Gerüchte gab es bereits länger, nun haben mit Sauber und Force India zwei Teams eine EU-Beschwerde über die Struktur und Preisgeldverteilung in der Formel 1 eingereicht. Diese formelle Beschwerde ist Grundvoraussetzung, damit die EU-Wettbewerbskommission eine Untersuchung einleiten kann.

Das Vorgehen der beiden Teams bezieht sich vor allem auf die Macht- und Preisgeldverteilung zugunsten der großen Teams und damit auf die Wettbewerbschancen. So haben nur Red Bull, Ferrari, Mercedes, Williams und McLaren ihren Sitz in der Strategy Group sicher, der sechste Platz wird jährlich an das punktbeste der restlichen Team aus der Vorsaison vergeben. Die anderen Rennställe haben kein Mitspracherecht. Auch die Preisgelder werden zu weiten Teilen an die "Großen" vergeben.

Einkommensverteilung und Regelfestlegung unfair

"Sahara Force India ist eines von zwei Teams, das eine Beschwerde bei der Europäischen Union eingereicht hat, um die Regierung der Formel 1 zu befragen und aufzuzeigen, dass die Einkommensverteilung sowie die Festlegung der Regeln unfair und unrechtmäßig sind. Aufgrund der laufenden Debatte wäre es unangebracht, dieses Thema zum aktuellen Zeitpunkt weiter zu kommentieren", erklärte das Team.

Was kommt auf Bernie Ecclestone zu?, Foto: Sutton
Was kommt auf Bernie Ecclestone zu?, Foto: Sutton

Als das Thema vor ein paar Monaten erstmals aufkam, gab sich F1-Boss Bernie Ecclestone noch gelassen. "Das ist seltsam. Ich würde gerne wissen, was die kleineren Teams wollen. Keiner kam bislang auf mich zu, um mir mitzuteilen, was sie wollen. Und sie haben alle Verträge unterschrieben", sah er sich im Recht.

Formel 1 beschäftigt auch Lokalpolitik

Sollte die Kommission zum selben Ergebnis kommen, würde das wohl tiefgreifende Veränderungen innerhalb der Formel 1 mit sich bringen. Bereits im vergangenen Jahr verfasste die britische Politikerin Anneliese Dodds einen Brief an die EU-Kommission, da jedoch noch keine offizielle Beschwerde vorlag, konnten keine Untersuchungen eingeleitet werden.

"Seit dem Zusammenbruch von Marussia und Caterham im vergangenen Jahr bin ich besorgt, ob die Dinge in der Formel 1 richtig laufen", sagte sie vor einigen Monaten. "Das bedeutete nicht nur, dass zwei Teams weniger an den Rennen teilnehmen konnten, sondern dass hunderte hochqualifizierte Leute in meinem Wahlkreis ihren Job und damit ihre Lebensgrundlage verloren hatten", erklärte Dodds, warum ihr das Thema so wichtig war und ist. Bis die Kommission eine Entscheidung trifft, werden jedoch einige Wochen vergehen.

Ecclestone reagiert

Inzwischen äußerte sich auch Bernie Ecclestone zum Vorgehen der beiden Teams. "Wir haben niemanden entmutigt oder ermutigt, irgendetwas zu tun", sagte Ecclestone gegenüber Autosport. "Dafür ist die EU da, für diese Dinge. Sie [die Teams] müssen es probieren, und wenn es klappt, ist es okay, wenn nicht, kostet es nichts", gibt sich der Zampano relativ gelassen.

Er kann das Vorgehen auch nicht ganz nachvollziehen. "Sie sagen, wir würden zu viel Geld an gewisse Leute geben und zu wenig an andere. Aber das wurde alles gemacht, zu einem Zeitpunkt, an dem sie wussten, wie es läuft und was passiert. Sie haben auch Verträge unterschrieben. Ich schätze, bei ihnen hat ein Sinneswandel eingesetzt, aber ich werfe ihnen das nicht vor", so Ecclestone. Er ergänzt: "Jemand wird sich das ansehen und entweder kommen sie zu der Erkenntnis, dass die Verträge, die sie abgeschlossen haben, gültig sind und sie sich daran halten müssen, oder sie sind ungültig und müssen geändert werden."