman heimlich und leise im Titelkampf zurück.

Triumph in Rot

In Spa konnte Räikkönen 2007 seinen vierten Saisonsieg einfahren, Foto: Sutton
In Spa konnte Räikkönen 2007 seinen vierten Saisonsieg einfahren, Foto: Sutton

Seinen vierten Sieg ließ der Finne vier Rennen vor Schluss in Spa folgen - ein gutes Pflaster für ihn. Der nächste Triumph folgte beim vorletzten Lauf des Jahres 2007 in China; alles war für ein an Spannung kaum zu überbietendes Finale in Interlagos bereitet. So sollte es auch kommen, auch wenn Räikkönens Chancen auf den Titel gering waren. Bei einem Sieg Räikkönens hätten ein fünfter Platz Hamiltons oder ein zweiter Platz von Alonso nicht zum Titel gereicht.

Räikkönen entriss McLaren den sichergeglaubten Titel beim Finale in Interlagos, Foto: Sutton
Räikkönen entriss McLaren den sichergeglaubten Titel beim Finale in Interlagos, Foto: Sutton

Doch es kam, wie es kommen musste. Kurze Zusammenfassung des dramatischen Rennens: Hamilton hatte technische Schwierigkeiten, beging einen kapitalen Fahrfehler und wurde Siebter. Alonso kam nicht an Massa vorbei und musste sich mit P3 begnügen - Räikkönen feierte völlig überraschend seine erste Weltmeisterschaft in der Formel 1.

Lustlosigkeit und Rücktritt

2008 hatte Räikkönen gegen Teamkollege Massa das Nachsehen, Foto: Sutton
2008 hatte Räikkönen gegen Teamkollege Massa das Nachsehen, Foto: Sutton

2008 ging Räikkönen als großer Favorit ins Rennen, konnte die Leistungen der Vorsaison allerdings nicht bestätigen. In Malaysia feierte er seinen ersten Saisonsieg und ließ den zweiten zwei Runden später in Spanien folgen. Es sollte der letzte Triumph in diesem Jahr gewesen sein. Bis Großbritannien (Platz 4) lief es noch recht gut für den Iceman, danach ging es bergab. Am Ende der Saison reichte es für Räikkönen nur zu Platz drei in der WM, während sich Teamkollege Massa bis zur letzten Kurve mit Hamilton um den Titel duellierte - und den Kürzeren zog.

Nach einer weiteren ernüchternden Saison 2009 folgte der Rücktritt aus der Formel 1, Foto: Sutton
Nach einer weiteren ernüchternden Saison 2009 folgte der Rücktritt aus der Formel 1, Foto: Sutton

Entgegen aufkommender Gerüchte um einen Abschied bei Ferrari verlängerte die Scuderia Räikkönens Vertrag vorzeitig bis 2010. So weit sollte es allerdings nicht kommen, denn der Iceman verließ die Italiener nach drei Jahren in Richtung Rallye-WM. Kimi startete schwach in die Saison, sein bestes Ergebnis nach zahlreichen Pleiten war Platz zwei in Ungarn, der allerdings von Felipe Massas schwerem Trainingsunfall überschattet wurde. Seinen bis dato letzten Sieg in der Formel 1 feierte Räikkönen in Spa - am Ende wurde er in der WM-Wertung nur Sechster und anschließend von Alonso ersetzt.

WRC-Abenteuer und F1-Comeback mit Lotus

In den Jahren 2010 und 2011 trat Räikkönen mit mäßigem Erfolg in der WRC an, Foto: Sutton
In den Jahren 2010 und 2011 trat Räikkönen mit mäßigem Erfolg in der WRC an, Foto: Sutton

2010 und 2011 trat Räikkönen bei insgesamt 21 WRC-Läufen an, zunächst für das Citroen Junior Team und dann mit seiner eigenen Mannschaft ICE 1 Racing. Der Sprung auf das Podium blieb dem Iceman jedoch versagt, denn er kam über einen fünften Platz in der Türkei nicht hinaus.

