S - wie Startaufstellung

Wie schon so oft in diesem Jahr glänzt auch zum Finale die erste Startreihe komplett silbern. Nico Rosberg hat seine gute Form einmal mehr unter Beweis gestellt und Lewis Hamilton im Qualifying-Duell zum sechsten Mal in Folge besiegt, obwohl er mit dem älteren Motor fuhr. "Ich freue mich, vorne zu stehen", sagte der Deutsche am Samstagabend. Sein Teamkollege startet direkt neben ihm.

Die Positionen dahinter sind wie folgt verteilt: Reihe zwei besteht aus Kimi Räikkönen im Ferrari und dem an diesem Wochenende äußerst starken Sergio Perez. Es folgen Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas, Nico Hülkenberg im zweiten Force India und Felipe Massa. Daniil Kvyat und Carlos Sainz komplettieren die Top 10. Sebastian Vettel schied als Sechzehnter schon in Q1 aus.

S - wie Start

Rosberg startet direkt vor Hamilton - das sorgte in dieser Saison bereits mehrmals für internen Ärger bei Mercedes, weil der Weltmeister seinen Teamkollegen in der ersten Kurve unsanft von der Strecke drängte. Der Deutsche beklagte sich darüber, bekam in der Öffentlichkeit aber den Vorwurf zu hören, er sei nicht hart genug für solche Situationen. Wer nun glaubt, angesichts der bereits entschiedenen Fahrer-WM werde es in Abu Dhabi harmonischer zugehen, dem widerspricht Niki Lauda. "Lewis wird alles versuchen, vor Nico zu sein. Der wird noch mehr riskieren. Lewis weiß, dass er nur gewinnen kann, wenn er am Start an Nico vorbei kommt. Er wird zurückschlagen." Rosberg wird nach seinen Siegen in Mexiko und Brasilien auf den GP-Hattrick aus sein.

Japan GP 2015: Hamilton drückt Rosberg am Start raus, Foto: Sutton
Japan GP 2015: Hamilton drückt Rosberg am Start raus, Foto: Sutton

S - wie Setup

Im ersten und dritten Training hatten die Ingenieure das Problem, dass die Sessions nicht zur gleichen Tageszeit stattfanden wie Rennen und Qualifying. Das macht in Abu Dhabi einen bedeutenden Unterschied, weil die Temperatur-Differenz zwischen Tag und Abend relativ groß ist, was sich stark auf Reifen und Material auswirkt. Der Asphalt und die Luft werden sich auch zwischen Start und letzter Runde mit mehr als zehn Grad viel deutlicher als in anderen Rennen abkühlen. Hier besteht die Herausforderung, einen Kompromiss beim Setup zu finden, der beidem Rechnung trägt.

S - wie Saisonfinale

Die großen Entscheidungen des Jahres 2015 sind in der Formel 1 längst gefallen. Bei den Fahrern stehen Weltmeister, Vize-Weltmeister und Dritter vor dem letzten Rennen ebenso fest wie bei den Konstrukteuren. Doch einige Duelle laufen noch. Valtteri Bottas liegt beispielsweise nur einen Punkt vor Kimi Räikkönen - und würde seinen Landsmann nicht nur aus Prestige-Gründen in der Endabrechnung gerne hinter sich wissen. Bei den Rennställen geht es sogar noch um sehr viel Geld. Zwischen drei und sechs Millionen Euro kann ein Platzwechsel im Mittelfeld der Konstrukteurs-Wertung ausmachen. Relevant ist das für das finanzschwache Lotus-Team. Maldonado, Grosjean und Co. liegen als Sechste nur neun Punkte vor den jungen Wilden in den Toro Rosso.

S - wie Strategie

Reifenlieferant Pirelli erwartet von der Mehrheit der Fahrer eine Zwei-Stopp-Strategie. Dies würde vermutlich bedeuten, dass mit Supersoft-Reifen gestartet wird und man nach ca. zehn und 32 Runden jeweils auf Softs wechselt. Am schnellsten könnte ein Pilot die GP-Distanz in Abu Dhabi theoretisch mit drei Stopps absolvieren. Das würde ebenfalls einen Start auf Supersofts und in den Runden sieben, 23 und 39 jeweils das Aufziehen von Softs bedeuten. Letztere Variante kommt aber nur für jene Teams in Frage, deren Autos schnell genug für viele Überholmanöver sind, falls man nach den Stopps im Verkehr festhängt. Pirellis Motorsportchef Paul Hembery: "Die während des Rennens fallenden Temperaturen führen eventuell dazu, dass die Strategien angepasst werden müssen."

S - wie Strecke

Die Fahrer müssen im Rennen 55 Mal die mit 1,2 Kilometern längste Gerade des F1-Kalenders passieren. Doch in Abu Dhabi gibt es noch mehrere längere Streckenabschnitte ohne Kurven. Es könnte also sein, dass es zum einen oder anderen Ausbremsmanöver kommt. In der Haarnadel-Kurve muss von einer Geschwindigkeit knapp unter 300 km/h massiv runtergebremst werden.

Ansonsten verfügt der Kurs hauptsächlich über langsame und mittelschnelle Kurven. Daher sind maximaler Anpressdruck und eine gute Traktion aus den langsamen Kurven heraus nötig. Die Boxenausfahrt verläuft durch einen Tunnel, der hinter Kurve 1 wieder auf die Strecke führt.

Der Yas Marina Circuit in Abu Dhabi, Foto: Sutton
Der Yas Marina Circuit in Abu Dhabi, Foto: Sutton

S - wie Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist die große Unbekannte in der Rechnung zum Abu Dhabi GP. Vermutlich war es ein Strategie-Fehler, der zu seinem Ausscheiden in Q1 führte. Dadurch startet der Ferrari-Pilot von der ungewohnten Position 16 aus ins Rennen. Doch man sollte den vierfachen Weltmeister nicht so leicht abschreiben. Er selbst tut das auch nicht. Befragt, wie unter diesen Umständen seine Chancen am Sonntag stehen, sagte er: "Das Podest ist immer möglich. Es ist ein langes Rennen." Der 28-Jährige scheint also fest entschlossen, am Ende seiner ersten Ferrari-Saison noch einmal eine Aufholjagd hinzulegen.

Dies gelang ihm an gleicher Stelle bereits. 2012 wurde er im Qualifying disqualifiziert, weil in seinem Boliden zu wenig Benzin war. Vettel musste aus der Boxengasse starten, landete nach einem starken Rennen als Dritter aber letztlich doch noch auf dem Podium. Von seiner Entschlossenheit, durch das Feld zu pflügen und eventuell riskante Überholmanöver zu wagen, wird auch 2015 viel abhängen.