Seit Dezember 2015 ist es fix: Mit der Saison 2016 kehrt Renault als Werksteam in die Formel 1 zurück und übernimmt das Lotus-Team, welches 2010 aus den Resten Renaults hervor gegangen war. Ein Schritt, der in der kommenden Saison auch Red Bull Racing beeinflussen könnte. Schließlich hatten die Bullen bisher fast eine Art Werksteam-Status beim französischen Automobilhersteller genossen.

Marko: Wir sind zahlender Kunde!

"Generell ändert sich nichts daran", zeigt sich Motorsportberater Dr. Helmut Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com jedoch nicht beunruhigt, dass RBR durch die Lotus-Übernahme benachteiligt werden könnte. "Renault hat sein eigenes Team und wir waren immer zahlender Kunde. Wir haben auch in der Zeit, in der wir einen sogenannten Werkstatus hatten, immer für den Motor bezahlt. Deswegen haben wir uns auch das Recht herausgenommen, für das, was wir zahlen, eine entsprechende Gegenleistung zu bekommen", sagt Marko am Donnerstag in Kitzbühel.

Es sei technisch auch nicht möglich, signifikante Unterschiede in den einzelnen Motoren zu machen. "Außer man baut verschiedene Ausbaustufen", erklärt der Motorsportberater, jedoch habe man sich bei Red Bull für diesen Fall vertraglich abgesichert. "Sodass wir immer auf dem gleichen Status sind", erklärt der 72-Jährige.

Aussagen, die Red Bull-Teamchef Christian Horner nicht mit Marko teilt. Der Brite klagte nach einer durchwachsenen Saison im Dezember 2015 noch öffentlich über magelndes Engagement seitens Renault. Er fürchtete damals, dass sich dieser Zustand mit dem Renault-Einstieg in der kommenden Saison noch weiter verschlimmere. "Seit Ende letzten Jahres (2014 Anm.) waren sie bestrebt, wieder ein Teilnehmer zu werden", sagte er damals laut Autosport. "Ich hatte nie das Gefühl, dass Renault das technische Können und die Simulationsfähigkeiten, die wir versucht haben anzubieten, voll angenommen hat. Und es war schon früh sehr klar, dass Renault nicht glücklich damit war, nur ein Lieferant zu sein."

Das Ziel vor Augen: Endlich wieder gewinnen

Für Marko jedoch kein Grund nervös zu werden, schließlich geht er davon aus, dass man bei Renault dasselbe Ziel verfolgt, wie bei Red Bull - nämlich endlich wieder Siege einzufahren. Und in diesem Punkt weiß er das österreichische Team klar im Vorteil - verglichen zum neuen Renault-Werksteam. "Wenn ich mir das derzeitige Lotus-Team, welches nun das Renault-Werksteam wird, anschaue, dann müssen sie, wenn sie halbwegs bei Verstand sind, alles auf uns setzen", mahnt der Red-Bull-Berater.

"Mit diesem Team und mit diesen Fahrern reißen sie praktisch überhaupt nichts", zeigt sich Marko augenscheinlich wenig beeindruckt von der bisher bekanntgegebenen Fahrerpaarung Jolyon Palmer und Pastor Maldonado. Während der Venezolaner die vergangene Saison auf Rang 14 und mit 27 Punkten beendete, war sein neuer Teamkollege Jolyon Palmer bis zuletzt nur als Testfahrer im Einsatz.

Konkurrenz aus der eigenen Familie

Marko und die Red-Bull-Familie, Foto: Sutton
Marko und die Red-Bull-Familie, Foto: Sutton

Gefahr vor Konkurrenz sieht Marko in der kommenden Saison viel mehr in den eigenen Reihen. Das Schwesterteam Toro Rosso geht 2016 mit Ferrari-Motor an den Start. "Wenn wir von den bestehenden PS-Zahlen ausgehen, dann hat Toro Rosso einen Vorteil von ungefähr fünf bis sechs Zehntel pro Runde", weiß der Österreicher. "Nur haben sie das Manko, dass man ihnen nicht den aktuellen Motor gibt, sondern den aus 2015 - mit keinerlei Weiterentwicklung", erklärt Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Doch mit dieser Konkurrenz kann Marko leben, wie er zugibt: "Sollte der Status Quo vom Vorjahr weiterhin bestehen, dass Renault keinerlei Verbesserungen bringt, dann wird Toro Rosso während den ersten Rennen sicher vor uns fahren. Das ist nicht angenehm, aber ist kein Problem", so der 72-Jährige. "Wir sind eine Familie und dann muss sich das Hauptteam, RBR, eben mehr anstrengen." Dennoch bleibt Marko erst einmal zuversichtlich. "Ich bin mir sicher, dass die Motorenentwicklung im Laufe der Saison zumindest auf den Stand der Ferrari-Motoren kommt."