Ferrari will Maurizio Arrivabene unbedingt barfuß nach Maranello laufen sehen. Denn geschieht das, wird die Scuderia zuvor noch ein Rennen gewonnen haben. Immerhin hatte der Teamchef versprochen, bei genau vier Saisonsiegen den Marsch auf nacktem Fuß zu gehen. Entsprechend hat sich der Rennstall beim vorzeitigen Saisonabschluss, dem Finali Mondiali in Mugello, vergangenes Wochenende neu für die beiden Abschlussläufe des Jahres eingeschworen.

"Zwei Rennen stehen noch aus und das sind zwei potenzielle Siege, die wir noch einfahren können. Das ist unser Ziel, auch wenn wir wissen, dass es nicht leicht ist, weil andere die Favoriten sind. Wir versprechen, dass wir in den zwei Rennen alles geben, was wir haben - Maximum Attacke!", sagt Sebastian Vettel.

Zuletzt war es für Ferrari jedoch alles andere als glänzend gelaufen. Die Nullnummer in Mexiko besiegelte den ersten Doppelausfall der Scuderia seit Australien 2006. "Das war wahrscheinlich das schlechteste Rennen des Jahres. Wenn man Fehler macht, muss man aber auch die Hand heben und sagen, dass man Mist gebaut hat", bestätigt Vettel.

Vettel: Vielversprechende Pace in Mexiko

"Ich denke und hoffe, dass das der Tiefpunkt bleibt und noch zwei Höhepunkte kommen. Wir hatten einige andere gute Rennen. Je weiter die Saison fortgeschritten ist, umso mehr haben wir allmählich die Lücke geschlossen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Lücke vor acht oder neun Monaten bei 1,3 bis 1,4 Sekunden lag und nun sieht es wie eine halbe Sekunde aus, manchmal sogar weniger: Da haben wir diese Saison einen fantastischen Job gemacht", erinnert Vettel.

Noch dazu sei das zurückliegende Rennwochenende kein völliges Desaster gewesen. Vettel sieht auch das Positive und haut eine Kampfansage raus: "Die Pace am Samstag in Mexiko war sehr vielversprechend, auch am Sonntag. Wir waren nur nicht in der richtigen Position. Wir wollen jetzt so nah wie möglich dran und idealerweise an der Spitze sein. Wir sind noch nicht ganz fertig."

Räikkönen: Voller Fokus auf ersten Saisonsieg

Helfen könnte Ferrari in Brasilien das recht ähnliche Streckenprofil im Vergleich zu Mexiko. Erneut müssen sich die Teams in Höhenluft, auf langen Geraden und in einem technisch anspruchsvollen Infield beweisen. Auch die Streckenlänge ist vergleichbar. "Der Fakt, dass es eine kurze Strecke ist, heißt aber nicht, dass es leicht ist, das richtige Setup zu finden. Man muss viele Faktoren beachten, nicht zuletzt das Wetter", warnt jedoch Kimi Räikkönen. Seinen ersten Saisonsieg habe der Iceman jedoch längst nicht aufgegeben ...

Brasilien wäre dazu der ideale Ort. Der Finne, der sich 2007 in Sao Paulo immerhin zum bis dato letzten Ferrari-Weltmeister krönte, lobt vor allem den seit 2014 neuen Streckenbelag im Autodromo Jose Carlos Pace. "Ich mag diese Strecke. Obwohl sie sehr kurz ist, macht es Riesenspaß, hier zu fahren, wenn du es richtig angehst. Vergangenes Jahr wurde die Strecke neu asphaltiert und der Griplevel war hoch, was wir Fahrer immer mögen, weil du dann aggressiver sein kannst."

Sao Paulo 2007: Kimi Räikkönen ist Weltmeister, Foto: Sutton
Sao Paulo 2007: Kimi Räikkönen ist Weltmeister, Foto: Sutton

Ferrari: Sao Paulo Bilanz

Ferrari in Sao Paulo: Die Scuderia ist gemeinsam mit McLaren das erfolgreichste Team. Schon acht Mal gelang es einem Ferrari-Piloten, in Sao Paulo den Sieg davonzutragen. Den Auftakt dazu machte 1976 Niki Lauda, ehe im Jahr darauf Carlos Reutemann gewann. Danach folgten Triumphe durch Alain Prost (1990), Michael Schumacher (2000 und 2002), Felipe Massa (2006 und 2008) sowie Kimi Räikkönen 2007.

Sebastian Vettel in Sao Paulo: Brasilien ist für den Heppenheimer ein guter Boden. Vettel gewann sowohl 2010 als auch 2014, was sein neunter Sieg in Folge war, womit er einen neuen Rekord für eine Siegesserie innerhalb einer Saison aufstellte und saisonübergreifend mit Alberto Ascari gleichzog. Außerdem krönte er sich 2012 in einem hochdramatischen Rennen zum Weltmeister, wozu ihm letztlich der sechste Platz reichte.

Kimi Räikkönen in Sao Paulo: Auch die Bilanz des Finnen liest sich hervorragend. 2007 sicherte sich Räikkönen beim Finale die volle Punktezahl und krönte sich mit einem Punkt Vorsprung auf Lewis Hamilton zum Weltmeister. Außerdem wurde der Iceman drei Mal Zweiter und einmal Dritter.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ferrari ist in Sao Paulo erneut klar die zweite Kraft - jedoch mit der Möglichkeit, die Spitzenposition bei einem gegenteilig zu Mexiko problemlosen Wochenende zu attackieren. Die reine Pace passt, um Mercedes herauszufordern, sollte es bei den Silberpfeilen vielleicht einmal nur 99 Prozent ideal laufen. Maurizio Arrivabene sollte zur Vorsicht schonmal zu Klettverschluss statt Schnürsenkeln greifen. (Jonas Fehling)