Die vorläufige Abfuhr an Renault als Motorenlieferant und die verzweifelte Suche nach einem Ersatz hat nicht nur Red Bull aus der Bahn geworfen. Auch Toro Rosso stand für 2016 ohne Power Unit da. Doch Ende letzten Jahres dann die Entwarnung: Toro Rosso hat einen Deal mit Ferrari an Land gezogen. Die Italiener statten das Schwesterteam von Red Bull mit 2015er Power Units aus.

Die spät geschlossene Partnerschaft hat Toro Rosso jedoch zeitlich aus dem Konzept gebracht. Der am Montag bei den Testfahrten in Barcelona präsentierte neue Dienstwagen von Max Verstappen und Carlos Sainz ist sowohl vom Chassis als auch unter der Haube nagelneu. Doch mit der Lackierung ist man noch nicht fertig geworden. Daher griff man bei Toro Rosso auf eine Interimslösung für die ersten Testfahrten in Barcelona zurück.

Das Auto

Mit dem Vorgängermodell, dem STR10, konnten Carlos Sainz und Max Verstappen in ihrem ersten Jahr in der Königsklasse mehr als Achtungserfolge erzielen. Dabei ließ Toro Rosso streckenweise sogar die große Schwester Red Bull blass aussehen. Mit dem neuen Chassis und Neu-Motorenpartner Ferrari könnten Franz Tost und sein Team weiter vorne mitmischen, als sie annehmen. Auch wenn Sainz und Verstappen mit einem Vorjahresantrieb von Ferrari im Heck an den Start gehen werden, ist von einem Leistungsvorsprung beispielsweise gegenüber Red Bull auszugehen. Verstappen geht von einer Verbesserung der Rundenzeit von einer Sekunde aus - und das allein durch die neue Ferrari-Power-Unit.

Der enge Zeitrahmen hat Toro Rosso letztlich einen Strich durch die Rechnung gemacht, weswegen das neue Dienstfahrzeug von Verstappen und Sainz der Öffentlichkeit noch nicht in seiner vollen Pracht präsentiert werden kann. Dennoch beteuerte Teamchef Franz Tost stets, trotz Schweißperlen auf der Stirn im Zeitplan zu sein. Daher schob man den unwichtigsten Part, die Lackierung, auf. Die neue Lackierung wird der Rennstall am 29. Februar im Rahmen der zweiten Testfahrten zur Schau stellen.

Die Fahrer

Unverändert hält man bei Toro Rosso an den Youngsters fest. Wieso denn auch nicht? Verstappen überzeugte in seinem ersten Jahr in der Königsklasse vor allem durch seine gewagten Überholmanöver. Wunderschöne Überholmanöver auf der letzten Rille wie in Spa-Francorchamps oder beim Großen Preis von Brasilien ließen den "Ausrutscher" in Monaco verblassen, als Verstappen dem damaligen Lotus-Piloten Romain Grosjean auf der Start-Zielgeraden ins Heck krachte.

Weniger Glück über den Saisonverlauf gesehen hatte Verstappens Teamkollege. Sainz hatte mehr technisch bedingte Ausfälle zu beklagen. Wie der Spanier selbst betonte, habe er nur unwesentlich weniger Überholmanöver auf der Strecke gehabt als Verstappen. Dies gilt es nun, in Punkte umzumünzen. Denn die 30 Punkte, die ihm 2015 auf Verstappen fehlten, will er 2016 nicht auf sich sitzen lassen.

Das Team

100 neue Mitarbeiter stellte das Team über den Winter ein. Eine beachtliche Zahl, damit stieg die Toro Rosso-Belegschaft auf 480 Personen. Allerdings nur für kurze Zeit. Denn die Verzögerungen durch den späten Ferrari-Deal hätten die Entwicklung des neuen Boliden erheblich beeinträchtigt. Deswegen werden die Neuankömmlinge ab März wieder freigestellt. In der Fabrik wurde im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet. Anders wäre das Arbeitspensum nicht zu bewältigen gewesen, sagte Tost.

Doch abgesehen von der kurzzeitigen Personalaufstockung hat sich in der Belegschaft nicht viel getan. Franz Tost vertraut auf Konstanz. James Key bleibt Technischer Direktor, Graham Watson fungiert weiterhin als Team Manager, Brendan Gilhome als Aerodynamikchef, um nur einige Beispiele zu nennen. Besonders auf Letztgenannten setzt man bei Toro Rosso einiges. Denn das Team hat 2015 den Dino Toso Racecar Aerodynamicist of the Year Award für den STR10 gewonnen.

Die Ziele

Verstappen erhofft sich, mit dem neuen Boliden einen großen Schritt nach vorne machen zu können. Allein die Ferrari-Power-Unit soll auf eine Runde eine Sekunde schneller sein. Da der STR10 bereits in schnellen Kurven besonders gut lag, erhofft sich der Niederländer, dass der neue Bolide an das Erfolgsrezept des Vorgängers anknüpft.

Franz Tost hat bereits erklärt, dass für ihn Wissenstransfer der Schlüssel zu langfristigem Erfolg ist. Daher baut man bei Toro Rosso auch weiterhin auf eine enge technische Zusammenarbeit mit dem Schwesterteam Red Bull. Der große Vorteil liegt dabei auf der Hand: Man spart Ausgaben für Entwicklungsarbeit- und kosten und der technische Vorsprung einzelner Teams würde sich egalisieren. Doch da spielen bekanntlich nicht alle mit.