Ein ganz besonderes Wochenende für dich - Heimrennen als Formel-1-Fahrer.
Felipe Nasr: Ja, zunächst einmal bin ich froh, zu meinem Heimrennen zu kommen. Davon habe ich immer geträumt als ich jünger war. Ich war gleich da drüben auf der anderen Seite auf der Go-Kart-Strecke und habe daran gedacht, eines Tages auf der Rennstrecke zu fahren. Es ist also schon ein besonderes Wochenende und anders als die anderen. Ich bin froh, all die Fans hier zu sehen, die Leute, die an der Strecke arbeiten. Ich habe in diesen Tagen viel Unterstützung bekommen. Am Samstag und Sonntag erwarte ich sogar noch mehr. Warum sollte ich also nicht versuchen, hier um ein paar Punkte zu kämpfen? Das ist das Ziel.

Gibt es die Go-Kart-Strecke noch, die du erwähnt hast?
Felipe Nasr: Ja, die gibt es noch. Sie ist auf der gegenüberliegenden Seite.

Dann probiere ich die am Montag mal aus...[lacht]
Felipe Nasr: Ja, das solltest du.

Auf der Strecke hier zu fahren muss fantastisch sein. Sie ist eine der besten im Formel-1-Kalender. Hier gibt es aber nur wenige Rennen, oder?
Felipe Nasr: Sehr wenige. Ich bin nach Europa gegangen, als ich 16 Jahre alt war. Ich habe nur 2008 die Chance bekommen, hier zu fahren. Es war nur ein Rennen in einem amerikanischen Formel-BMW-Boliden. Ich bin Dritter geworden. Und letztes Jahr hatte ich die Möglichkeit, das erste Freie Training mit Williams zu bestreiten. Das sind die beiden einzigen Erfahrungen, die ich in Interlagos gemacht habe.

Felipe Nasr ist in Brasilien gefragt wie selten zuvor, Foto: Sutton
Felipe Nasr ist in Brasilien gefragt wie selten zuvor, Foto: Sutton

Wie ist es mit einem Formel-1-Auto hier in Interlagos? Mit den neuen Hybrid-Motoren kommt ihr am Ende der Geraden mit etwa 340 km/h an.
Felipe Nasr: Es ist superschnell. Es ist ein schönes Gefühl, nicht nur auf einer Strecke zu fahren, die so viel Geschichte hat - so viele Brasilianer waren hier, haben hier Rennen gewonnen. Für mich ist es eine Ehre, ein Teil davon zu sein. Es ist auch eine sehr technische Strecke. Ich genieße es sehr. Ich habe meinen Freitag wirklich genossen.

Es gibt ein paar Veränderungen zum letzten Jahr - die Kerbs, vor allem in Kurve acht, verhindern, dass man die Kurve schneidet. Magst du diese Veränderung?
Felipe Nasr: Ich denke, mir hat es letztes Jahr besser gefallen. Man muss aber auch sagen, dass der Kerb beschädigt wurde. Sie mussten etwas tun. Jetzt sind die Kerbs viel höher, wir können nur mit zwei Reifen darüber fahren, aber es macht immer noch Spaß. Die Strecke ist immer noch sehr gut zu fahren und vor allem der Mittelsektor ist sehr technisch.

Letztes Jahr wurde hier ja neu asphaltiert. Ein paar Fahrer haben sich beschwert, dass der Asphalt aufbricht.
Felipe Nasr: Ich habe das auch gesehen. Ich weiß nicht, ob die Schäden am Asphalt von den WEC-Autos verursacht wurden, oder vielleicht auch wegen der Hitze. Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, dass er letztes Jahr sehr glatt war, weil es neuer Asphalt war. Und dieses Jahr spüren wir schon ein paar Bodenwellen. Aber jede Strecke braucht auch ein wenig Zeit, um sich zu auszugleichen. Im Moment gibt es da nichts zu verurteilen.

Musst du deinen Fahrstil wegen der Löcher im Boden anpassen?
Felipe Nasr: Nein, nein, es ist kein großes Problem.

