"Die Geschichte vom Mann, der die Maschine beherrscht - quasi dem modernen Gladiator - ist für mich einmalig und wird mich wohl ein Leben lang begleiten. Du weißt nie, was in der nächsten Kurve passiert. Das fasziniert mich seit all den Jahren." Worte des früheren TV-Kommentators Jacques Schulz, als er vor einigen Jahren im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com über die Faszination am Motorsport fachsimpelte.

Eine Meinung, die nicht nur viele Fans, sondern gern auch ehemalige Rennfahrer teilen. Brachiale Motoren mit über 1.000 PS. Fahrer, die nach einem Grand Prix völlig fertig aus ihren Boliden aussteigen. Fahrzeugmonster, die kein Normalsterblicher jemals bändigen könnte. "Die Formel 1 muss extrem, unerreichbar, dumm und verrückt sein - so war es immer", sagte jetzt auch Jacques Villeneuve. Und weiter: "Sie muss ein Labor sein, bei dem der Himmel die Grenze ist."

2014 versuchte sich Berger an einem Red Bull der neuen Generation, Foto: Red Bull
2014 versuchte sich Berger an einem Red Bull der neuen Generation, Foto: Red Bull

Wie ein Ritt auf der Kanonenkugel

Im Rahmen der aktuellen Motoren-Diskussionen äußerten sich zuletzt einige Ex-Fahrer über den Stand der Königsklasse im Vergleich zu vergangenen Zeiten. "Wir sind mit 1.300 oder 1.400 PS gefahren, ohne automatisches Getriebe, ohne elektronische Hilfen und so weiter", sagte kürzlich Gerhard Berger bei einem Event in Kitzbühel. "Und auch ohne die heutige Aerodynamik. Man kann sich vorstellen, was das für ein Ritt auf der Kanonenkugel war."

Nun hat sich allerdings die Formel 1 weiterentwickelt. Gerade in Sachen Sicherheit sind dem Sport immer wieder Meilensteine gelungen, was gern einmal vergessen wird - wenn auch zum Teil auf Kosten der Action. Neue Zeiten verlangen zudem nach neuen Technologien. Hybrid ist die Zukunft der Straße und auch des Motorsports; da sind sich die meisten einig, auch wenn die alternative Energiequelle immer wieder kritisch beäugt wird.

Mit diesem Williams schnappte sich Villeneuve den WM-Titel, Foto: Sutton
Mit diesem Williams schnappte sich Villeneuve den WM-Titel, Foto: Sutton

Wunschkonzert Motor

Im vergangenen Jahr machte sich Villeneuve im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com hingegen für eine offenere Motorenregelung stark. "Es gäbe vielleicht ein Gesamtbenzinlimit für das gesamte Rennen und dann könnte jeder den Motor verwenden, den er haben möchte", so der Kanadier. "Ganz einfach. Einen V10, einen V8, einen 3-Liter-Motor, einen schweren oder leichten Motor. Dadurch gäbe es echte Entwicklung der Technologien."

Sicherlich klingen unterschiedliche Motorenkonzepte spannend und scheinen für Abwechslung zu sorgen - solange es niemand zahlen muss. Eine nahezu offene Entwicklung wäre nicht mehr zeitgemäß und würde am Ende wohl dafür sorgen, dass kleinere Teams überhaupt keine Überlebenschance mehr hätten. Und eine komplizierte Balance of Performance wünscht sich wohl kaum jemand für die Formel 1...

1.000 PS-Autos gibt es schon lange nicht mehr in der Formel 1, Foto: Sutton
1.000 PS-Autos gibt es schon lange nicht mehr in der Formel 1, Foto: Sutton

F1 als eierlegende Wollmilchsau

Was Villeneuve nun ebenfalls missfiel, war die eingeschlagene Richtung des Sports. Die so genannte Grüne Formel 1, zu dessen größten Befürwortern stets FIA-Präsident Jean Todt zählte. Rennsport ja - aber bitte umweltverträglich und dem Zeitgeist entsprechend? Für Villeneuve ein Unding. "Die F1 versucht, alles zu sein", sagte der aktuelle Formel-E-Fahrer gegenüber CNN. "Und das ist falsch. Sie versucht, ein Langstrecken-Auto zu sein mit einer Art Hybrid. Aber Hybridtechnologie wiegt 100 Kilo, und das Gewicht macht vier Sekunden pro Runde aus."

Auch wetterte Villeneuve wieder einmal - das macht er gern - über künstlich eingeführte Spannungselemente wie den DRS-Flügel oder die Idee, mehr als ein Rennen pro Wochenende zu fahren. "Alle diese Regeländerungen bringen etwas Negatives mit sich und an dieses Negative hat nie jemand gedacht. Das ist das Hauptproblem der Formel 1", wie er es einmal gegenüber Motorsport-Magazin.com formulierte. Stattdessen: zurück zu den Wurzeln. Extrem, dumm, verrückt.