Neue Strecke, und doch alles beim Alten: Mercedes eröffnete das Formel-1-Wochenende in Baku in gewohnter Manier. Lewis Hamilton sicherte sich in beiden Trainings die Bestzeit. Teamkollege Nico Rosberg folgte jeweils auf dem zweiten Platz. Der Rest des Feldes lag in beiden Sessions mindestens eine halbe Sekunde hinter den Silberpfeilen. Schon am Freitag deutet vieles auf ein weiteres Siegduell zwischen Hamilton und Rosberg hin.

Dabei ging der erste Stich an den amtierenden Weltmeister. Hamilton war nicht nur schneller als Rosberg - er ließ ihn geradezu stehen! Im 2. Training nahm Hamilton seinem ersten Verfolger fast sieben Zehntelsekunden ab. Vormittags war der Brite fast vier Zehntel schneller. Und das kurz nach seinen durchaus provokativen Aussagen, keine Lust auf Simulator-Fahrten oder Streckenbegehungen zu haben.

Nicht schwer, aber rutschig

Naturtalent Lewis - die mit Abstand schnellste Tageszeit auf dem Baku City Circuit erzielte er in 1:44.223 Minuten. "Ein guter Tag und ein schöner Start in das Wochenende", sagte Hamilton anschließend. "Die Strecke ist nicht einfach. Nicht unbedingt, weil der Streckenverlauf besonders schwierig zu lernen ist, sondern vielmehr weil es sehr rutschig ist." Häufig verbremsten sich die Fahrer und mussten den Notausgang nehmen - so auch geschehen bei Hamilton im 1. Training.

Hamilton war schneller als Rosberg, doch ganz rund lief sein Programm nicht. Einen Long Run musste er nach einem Bremsplatten beenden. Teamkollege Rosberg kam ebenfalls nicht unbeschadet davon, zum Ende des 2. Trainings rollte er mit seinem Silberpfeil auf der Strecke aus. "Leider verlor mein Auto Leistung und ich musste anhalten", sagte der WM-Spitzenreiter. "Die Ursache dafür untersuchen wir gerade noch."

Vorzeitiger Feierabend für Nico Rosberg in Baku, Foto: Sutton
Vorzeitiger Feierabend für Nico Rosberg in Baku, Foto: Sutton

Rosberg hadert mit Pace

Rosberg weiter zu seinen ersten realen Erfahrungen auf dem brandneuen Straßenkurs in Aserbaidschan: "Die Pace auf einer Runde war für mich etwas knifflig. Denn ich hatte nur einen Satz weicher Reifen zur Verfügung. Dafür fühlte sich mein Long Run mit dem superweichen Reifen gut an." Nach den vergangenen Pleiten in Monaco und Kanada liegt es nun an Rosberg, das Ruder im Titelkampf herumzureißen. Am Donnerstag musste er sich bereits erste Fragen gefallen lassen, ob er nun nervös werde nach dem bombigen Saisonstart.

Die bisherigen Leistungen in Baku lassen darauf schließen, dass der Sieg nur über Mercedes führen kann. "Wir haben an beiden Autos eine gute Balance mit viel und wenig Sprit an Bord gefunden und die Reifen scheinen ebenfalls gut zu funktionieren", machte sich Technikchef Paddy Lowe keine Sorgen. Wieder einmal wird das Qualifying wichtig, auch wenn sich auf dem breiten Stadtkurs bessere Überholmöglichkeiten bieten sollten. Hamilton zum Dritten - oder schlägt Rosberg zurück?

Nico Rosberg führt nach zwei Pleiten weiter die WM an, Foto: Sutton
Nico Rosberg führt nach zwei Pleiten weiter die WM an, Foto: Sutton

Wolff: Keine Depression bei Rosberg

Von einem Wechsel des Momentums wollte der Chef selbst nichts wissen. "War es nicht", sagte Toto Wolff am Freitagabend. "Wenn man die Fakten betrachtet: Beide liegen sehr nah beieinander. Nico hatte einen brillanten Lauf und gewann sieben Rennen in Folge. Es war klar, dass dies irgendwann enden würde. Das ist auch geschehen.

Wolff weiter: "Die Balance hat sich mehr in Richtung Lewis und ein paar anderer Fahrer verschoben. Das ist normal. Und es bedeutet jetzt nicht, dass er in eine Depression verfällt, weil es nicht weiterging. Diese Jungs sind Profis und pendeln nicht viel emotional oder mental. Ich habe also keinen Zweifel daran, dass das für ihn kein Problem ist."