Alexander Wurz beendet seine Karriere als Rennfahrer. Das gab der Österreicher am Dienstag in einem Statement bekannt. "Nach 12 Jahren als Renn- und Ersatzfahrer in der Formel 1, war ich glücklich, meiner Leidenschaft für das Rennfahren mit Le Mans Prototypen für weitere acht Saisons nachgehen zu können", erklärte Wurz. "Das bedeutet, dass ich mein halbes Leben das Vergnügen hatte, an der Spitze des Motorsports zu fahren und ein weiteres Viertel damit verbracht habe, dorthin zu kommen. Nun habe ich das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt ist, um meine Karriere als professioneller Rennfahrer zu beenden."

Die Karriere in der Formel 1

Alexander Wurz begann seine Formel-1-Karriere 1997 bei Benetton. In dieser Saison bestritt er die Rennen in Kanada, Frankreich und Großbritannien und schlug ein wie eine Bombe. Bereits in seinem dritten Rennen stand der Österreicher in Silverstone als Dritter auf dem Podest.

"Vor dem ersten Grand Prix in Montreal war nicht viel Zeit zum nervös sein. Ich bin am Mittwoch vor dem Rennen nach London zitiert worden, war mit Flavio [Briatore] beim Abendessen, und dort hat er mir ein Ticket für die Concorde in die Hand gedrückt, und gesagt, morgen früh geht's nach New York, dort holen wir dich ab, du fliegst nach Montreal und fährst am Sonntag den Grand Prix", erinnerte sich Wurz einst im Interview mit Motorsport-Magazin.com an seinen ersten Grand Prix-Einsatz 1997. "Auf dem Weg zum Flughafen habe ich mir ein Magazin gekauft, um mich über den Streckenverlauf und die Gänge in einer Vorschau zu erkundigen."

Nach seinem drei Rennen andauernden Einsatz 1997, folgten drei weitere Jahre als Einsatzfahrer für Benetton, bevor Wurz ab 2001 Test- und Ersatzfahrer bei McLaren wurde.

2005 ersetzte der Österreicher McLaren-Mercedes-Stammpilot Juan Pablo Montoya beim Großen Preis von San Marino und sicherte sich sofort seinen zweiten Podestplatz. Er wurde hinter Fernando Alonso und Michael Schumacher erneut Dritter.

2007 kehrte Wurz zusammen mit Williams als Stammfahrer in die Formel 1 zurück. Er beendete die Saison auf Gesamtrang elf und holte erneut einen dritten Rang. Beim Großen Preis von Kanada wurde der Österreicher hinter Lewis Hamilton und Nick Heidfeld Dritter.

Alexander Wurz in Kanada 2007 bei seinem letzten Podiumsplatz in der Formel 1, Foto: Sutton
Alexander Wurz in Kanada 2007 bei seinem letzten Podiumsplatz in der Formel 1, Foto: Sutton

Insgesamt startete Wurz in seiner Karriere bei 69 Formel-1-Rennen und erzielte 45 Punkte. Seine drei Podiumsplätze blieben die besten Ergebnisse für den Österreicher, bevor er in China 2007 sein letztes Rennen in der Königsklasse bestritt. Ab 2008 stand Wurz schließlich bei Honda als Testfahrer und Berater unter Vertrag und arbeitete auch 2009 bei Brawn GP in dieser Rolle.

"Ich fühle mich auserordentlich priviligiert, dass ich in der Formel 1 mit Top-Teams wie Benetton, McLaren und Williams gestartet bin und etwas Silberware zu ihrer Trophäenvitrine hinzufügen konnte", erklärte Wurz in seinem Abschiedsstatement. "Ich liebte die Test- und Entwicklungsarbeit, die Zusammenarbeit mit den Ingenieuren, um immer mehr Performance zu finden."

