Was für eine Gala von Mercedes im letzten Qualifying der Formel-1-Saison 2015. Zum 15. Mal in diesem Jahr belegen die beiden Silberpfeile am Sonntag geschlossen die erste Startreihe - neuer F1-Rekord. Dem drittplatzierten Kimi Räikkönen fehlte eine halbe Sekunde auf Reihe eins. Nico Rosberg zog mit seiner sechsten Pole Position in Serie und 22. insgesamt dem Ferrari-Piloten gar um acht Zehntel davon.

Somit hatte er Teamkollege Lewis Hamilton um satte drei Zehntel gebügelt. Entsprechend gigantisch ist die Freude beim Deutschen. "Normalerweise bin ich nach dem Qualifying sehr relaxt. Aber heute war ich sehr aufgeregt im Auto, weil es sich echt großartig angefühlt hat. Das Gefühl war einfach cool, wunderbar", jubelt Rosberg.

Nicht die Pole an sich, sondern vielmehr die Art und Weise, versetzt den Vize-Champion dabei in Verzückung. "Ich habe vorher ja nicht viele Runden gefahren, aber die war einfach großartig. Eine der Besten. In den Top-5 meines Lebens", beschreibt Rosberg seinen entscheidenden zweiten Run in Q3.

"Die erste Runde war schon eine gute Messlatte. Ich habe eigentlich gedacht, dass die vielleicht schon für die Pole reicht. Die war echt schon in Ordnung. Ich war dann selbst überrascht, wie viel ich noch herausgeholt habe in der nächsten Runde, in jeder Kurve noch ein bisschen", berichtet Rosberg.

Nico Rosberg erwischte im Qualifying eine Traumrunde, Foto: Mercedes-Benz
Nico Rosberg erwischte im Qualifying eine Traumrunde, Foto: Mercedes-Benz

Alter Rosberg-Motor ohne Auswirkung

Der ältere Motor im Silberpfeil des Deutschen machte sich jedenfalls kaum bemerkbar. Er habe erwartet, dass es viel enger mit Hamilton zugehen würde. "So weit vorne zu sein, da war ich wirklich erstaunt", sagt Rosberg. "Mehr riskiert habe ich aber nicht."

Dem Rennen blickt Rosberg nun gelassen entgegen. "Ich konzentriere mich auf meine Sache und gucke, dass er hinter mir bleibt", sagt er lapidar. "Ich freue mich sehr, dass ich an den letzten paar Rennwochenenden schneller als Lewis war. Zu Beginn der Saison lag er stets diesen kleinen Tick vor mir. Es ist gut, dass ich das nun umdrehen konnte. Dies ist die beste Ausgangslage für das Rennen morgen."

Aufpassen müsse er allerdings, da Überholen dank des DRS auf der Gegengeraden durchaus möglich sei und man den Reifenverschleiß der superweichen Reifen im Auge behalten müsse.

Hamilton moserte erneut über die Balance seines Mercedes, Foto: Sutton
Hamilton moserte erneut über die Balance seines Mercedes, Foto: Sutton

Hamilton klagt weiter über Balance

Lewis Hamilton wettert unterdessen einmal mehr kräftig gegen die seiner Meinung nach einschneidenden Setup-Änderungen seit dem Singapur GP an seinem Silberpfeil. "Seitdem ist die Balance furchtbar. Ich habe im Moment einfach keine komfortable Balance im Auto", sagt Hamilton.

Auch Abu Dhabi fand der Brite dafür keine Lösung. "Ich kam das gesamte Wochenende nicht so gut mit dem Auto zurecht. Deshalb habe ich viel verändert, um diese Dinge zu umgehen. Aber ich fühle mich immer noch nicht richtig wohl damit", sagt er.

Aufgeben kommt im Vokabular des Weltmeisters dennoch nicht vor. "Zuletzt hatte ich nicht gerade meine beste Qualifying-Serie, aber ich konnte dennoch drei davon in Siege umwandeln. Es gibt also immer noch eine Chance, obwohl es hier besonders schwierig ist, einem anderen Auto im ersten Sektor zu folgen. Ich werde hart daran arbeiten, morgen einen großartigen Start zu haben und mich von dort zu verbessern", warnt Hamilton seinen Teamkollegen.

Angst vor einem teaminternen Scharmützel gleich am Start kommt in der Chefetage der Silberpfeile dennoch nicht auf. Vielmehr herrscht Vorfreude, auf ein letztes Mal großes Racing in 2015. "Alles ist bereit für ein großartiges Duell morgen. Unsere beiden Jungs wollen den Schwung eines Sieges mit in den Winter nehmen und wir freuen uns auf den Zweikampf", sagt Toto Wolff. Technikchef Paddy Lowe pflichtet dem Teamchef bei: "Jetzt freuen wir uns auf ihren letzten Kampf in dieser Saison morgen."