Wie schon Ex-Weltmeister Nigel Mansell stellte der im österreichischen Waithofen geborene Alexander Wurz in den unteren Formelklassen eine Art 'Schläfer' dar, der nur wenig beachtet wurde, bis er 1997 plötzlich neben Jean Alesi als Ersatz für den kranken Gerhard Berger im Benetton-Cockpit saß.

1996 wagte Wurz auch einen kurzen Abstecher in die ITC, Foto: Sutton
1996 wagte Wurz auch einen kurzen Abstecher in die ITC, Foto: Sutton

Der spätere 52-fache Grand Prix Starter erbte das Interesse am Motorsport von seinem Vater Franz, der in den 70'ern ein Zeitgenosse von John Button in der Rallycross-Szene war. Aber noch bevor Alex mit dem Kartsport in Berührung kam, erreichte er Weltmeisterehren in einer anderen Sportart - dem Mountainbiking.

Als BMX-Weltmeister brachte er das Gespür für die Balance mit in die deutsche Formel3, in welcher er 1994 debütierte und auf Anhieb - hinter dem Deutschen Jörg Müller - in der Meisterschaft Ralf Schumacher und Norberto Fontana hinter sich lassen konnte. Im Jahr 1996 fuhr er, nach einer wenig berauschenden F3-Saison, Reinhold Joest's ITC Opel Calibra und pilotierte zusammen mit Davy Jones und Manuel Reuter ebenfalls den Joest Porsche WSC95 bei den 24 Stunden von Le Mans. Dort konnten sich die drei in märchenhafter Manier den Sieg sichern und machten Wurz damit zum jüngsten Sieger aller Zeiten...

Einstieg in die Königsklasse als Ersatzfahrer

Nach seinem Engagement in der FIA GT Meisterschaft mit Mercedes-Benz leitete ihn die Unterstützung seines Sponsors A1 - eines österreichischen Telekommunikationsunternehmes - zum Benetton F1-Team. Nachdem er dort 1997 den kranken Gerhard Berger bei den Rennen in Kanada, Frankreich und Großbritannien überzeugend vertrat, durfte er 1998 eine komplette Saison für die Hellblauen bestreiten.

In diesem Jahr 1998 sollten dann seine besten Ergebnisse fünf vierte Plätze in Brasilien, Argentinien, Spanien, Kanada - wo er sich beim ersten Start samt seines Boliden überschlug - und Großbritannien sowie ein fünfter Rang in Magny Cours werden. Einen weiteren großen Auftritt erlebte der Österreicher in den Strassen von Monte Carlo, als er sich dort gegen Weltmeister Michael Schumacher erwehren konnte, bevor er in Folge einer Kollision mit dem Schumacher-Ferrari das Rennen beenden musste...

Der Edeltester

Von 2001 bis 2006 bestritt Wurz nur das Rennen in San Marino 2005, Foto: Sutton
Von 2001 bis 2006 bestritt Wurz nur das Rennen in San Marino 2005, Foto: Sutton

Die Saison 1999 sollte sich dann als ein schwieriges Jahr sowohl für Wurz als auch sein Benetton-Team herausstellen. Die besten Resultate stellten in jenem Jahr ein fünfter Platz bei seinem Heimrennen sowie ein sechster Rang in Monaco dar. Nachdem auch im Jahr 2000 außer einem fünften Rang in Italien nichts zählbares für den - nach eigenen Aussagen vom Teamchef Flavio Briatore mit schlechterem Material ausgestatteten - Alex Wurz heraussprang, entschied sich der Österreicher dazu, einen riskobehafteten Weg einzuschlagen und nach 52 F1-Rennen für Benetton als Testfahrer zu McLaren Mercedes zu wechseln, um in Woking vielleicht dem Vorbilde seines dortigen Vorgängers Olivier Panis zu folgen und nach einem Jahr als Testpilot bei den Silbernen triumphal in die F1 zurückzukehren...

Doch diese Rückkehr in den elitären Kreis der 20 schnellsten 'Sonntagsfahrer' sollte dem Österreicher nicht nur Ende 2001, sondern auch 2002 und trotz mehrer Wechselgerüchte zu Jaguar auch 2003 verwehrt bleiben, so dass er auch 2004 als Testpilot für die Truppe von Ron Dennis agieren wird...

Da Alex auch 2005 nur einen einzigen Einsatz als Ersatz für Juan Pablo Montoya bekam, verabschiedete er sich aus Woking und wechselte zu Williams: Allerdings spielte er auch im ersten Jahr bei bei Sir Frank Williams nur den Edeltester. 2007 war die Durststrecke endlich zu Ende: Wurz kehrte mit Williams in den Kreis der Stammpiloten zurück.

Le Mans und die WEC

Für Wurz war 2007 jedoch die letzte Saison in der Königsklasse und mit drei Dritten Plätzen als beste Ergebnisse zog sich der Österreicher zurück. Zwischen 2008 und 2012 gönnte er sich mehr Ruhe und nahm nur noch an vereinzelten Events, wie Le Mans oder Sebring teil. Dabei erreichte er mit Peugeot 2009 sogar einen Le Mans Gesamtsieg und 2010 einen Gesamtsieg in Sebring.

Als 2012 dann die FIA World Endurance Championship ins Leben gerufen wurde, nahm Wurz mit Toyota wieder an einer Weltmeisterschaft teil und verhalf 2014 dem japanischen Hersteller zum WEC-Konstrukteurstitel. Nach nunmehr 26 Jahren im aktiven Motorsport entschied sich der 41-Jährige seine Karriere zu beenden.