Sie gelten als die großen Abenteurer im Motorsport: Sportwagen-Piloten, die ihre hochgestochenen Rennwagen über sechs, zwölf oder gar 24 Stunden über die Rennstrecken dieser Welt prügeln. Die Faszination Langstrecke zieht seit jeher sehr viele Motorsportler in ihren Bann und Klassiker wie die 24-Stunden-Rennen von Le Mans oder auf der Nürburgring-Nordschleife gelten als besondere Schmankerl im Laufe eines Motorsport-Jahres. Doch eine Hand voll Fahrer sticht hierbei heraus: Piloten, die auf der Langstrecke ihren eigenen Mythos begründet haben! Wir haben uns daher auf die Suche nach den fünf größten Sportwagen-Piloten gemacht.

KriteriumBedeutung
ErfolgSportliche Erfolge als Rennfahrer
TalentFahrerisches Talent, technisches Wissen, Vielseitigkeit (unterschiedliche Rennserien)
CharismaCharakter, politischer & öffentlicher Einfluss
MutRisikobereitschaft abseits der Rennstrecke, mutige Entscheidungen in seiner Karriere

Die Wahl auf fünf Fahrer fiel uns alles andere als einfach. Le-Mans-Legenden wie Yannick Dalmas, Derek Bell, Henri Pescarolo oder auch Frank Biela fielen durch unser extrem strenges Raster. Auch der gerade erst zurückgetretene Alexander Wurz hat es nicht in unsere engere Auswahl geschafft, ebenso wie Stefan Bellof, der möglicherweise zu früh verstorben ist, um die ganz großen Erfolge feiern zu können.

Unsere vier inzwischen bekannten Kriterien (Erfolg, Talent, Charisma und Mut) sahen wir am besten vereint in Tom Kristensen, Jacky Ickx, Hans-Joachim "Strietzel" Stuck, Phil Hill und Emanuele Pirro. Dieses Quintett schicken wir nun in das erbarmungsloseste und gnadenloseste Rennen ihrer Karriere, um den Besten der Besten der Sportwagen-Geschichte ermitteln zu können.

FahrerBesondere Erfolge
Tom KristensenRekordsieger in Le Mans
Hans-Joachim StuckSiege in Le Mans, Sebring und auf der Nordschleife
Phil HillF1-WM, Le-Mans- und Sebring-Sieg in einem Jahr
Emanuele PirroFünf Siege in Le Mans, zwei Siege in Sebring
Jacky Ickx20 Jahre lang prägende Figur im Langstreckensport

1. Erfolg: Mr. Le Mans thront über Allem und Allen

Neun Mal gewann Tom Kristensen in Le Mans, Foto: Audi
Neun Mal gewann Tom Kristensen in Le Mans, Foto: Audi

Der Name Tom Kristensen ist unverrückbar mit Sportwagen-Erfolgen in Serie verknüpft. Auf insgesamt neun Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Le Mans kommt Kristensen, dazu sechs Siege bei den zwölf Stunden von Sebring. Im Spätherbst seiner Karriere holte sich Kristensen zudem den Gesamtsieg in der WEC-Saison 2013. Erfolge, die gar von Sportwagen-Legende Jacky Ickx nicht erreicht werden.

Ickx teilt sich in dieser Wertung jedoch Platz zwei mit Emanuele Pirro. Ickx holte sechs Gesamtsiege in Le Mans und war damit bis 2005 Rekordhalter. Ickx kann zudem Triumphe in Sebring, Daytona und Bathurst aufweisen. Pirro gewann fünf Mal die 24 Stunden von Le Mans, drei Mal davon an der Seite von Kristensen. Dazu kann Pirro auf zwei Siege in Sebring und zwei Titel in der ALMS zurückblicken.

Etwas weiter hängen in dieser Kategorie Phil Hill und "Strietzel" Stuck zurück. Beide haben zwar einige Sportwagen-Rennen im Laufe ihrer Karrieren für sich entscheiden können. Doch zu den ganz großen Serienerfolgen reichte es sowohl für Hill, als auch für Stuck nicht während ihrer aktiven Karriere. Beide erhalten in dieser Kategorie daher nur drei Punkte von uns.

2. Talent: Vielseitigkeit siegt

Jacky Ickx war auch in der Formel 1 erfolgreich, Foto: Sutton
Jacky Ickx war auch in der Formel 1 erfolgreich, Foto: Sutton

Erfolg ist jedoch nicht immer mit Talent gleichzusetzen. Dahinter fällt unsere Reihenfolge in dieser Kategorie etwas anders aus als bei den Erfolgen. Fest steht, dass alle fünf Piloten mit überdurchschnittlichem Talent gesegnet sind. Dementsprechend schwierig war es auch, hier eine Reihenfolge festzulegen. Wir sehen jedoch insgesamt Ickx und Hill leicht vor den anderen drei Fahrern. Ickx war vielseitig, wie seine Erfolge in Le Mans, Bathurst, Daytona und Sebring beweisen. Zudem wurde der Belgier 1969 und 1970 Vizeweltmeister in der Formel 1 - ein echtes Multitalent also.

Auch die Erfolge von Hill in unterschiedlichsten Sportwagen-Rennen und -Autos zeigen, über welch unermessliches Talent der US-Amerikaner verfügte. Er wurde nicht nur Formel-1-Weltmeister, sondern siegte auch in Le Mans, Sebring und beim 1000km-Rennen auf dem Nürburgring. Hill startete dabei in seiner Karriere für Ferrari, Ford und, am wichtigsten, für den revolutionären Chaparral-Rennstall. Chaparral verbaute bei seinen Boliden unter anderem riesige Flügel, Automatik-Getriebe oder auch die Ur-Version des Brabham-F1-Staubsaugers und hatte mit Hill einen optimalen "Testfahrer" in seinen Reihen.