Die Erfolge in Le Mans

Alexander Wurz bei seinem Sieg der 24h von Le Mans 1996, Foto: Sutton
Alexander Wurz bei seinem Sieg der 24h von Le Mans 1996, Foto: Sutton

Noch wertvolleres Edelmetall als in der Formel 1 gewann Wurz in Le Mans. 1996 startete er im Porsche von Joest erstmals bei den 24h von Le Mans und wohl niemand hätte sich ein perfekteres Ende des Rennens für den Österreicher ausdenken können. Im Alter von 22 Jahren holte er zusammen mit Davy Jones und Manuel Reuter den Gesamtsieg und trug sich damit als jüngster Sieger von Le Mans in die Geschichtsbücher ein.

Diesen einmaligen Erfolg wiederholte Wurz 2009 zusammen mit Marc Gené und David Brabham im Peugeot. "Es gibt eine Menge, für das ich dankbar und auf das ich stolz sein kann. Meine beiden Siege in Le Mans werden immer besonders und unvergleichlich bleiben", so Wurz. Einige weitere spezielle Momente waren der Sieg bei den 12h von Sebring im Jahr 2010 oder beim Petit Le Mans.

Die WEC

2012 holte Alexander Wurz für Toyota den ersten Sieg in der WEC, Foto: Toyota Motorsport GmbH
2012 holte Alexander Wurz für Toyota den ersten Sieg in der WEC, Foto: Toyota Motorsport GmbH

Als Toyota für 2012 sein Comeback in die WEC bekanntgab, wurde Wurz als erster Fahrer offiziell verpflichtet. Neben der Mitentwicklung des Toyota TS030 Hybrid sorgte der Österreicher für zahlreiche Highlights. Bereits beim dritten Rennen in Brasilien 2012 sicherte der 41-Jährige Toyota nicht nur die Pole Position, sondern auch den ersten Sieg. Insgesamt bestritt Wurz 27 Rennen in der WEC für Toyota, erzielte fünf Siege und elf Podestplatzierungen. Am kommenden Wochenende wird er die 6h von Bahrain bestreiten und danach seinen Helm an den Nagel hängen.

"Das Endurance-Racing - und besonders Le Mans - ist eine der rauesten Sportarten. Am meisten habe ich bei den 24h Rennen von Le Mans gelernt, die ich bestritten habe", erklärt Wurz. "Aber unsere Führung über 15 Stunden beim letztjährigen Event, die dann mit dem Aus endete, war das härteste. Ich habe so viel Anstrengung in 2014 und die Rennvorbereitung gesteckt, dass es mir sehr schwer gefallen ist, nach dem Ausscheiden einfach weiterzumachen. In früheren Jahren hat mich so ein Rückschlag stärker zurückkommen lassen. Ich war bereit, einen neuen Kampf zu beginnen - aber nicht diesmal. Das war der Moment, in dem ich realisiert habe, dass sich meine Zeit an vorderster Front dem Ende zuneigt."

Die Zukunft

Seit 2008 ist Wurz an der Seite von Ernst Hausleitner Co-Kommentator der Formel-1-Rennen im ORF. Diese Rolle wird er auch in Zukunft nachkommen und ebenso seinen Vertrag als Williams-Berater weiter ausführen. Zudem ist Wurz weiterhin als Vorsitzender der Formel-1-Fahrergewerkschaft tätig, zu dem er im Rahmen des Japan Grand Prix 2014 gewählt wurde. "Mein Zukunft wird sich auch weiterhin um den Motorsport drehen, nach all dem ist das in meinem Blut", sagte Wurz. "Jeder der mich kennt, weiß, dass ich immer eine Menge Projekte am Laufen habe. Das beinhaltet auch mein wachsendes Business im Bereich der Straßenverkehrssicherheit und des Streckendesigns."

Auch privat sollte es Wurz nicht langweilig werden. Der Österreicher ist mit der ehemaligen Benetton-Pressesprecherin Julia Horden verheiratet und hat mir ihr gemeinsam die drei Söhne Felix, Charlie und Oscar. Die Familie lebt in Monaco.