Die beiden Youngster Carlos Sainz und Max Verstappen stehen 2016 unter besonderer Beobachtung. Nach einem erfolgreichen Rookie-Jahr sind die Erwartungen diese Saison entsprechend hoch. Mit Ferrari-Power im Heck und neuem Chassis stehen die Chancen für das Fahrerduo nicht schlecht. Die neuen Regeln, insbesondere das geänderte Qualifying-Format, könnte den Toro Rosso-Piloten in die Karten spielen.

Startplatz neun besser als P8

Das neue Quali-Prozedere wird auch von den Toro Rosso-Piloten mit Spannung erwartet. Dadurch wird sich einiges in der Herangehensweise ändern. "Letztes Jahr hätte ich sagen können, Q3 ist unser klares Ziel", sagte Sainz. "Dieses Jahr sind in Q3 nur noch die Top-8. Das macht es schwieriger. Williams, Ferrari und Mercedes sind für mich klar vor uns. Und dann gibt es einige Teams, wie Red Bull, Force India und uns, von denen man nicht weiß, wer vorne ist." Dennoch bleibt der Einzug in das letzte Quali-Segment das ausgesprochene Ziel von Toro Rosso. "Ich kann versprechen, dass wir unser Bestes geben werden, um in Q3 zu kommen."

Dementsprechend bitter wäre es für den Spanier, Neunter im Qualifying zu werden. "Vielleicht ist das Auto für die Top-12 gut, vielleicht auch für P11 oder P8. Wenn ich dann P9 erreiche, ist es nicht genug", sagte Sainz gegenüber Motorsport-Magazin.com. Das neue Format will der Spanier aber nicht vorab verurteilen. "Geben wir dem neuen System eine Chance. Hoffentlich wird es das Qualifying aufregender machen", so Sainz. "Es könnte ein Nachteil sein, auf P8 oder P7 zu stehen, aber gerade als Toro Rosso-Fahrer ist Q3 ein bisschen wie eine Pole Position, weil es dein Maximum ist."

Teamkollege Verstappen vermutet hingegen, dass Startplatz neun im Vergleich zu Platz acht gar ein Vorteil fürs Rennen sein könnte. "Du versuchst natürlich dein Bestes. Aber es ist jetzt etwas schwieriger, weil wir drei Mischungen haben", sagte Verstappen. Der Niederländer spielt darauf hin, dass man mit Platz neun mit einem frischen Satz Reifen starten könnte, bei Erreichen von Q3 hingegen mit einem gebrauchten.

Sainz erwartet schwierige Starts, Foto: Sutton
Sainz erwartet schwierige Starts, Foto: Sutton

"Vergangenes Jahr hatten wir noch den Medium- und den Soft-Reifen. Der Unterschied zwischen Mediums und Supersofts ist hingegen massiv bezüglich ihrer Abnutzung", erklärte Verstappen. "Man kann sich daher verschiedene Strategien überlegen. Es kann daher ganz interessant sein, es nicht in Q3 zu schaffen, wenn man relativ nah an einem Team dran ist, das Siebter oder Achter ist." Ein Vorteil, der sich besonders in Kanada bemerkbar machen müsste. Denn in Montreal kommt der Ultrasoft-Reifen erstmalig zum Einsatz. "Du sparst dir einen Boxenstopp. Das wird mit Sicherheit interessant werden", sagte Verstappen gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Neue Startregelung: Uneinigkeit bei Toro Rosso

Über das neue Startprozedere herrscht Uneinigkeit unter den Toro Rosso-Piloten. Während Verstappen dem ganzen entspannt gegenüber steht, erwartet Sainz mehr Schwierigkeiten. "Es ist viel schwieriger, eine völlige Veränderung gegenüber letztem Jahr", sagte der Spanier. "Ich denke, nicht jeder wird hundertprozentig perfekte Starts hinbekommen. Früher war es schon nicht einfach, aber jetzt ist es viel schwieriger. Auch für das Hirn, denn man hat jetzt nur eine Hand an der Kupplung, um auf die Ampel zu reagieren." Gleichzeitig könnten sich neue Chancen ergeben. "Man versucht immer derjenige zu sein, der es richtig hinbekommt und trainiert es, weil es die Chance gibt, dass die anderen es falsch machen", so Sainz.

Verstappen erwartet sich hingegen weniger Änderungen für ihn als Fahrer. Spektakulärer soll es jedoch für den Zuschauer werden. "Für mich ändert sich nicht viel. Aber wir haben etwas mehr durchdrehende Räder und mehr Reifenqualm. Das ist gut fürs Fernsehen", sagte der Niederländer. Bei den Starts könnten einige aber weniger aggressiv zu Werke gehen. "Man kann auch einen guten Start hinbekommen, selbst wenn man es konservativ angeht. Vielleicht verlierst du ein Zehntel von 0 auf 100, aber nicht gleich eine ganze Sekunde." Für den neuen Startablauf sieht sich der Niederländer jedenfalls bestens vorbereitet. "Es ist zwar etwas schwieriger, den richtigen Punkt zu finden. Aber wir haben das in Barcelona geübt und hoffe, dass es auch hier funktionieren wird", so Verstappen.