Kommen wir zu deinem Tag heute. Es sah für die Sauber-Piloten nicht so einfach aus. War die Leistung des Autos nicht so gut wie erwartet?
Felipe Nasr: Nein, ich finde, es war ziemlich gut. Wenn man unsere normale Situation in den letzten Rennen bedenkt - wir waren heute auf Platz 13 - dann ist das nah an den Top-10. Wir können uns nicht beklagen. Es liegt noch Arbeit vor uns. Wir werden morgen unser Bestes geben, um noch mehr Pace ins Auto zu bekommen.

Ziel beim Heimspiel: Die Top-10, Foto: Sutton
Ziel beim Heimspiel: Die Top-10, Foto: Sutton

Normalerweise sind bei eurem Auto Bodenwellen und langsame Kurven das Problem. Hier habt ihr beides...
Felipe Nasr: Ja, aber die Bodenwellen hier sind nicht so störend. Sie sind mehr auf den Geraden zu finden als in den Bremszonen. Und wie ich sagte, sind wir hier überraschenderweise in besserer Form, als wir erwartet hatten.

Der Reifenabbau, vor allem an der Hinterachse, war hier in den vergangenen Jahren entscheidend. Dieses Jahr hat Pirelli eine neue Konstruktion für die Hinterreifen. Bemerkst du Unterschiede, was den Abbau angeht?
Felipe Nasr: Ich habe letztes Jahr damit keine Erfahrungen gemacht. Aber heute war eines der großen Themen, dass die Hinterreifen sehr leiden - wegen der Hitze, des Rutschens. Ich denke mal, dass alle im Moment die gleichen Probleme haben: die Hinterreifen zu beschützen.

Die Wettervorhersage ist hier immer schwierig. Bist du da ein Experte?
Felipe Nasr: So ist das brasilianische Wetter. (lacht)

Was erwartest du am Wochenende?
Felipe Nasr: In Sao Paulo ist immer wechselhaftes Wetter. So lange wir uns in einer Position befinden, aus der heraus wir bei einer Gelegenheit Profit schlagen können, ist es mir egal, ob es nass oder trocken ist. So wie es im Moment ist, ist es gut. Ich habe mich heute im Auto ziemlich selbstbewusst gefühlt. Wenn es so bleibt, sollte es gut sein.

Wärst du mit einem Platz in den Top-10 zufrieden?
Felipe Nasr: Natürlich! Das ist das Ziel. Heimrennen, Heimpunkte - das wollen wir.

Es gab einige Umbauten. Wie ist dein Eindruck im Vergleich zu anderen Rennstrecken?
Felipe Nasr: Ich stimme zu, einige Dinge sehen viel besser aus als letztes Jahr, muss ich sagen. Es ist gut, dass sie die Initiative ergriffen haben, etwas zu tun, um die Bedingungen zu verbessern. Aber es ist auch wahr, dass einige Dinge noch verbessert werden müssen. Das Paddock selbst braucht noch eine Endbearbeitung. Insgesamt ist es aber positiv. Die Leute haben mehr Platz zum Arbeiten, vor allem was die Hospitality angeht. Es ist schon ein guter Schritt nach vorne.

Die Umbaumaßnahmen liefen nicht rund, Foto: Motorsport-Magazin.com
Die Umbaumaßnahmen liefen nicht rund, Foto: Motorsport-Magazin.com

Es gab hier aber auch einige negative Kommentare was den Umbau der Gebäude angeht. Wie siehst du das?
Felipe Nasr: Glaubst du, die wollen lieber die vom letzten Jahr? (lacht)

Nein, das wohl nicht. Aber sie meinen, die Gebäude sind noch nicht fertig und sehen nicht so gut aus. Und die Arbeitsbedingungen für die Journalisten sind hier nicht so gut.
Felipe Nasr: Wirklich?

Für eine schnelle Internetverbindung müssen wir am Wochenende mehr als 1.000 Euro zahlen.
Felipe Nasr: 1.000 Euro? Jeder Einzelne?

Ja!
Felipe Nasr: Wow.