Wieder ordentlich was los in Baku! Nach dem lang erwarteten Debüt am Mittag samt ersten Crashs lieferte auch das 2. Freie Training zum Europa GP Aufreger. Diesmal gab es Probleme an der Strecke selbst: Wackel-Alarm an den Kerbs! Noch dazu wieder reichlich Abflüge, Pirouetten und Rangier-Aktionen, aber auch deutlich schnellere Zeiten als am Mittag sowie Licht und Schatten bei Mercedes und Drama bei Ferrari. Alle Infos im Überblick:

Die Platzierungen: Im 2. Training hielten die Supersofts Einzug bei allen Teams. Mit der weichsten in Baku verfügbaren Reifenmischung purzelten die Zeiten gegenüber dem ersten Training drastisch. Die Bestzeit sicherte sich Lewis Hamilton in 1:44.223 Minuten, stolze sieben Zehntelsekunden vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg, ehe die Rennställe geschlossen zur üblichen Longrun-Arbeit übergingen.

Dem ersten Silberpfeil-Verfolger Sergio Perez fehlte mehr als eine Sekunde auf den Weltmeister. Die Top-5 komplettierten Valtteri Bottas und Nico Hülkenberg. Kurzum: Nur Mercedes-Piloten an der Spitze. Die Ferrari und Red Bull kamen indessen nicht über abgeschlagene Positionen im Mittelfeld hinaus.

Die Zwischenfälle: Gleich zum Start der Session gab es wieder reichlich Pirouetten und Rückwärtsgangeinlagen in Baku. Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen, Esteban Gutierrez, Felipe Massa und Max Verstappen schossen binnen weniger Minuten in Notausgänge, rangierten oder drehten sich. Mit etwas Abstand stiegen Romain Grosjean, Jolyon Palmer, Jenson Button und Carlos Sainz ins Rangier-Festival ein. Hamilton leistete sich im Lauf der Session unterdessen mehrere, aber nur kleine Ausrutscher.

Bei Fernando Alonso und Marcus Ericsson sorgten für Fehlermeldungen hingegen die Boliden. Der Schwede stand endlos lang an der Box, offenbar mit gebrochenem Auspuff. Der Spanier konnte seinen McLaren zumindest einige Runde lang pilotieren, steckte allerdings plötzlich im siebten Gang fest. Alonso rettete das Auto jedoch zurück in die Garage.

Kurz darauf wieder ein Notausgangbesuch: Diesmal von Kevin Magnussen, der sich gleich doppelt verbremste. Kurz darauf tat es ihm Nico Hülkenberg gleich. Alonso rutsche nach seinem Comeback ebenfalls kurz neben die Strecke, genauso Daniil Kvyat, Pascal Wehrlein und Rosberg. Hamilton klagte unterdessen über ein lautes Piepen im Ohrknopf.

Kein Drama im Vergleich zum Problem bei Rosberg, dessen Mercedes 20 Minuten vor Schluss ausrollte. "Ich habe den Vortrieb verloren", funkte Rosberg. Kurz vor Schluss erwischte es dann auch noch Räikkönen, der seinen Ferrari ohne auf den ersten Blick erkennbaren Grund abstellen musste. Dann auch noch Vettel in Problemen. Der Deutsche schleppte sein SF16-H ebenfalls mit einem Defekt nur noch gerade so zurück in die Box. Der Grund: "MGU-K-Problem wie bei Kimi", funkte Ferrari.

Die Technik: Diesmal standen weniger die Boliden als die neue Strecke selbst im Fokus. Noch vor Beginn des zweiten Trainings hatte sich ein Kerb in Kurve zwei gelöst. Passiert war das Missgeschick während des Qualifyings der GP2. "Es könnte vielleicht sein, dass sich der Kerb gelockert hat, weil Busse darüberfahren, um die Marshalls einzusammeln", rätselte ein überraschter Streckenarchitekt Hermann Tilke bei Motorsport-Magazin.com.

Zwischen den Trainings wurde in Baku an den Kerbs gearbeitet, Foto: Sutton
Zwischen den Trainings wurde in Baku an den Kerbs gearbeitet, Foto: Sutton

Das GP2-Quali wurde vorsorglich abgebrochen und soll nach dem F1-Training nachgeholt werden. Kurzzeitig schien auch der Start des FP2 zu wackeln. Schließlich gab es jedoch eine Lösung: Kerbs verschweißen statt verschrauben. Und zwar an allen kritischen Stellen, um Risiken auszuradieren. Die Session startete ohne Verzögerung, allerdings sah man die Kerbs teilweise ziemlich wackeln. Auch für Daniel Ricciardo, dessen Mechaniker den Red Bull nach dem Crash im ersten Training pünktlich zur zweiten Session repaiert hatten. In Sachen Kerbs erfolgte zu Beginn der Session eine Order der Rennleitung, den Kerb in Kurve sechs zu meiden.

Das Wetter: Bereits in der ersten Session hatte sich Baku von seiner Sonnenseite präsentiert. Auch im zweiten Training blieb es warm, allerdings legte das Quecksilber alles andere als zu. Nur mehr bis zu 25 Grad Luft- und über 34 Grad Streckentemperatur wurden am jetzt späten Nachmittag gemessen. Die Strecke selbst präsentierte sich in der zweiten Einheit naturgemäß weniger 'grün' als noch beim Auftakt, was die massiv schnelleren Rundenzeiten erklärt.

Die Analyse: Mercedes scheint in Baku bislang in einer eigenen Liga unterwegs zu sein. So eklatant war der Vorsprung der Silberpfeile auf die versammelte Konkurrenz schon lange nicht mehr. Besonders erstaunlich jedoch, wie abgeschlagen Ferrari und Red Bull im Klassement rangieren. Nur wegen unterschiedlicher Benzinladung oder anderen Longrun-Programmen?

Die Scuderia jedenfalls spulte durchaus lange Runs auf beiden Reifenmischungen ab. Erst der Samstag wird das wahre Kräfteverhältnis offenbaren.Trotzdem scheinen auf dem Papier erst einmal sämtliche Mercedes-befeuerten Boliden stark aufgestellt. Mit Ausnahme vielleicht von Rosberg, der sich Sorgen um seinen vielleicht defekten Motor machen muss. Doch auch bei Ferrari gibt es hier noch Analysebedarf ...