Kurz nachdem Luca di Montezemolo im Herbst 2014 seinen Rücktritt bei Ferrari bekannt gegeben hatte, zollten ihm die Tifosi vor den Toren von Maranello Respekt, indem sie eine riesige Flagge mit dem Logo der Scuderia spannten. Auch die Mitarbeiter verabschiedeten sich damals herzlich von ihrem scheidenden Vorgesetzten. Nicht so die Chefetage, erklärte Montezemolo nun in einem Interview mit der Financial Times.

"Als Ferrari an die Börse gegangen ist, waren von den Ergebnissen, die sie präsentiert haben, 23 der 24 Jahre auf mich und meine Leute zurückzuführen. Was ich also zumindest von den Besitzern erwartet hätte, wäre ein offizielles Dankeschön gewesen", sagte Montezemolo. "Ich habe kein Geschenk erwartet, denn der Wert war unglaublich, aber zumindest ein Dankeschön."

Tatsächlich wird Montezemolo in der Mitteilung zum Börsengang nicht erwähnt. In seiner kurzen Ansprache dankte Sergio Marchionne dem Bericht zufolge dem italienischen Premierminister Renzi, John Elkann und Piero Ferrari - den Erben von Giovanni Agnelli und Enzo Ferrari - sowie der Stadt Mailand.

Vielmehr hatte Marchionne auf der Detroit Motorshow im vergangenen Jahr noch einmal kräftig nachgetreten. "Luca hat einen tollen Job gemacht, indem er die Geschäfte 23 Jahre lang geführt hat, aber wir haben seit 2008 keine Formel-1-Weltmeisterschaft mehr gewonnen", sagte Marchionne damals. "Wir hatten 2014 eine desaströse Saison und ich glaube, Organisationen neigen dazu, faul zu werden. Deshalb war es Zeit für ein paar Veränderungen."

Herz schlägt noch immer für Ferrari

Montezemolo hatte seine Karriere bei Ferrari 1973 als persönlicher Assistent von Enzo Ferrari begonnen. Von 1991 bis 2014 war er Ferrari-Präsident. Nach seinem Abschied fand er in der Beratung der Fluggesellschaft Alitalia und der Unterstützung der Bewerbung Roms um die Olympischen Spiele 2024 eine neue Herausforderung.

Montezemolo verriet, dass er privat noch einen Ferrari besitze, sich der Barchetta 360 - einst ein Geschenk von Agnelli - jedoch im Museum befinde. Nach wie vor schlägt sein Herz für die Marke. "Es ist ein vertrautes Gefühl. Auch wenn kein springendes Pferd darauf ist - wenn man das Auto sieht, weiß man sofort, dass es ein Ferrari ist", sagte er. "Wenn ich einen Monat frei haben könnte, dann würde ich in einem Ferrari California Cabrio nach Apulien, in die Toskana und nach Umbrien fahren. Man legt einfach nur einen Schalter um und das Dach ist weg. Ich liebe das."

Fakten: Die Ära di Montezemolo

  • 23 Jahre lang stand Luca di Montezemolo an der Spitze von Ferrari
  • 118 Siege feierte Ferrari mit di Montezemolo
  • 97 Mal startete ein Ferrari unter seiner Führung von der Pole
  • 8 Mal gewann er die Konstrukteurs-WM
  • 6 Mal holte er den Fahrer-Titel
  • 5 Mal gewann er mit Michael Schumacher die WM