Mit neuer Motivation sahen die Fans bei Lotus einen Räikkönen in Höchstform, Foto: Sutton
Mit neuer Motivation sahen die Fans bei Lotus einen Räikkönen in Höchstform, Foto: Sutton

2012 kam es schließlich zum großen Formel-1-Comeback. Räikkönen unterzeichnete einen Vertrag bei Lotus und schied in der gesamten Saison kein einziges Mal aus. Das Highlight für den Finnen kam beim Großen Preis von Abu Dhabi, den er für sich entscheiden konnte.

Zwei Siege konnte Räikkönen in seiner Zeit bei Lotus einfahren, Foto: Sutton
Zwei Siege konnte Räikkönen in seiner Zeit bei Lotus einfahren, Foto: Sutton

Auch 2013 hielt der Iceman Lotus die Treue und feierte prompt beim Saisonauftakt in Melbourne den Sieg. In Belgien endete für den Finnen dann eine eindrucksvolle Serie: 27 Mal in Folge war Räikkönen in die Top-10 gefahren, was einen neuen Rekord bedeutete, doch in Belgien kam aufgrund eines Bremsdefekts das vorzeitige Aus. Nachdem der Finne lange Zeit bei Red Bull im Gespräch war, entschloss er sich schließlich, 2014 zu Ferrari zurückzukehren.

Zweite Ehe mit Ferrari

Räikkönen befand sich 2014 nur selten vor Alonso, Foto: Sutton
Räikkönen befand sich 2014 nur selten vor Alonso, Foto: Sutton

Ab 2014 fuhr Räikkönen an der Seite von Fernando Alonso ein zweites Mal in seiner Formel-1-Karriere für Ferrari. Gegen den dominanten Spanier hatte Räikkönen allerdings keine Chance und zog im teaminternen Duell mit 55 zu 161 Punkten klar den Kürzeren. Alonso verließ nach der Saison das Team Richtung McLaren, während Räikkönen mit Sebastian Vettel den nächsten Superstar zur Seite gestellt bekam.

2015 kehrte Räikkönen in den Farben von Ferrari aufs Podium zurück, Foto: Sutton
2015 kehrte Räikkönen in den Farben von Ferrari aufs Podium zurück, Foto: Sutton

Mit Vettel pflegte Räikkönen seit jeher ein freundschaftliches Verhältnis und auch auf der Strecke konnte sich der Finne gegen den deutschen Teamkollegen zumindest wieder ansatzweise rehabilitieren. Während er in der Gesamtwertung 2014 nur auf dem zwölften Platz landete, konnte er 2015 gleich hinter dem Teamkollegen Rang vier sicherstellen. Dabei schaffte er drei Mal den Sprung aufs Podium, was ihm im Vorjahr gänzlich verwehrt blieb.

Rücktrittsgerüchte und Vertragsverlängerung

Raikkönen hat sich 2016 noch einmal gesteigert und damit gute Argumente für eine Vertragsverlängerung in Maranello geliefert, Foto: Sutton
Raikkönen hat sich 2016 noch einmal gesteigert und damit gute Argumente für eine Vertragsverlängerung in Maranello geliefert, Foto: Sutton

Trotz persönlicher Steigerung kassierte Raikkönen 2015 eine relativ deutlichen Niederlage gegen Vettel, der drei Rennen gewinnen konnte. Auch die Tatsache, dass sich Räikkönen im Alter von nun 36 Jahren im Spätherbst seiner Formel-1-Karriere befindet, führte zu hartnäckigere Gerüchten, dass es nicht zu einer Vertragsverlängerung mit Ferrari kommen würde. Raikkönen zog das Tempo 2016 allerdings noch einmal an und schloss weiter zu Vettel auf. Im Rahmen des Rennwochenendes in Silverstone gab Ferrari bekannt, dass der Iceman auch 2017 und damit für mindestens ein weiteres Jahr für das italienische Team in der Formel 1 antreten wird.