Mit dem Monaco GP steht an diesem Wochenende nicht nur eines der spektakulärsten Rennen auf dem Programm. Für Max Verstappen geht es insbesondere darum, seinen historischen Barcelona-Sieg hinter sich zu lassen und den Fokus neu zu legen. Angesichts der Stimmung gerade in den Niederlanden, die nach seinem Sieg vorherrschte, jedoch kein leichtes Unterfangen. "Es war ziemlich verrückt in Holland. Der erste Sieger aus Holland zu sein, ist sehr speziell. In diesem Fall kann ich mich sowohl als den jüngsten, als auch als den ältesten bezeichnen - wenigstens etwas, worin ich der Älteste bin", scherzte Verstappen.

Die Zeit nach seinem Sieg verbrachte er zurückgezogen, wodurch er sich dem Trubel in der Heimat ein wenig entzog. "Ich bin nicht zu oft auf die Straße gegangen, sondern habe die Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden genossen. Aber hoffentlich kommen nun mehr Fans an die Strecke", hofft Verstappen auf zusätzliche Unterstützung durch die Oranje-Fans.

Neben den Fans war auch Verstappens ehemaliger Teamchef und Landsmann Frits van Amersfoort vom Sieg des 18-Jährigen begeistert. "Holland hat einen neuen Helden! Unsere Fußballmannschaft hat uns im Stich gelassen, aber jetzt haben wir ja den Max. Max wird mal Weltmeister, das ist nur eine Frage der Zeit", so van Amersfoort, als Motorsport-Magazin.com ihn in Spielberg traf. Für ihn gibt es einen speziellen Grund, warum Verstappen bereits in diese Sphären der Königsklasse aufgestiegen ist. "Einfach gesagt: Der Max fährt noch immer sein Gokart. Ob das Kart jetzt Formel 3, Formel 1, Toro Rosso oder Red Bull heißt, ist ihm wurscht. Er fühlt sich zuhause in seinem Gokart und fährt einfach sauschnell", erklärt er.

Über den Menschen Verstappen kann van Amersfoort aus der gemeinsamen Zeit 2014 nur Gutes berichten. "Max ist als Mensch ein unglaublich toller Typ. Das macht ihn so wunderbar: Er fährt wie ein Roboter, ist neben der Strecke aber einfach ein super Typ", stellt er klar.

Druck als positive Energie

Dieser menschgewordene Roboter zeigte auch unter größter Bedrängnis durch Kimi Räikkönen in Spanien keinen einzigen Fehler. Woher nimmt er in seinen jungen Jahren diese Coolness? "Ich denke, jeder Fahrer hat Druck. Aber ich wandele es in positiven Druck um. Solange man es genießt und Spaß hat, ist es das Wichtigste, Erfolg zu haben. Schlussendlich versuche ich immer, mein Bestes zu geben. Ich denke, das nimmt viel Druck weg", erläutert der Teenager.

Zudem sei die Situation vor zwei Wochen nicht vorhersehbar gewesen, als er plötzlich in Richtung Sieg fuhr. Große Gedanken, die ihn ablenken, waren entsprechend nicht vorhanden. "Ich habe meinen Helm aufgesetzt, bin ins Auto gesprungen und plötzlich hatte ich das Rennen angeführt. Von diesem Moment an versuchst du, das Beste aus den vorherigen Erfahrungen mitzunehmen. Das Auto lief super, andernfalls hätte ich das auch gar nicht hinbekommen können", blickt er zurück.

Max Verstappen hielt dem Dauerdruck von Kimi Räikkönen in Spanien stand, Foto: Sutton
Max Verstappen hielt dem Dauerdruck von Kimi Räikkönen in Spanien stand, Foto: Sutton

Ricciardo am Donnerstag deutlich schneller

In Monaco gelten die Red Bulls als Mitfavoriten auf den Sieg, auch ohne Mercedes-Kollision. Verstappen muss das Wochenende jedoch mit einem Handicap bestreiten. Sein Teamkollege Daniel Ricciardo bekommt für das Rennen im Fürstentum die neue Power Unit von Renault, Verstappen muss sich noch mit dem alten Exemplar begnügen. Der Unterschied zwischen den beiden Aggregaten soll bei etwa 35 PS liegen. Auch wenn in Monaco die Motorleistung die kleinste Rolle aller Strecken im Kalender spielt, weiß Verstappen um den Nachteil.

"Es gibt einen kleinen Unterschied. Sicherlich wäre es in Kanada ein größerer Unterschied, aber ich muss den bestmöglichen Job machen", so Verstappen nach den beiden Trainings am Donnerstag. Zweimal fuhr Verstappen in die Top fünf, in der Nachmittagssession jedoch fehlte ihm fast eine Sekunde auf Ricciardo, der die Session als Schnellster beendete. Ein erheblicher Unterschied, der Verstappen jedoch nicht nervös macht.

"Es war nicht so schlecht. Das Gefühl war da, ich habe Runde für Runde zugelegt. Zudem hatten wir keine Unfälle, was das Wichtigste war", so die erste Reaktion des Niederländers nach dem Training. Er weiß jedoch, dass noch einiges an Arbeit vor ihm und dem Team liegt. "Wir müssen an der Balance des Autos arbeiten, mehr Vertrauen ins Auto bekommen. Und dann werden wir sehen. Wir sind nicht zu weit weg von Mercedes, daher versuchen wir, unser Auto zu verbessern. Denn sie tun sicher dasselbe", weiß der Jungstar.