Punktgleich dahinter liegen in unserem Ranking Stuck, Kristensen und Pirro. Stuck und Kristensen können neben ihren Siegen auf der Langstrecke auf erfolgreiche DTM-Karrieren zurückblicken, während Pirro vor allem in Amerika auf sich aufmerksam machte. Doch im Vergleich zu den Tausendsassas Ickx und Hill hängt dieses Trio minimal zurück, weshalb wir uns dafür entschieden haben, ihnen "nur" vier anstatt fünf Punkte in dieser Kategorie zu geben.

3. Charisma: Bayrischer Lausbub vorn

Hans Joachim Stuck ist eine Frohnatur, Foto: Audi
Hans Joachim Stuck ist eine Frohnatur, Foto: Audi

In dieser Kategorie kann es nur Einen geben: Striezel Stuck nämlich! Stuck war zu aktiven Zeiten nicht nur für den ein oder anderen Streich sofort zu haben, sondern glänzte auch durch seinen weiter oben schon erwähnten bayrischen Lausbuben-Charme. Doch nicht nur deswegen kürten wir hier Stuck zum Sieger. Seine jüngeren Tätigkeiten wie das Präsidentenamt beim DMSB oder die Leitung der Motorsport-Geschicke des VW-Konzerns machen ihn zu einer der einflussreichsten Motorsport-Persönlichkeiten in Deutschland.

Ein Trio teilt sich hier den zweiten Platz: Ickx, Hill und Kristensen. Vor allem Ickx blieb nach seinem Karriereende dem Motorsport treu und fungierte bei vielen Rennen als Rennleiter. Kristensen ist für seinen ehemaligen Arbeitgeber Audi als Markenbotschafter und Werbeträger unterwegs, während Hill nach seiner Karriere vor allem im Sportjournalismus als Moderator und Kolumnist tätig war. Auf dem letzten Platz landet hier Pirro, der seit seinem Karriereende vorwiegend als Audi-Markenbotschafter und Race Stewart in der Formel 1 unterwegs ist.

4. Mut: Punktsieg für Ickx

Jacky Ickx liebte das Risiko. Bezeichnend dafür ist die Szene, die seinem Porsche-Teamkollegen Stefan Bellof 1985 zum Verhängnis wurde: Die berühmte Kollision in der Eau-Rpuge-Kurve von Spa. Auch in Le Mans scheute der Belgier kein Risiko. 1969 ging er am Start gemächlich zu seinem Ford GT40 auf der anderen Seite der Straße und schnallte sich in aller Seelenruhe an. Damit war Ickx für das Aus des klassischen Le Mans Starts ab 1970 mit verantwortlich.

Nicht viel weniger risikofreudig war Stuck während seiner Karriere unterwegs. Stuck bewies allerdings ein gutes Näschen als er sich dazu entschied, der Formel 1 den Rücken zu kehren und eine Karriere im Sportwagen-Bereich zu starten. Der Erfolg gibt ihm Recht. Knapp dahinter liegen Kristensen und Hill, während Pirro hier am wenigsten Punkte der Top-5 erhalten hat.

Gesamt: Ickx ist König der Langstrecke

Jacky Ickx ist unser größter Sportwagen-Fahrer, Foto: Sutton
Jacky Ickx ist unser größter Sportwagen-Fahrer, Foto: Sutton

Alea iacta est - Die Würfel sind gefallen! Unser König der Langstrecke ist Jacky Ickx. Der Belgier hält zwar nicht mehr den Rekord für die meisten Siege bei den 24 Stunden von Le Mans, insgesamt erfüllt er unsere Kriterien jedoch am Besten und schafft es auf 18 von 20 möglichen Punkten in unserem Ranking. Bei den Kriterien Talent und beim Mut sticht Ickx all seine Kollegen aus und macht hier die entscheidenden Punkte.

Den Silberrang teilen sich die punktgleichen Tom Kristensen und Hans-Joachim Stuck. Kristensen mag zwar über mehr Erfolge in seiner Sportwagen-Vita verfügen als Stuck. Stuck macht dies jedoch mit seinem bayrischen Lausbuben-Charme und einer Portion mehr Mut wieder wett. Knapp das Treppchen verpasst hat Phil Hill. Der Amerikaner verfügt zwar über das meiste Talent in unserem Top-Quintett, lässt aber beim Mut federn. Auch die ganz großen Serienerfolge blieben für Hill, immerhin Formel-1-Weltmeister, aus. Emanuele Pirro landet auf dem fünften Platz. Pirro ist zweifellos mit Erfolgen und Talent gesegnet, dafür fehlt es dem ehemaligen Audi-Piloten an Mut und Charisma.

Unsere Top-5 Sportwagen-Piloten der Geschichte

FahrerErfolgTalentCharismaMutGesamt
Jacky Ickx454518
Tom Kristensen544316
Hans-Joachim Stuck345416
Phil Hill354315
Emanuele Pirro443213

Jetzt seid ihr gefragt, liebe MSM-User!

Wer ist eurer Ansicht nach der größte Sportwagen-Pilot der Geschichte? Schließt ihr euch unserer Meinung an? Wählt ihr einen anderen Fahrer aus unseren Top-5? Oder entscheidet ihr euch doch für jemand ganz anderes? Lasst es uns wissen und nehmt an unserer Umfrage teil oder hinterlasst uns eure Meinung in den Kommentaren!