Lewis Hamilton regiert im Königlichen Park: Der Brite holt sich beim Italien GP in Monza seinen siebten Sieg im zwölften Saisonrennen einmal mehr in überlegener Manier. Sebastian Vettel im Ferrari gibt den Tifosi mit Platz zwei Grund zum Feiern, während Nico Rosberg wegen eines Motorschadens einen bitteren Rückschlag im WM-Kampf hinnehmen muss. Felipe Massa landet wie schon im Vorjahr in Monza auf dem Podium.

Update: Die FIA hat eine Untersuchung gegen Mercedes eingeleitet. Das Team soll am Start mit zu geringen Luftdrücken losgefahren sein. Weil Mercedes schon gegen Rennende von dieser Untersuchung erfuhr, sollte Hamilton seinen Vorsprung auf die Konkurrenz vergrößern, um bei einer möglichen Strafe vorne zu bleiben.

Aktuell ist noch unklar, wann die zu niedrigen Drücke gemessen wurden. "Ich verstehe es ehrlichgesagt nicht", gesteht Mercedes Technikchef Paddy Lowe. "Alles, was ich weiß ist, dass der Pirelli-Ingenieur, der die Drücke bei uns überwacht, zufrieden war, wie sie eingestellt waren. Wir werden das untersuchen."

Der Start: Schock für Kimi Räikkönen! Der Finne bewegt sich keinen Millimeter, als die Ampel auf Grün springt. Rosberg direkt dahinter muss ausweichen und fällt auf Rang sechs zurück. Hamilton und Vettel kommen perfekt weg. Dahinter folgen mit Massa und Bottas die beiden Williams. In Kurve eins gibt es - ganz Monza-untypisch - keine großen Zwischenfälle.

Das Podium: Am Sieg von Lewis Hamilton gab es zu keinem Zeitpunkt Zweifel. Der Brite gewann den Start und setzte sich peu à peu von Sebastian Vettel ab. Der WM-Leader kontrollierte das Rennen nicht, sondern beherrschte es und vergrößerte den Vorsprung auf Verfolger Vettel schon vor dem ersten Boxenstopp auf knapp 20 Sekunden.

Auch Sebastian Vettels Rennen verlief recht ereignisarm. Der Deutsche rutschte bei seinem ersten Italien-GP in Diensten von Ferrari am Start von Platz drei auf zwei nach vorne und musste von hinten anfangs niemanden fürchten, weil die beiden Williams als Puffer zu Nico Rosberg fungierten. Erst nach den Boxenstopps musste sich Vettel gegen Rosberg wehren.

"Das ist der schönste zweite Platz, den ich je hatte", freute sich der Heppenheimer. "Die Leute zu sehen, so viel Applaus und Anerkennung zu bekommen, das ist kaum in Worte zu fassen. Ich war hier schon ein paar Mal auf dem Podium, aber das war anders - obwohl ich da gewonnen habe."

Felipe Massa hingegen kam zu Platz drei wie die Jungfrau zum Kind: Der Brasilianer verlor beim Boxenstopp Rang drei an Nico Rosberg und konnte anschließend nicht im Entferntesten mit dem Mercedes mithalten. Durch Rosbergs Motorschaden rutsche Massa wieder auf Rang drei vor, musste sich die letzten beiden Runden aber noch hart gegen Teamkollege Valtteri Bottas wehren.

Felipe Massa darf sich über Rang drei freuen, Foto: Sutton
Felipe Massa darf sich über Rang drei freuen, Foto: Sutton

Die Punkteränge: Bottas überquerte die Linie nur wenige Hundertstel hinter seinem Teamkollegen auf Platz vier. Kimi Räikkönen landete nach einer starken Aufholjagd auf Rang fünf. Force India holte erneut dicke Punkte, diesmal sogar mit beiden Autos: Sergio Perez wurde Sechster, Nico Hülkenberg Siebter.

Trotz Strafen-Reigen holt Daniel Ricciardo mit Rang acht wertvolle Punkte. Saubers Punkte-Hamster Marcus Ericsson fuhr ein starkes Rennen und holte sich mit Platz neun zum dritten Mal in Folge Punkte. Den letzten Punkt holte sich Daniil Kvyat im zweiten Red Bull.

Das Wetter: Ein herrlicher Spätsommertag im Parco di Monza. Bei Sonnenschein und 23 Grad jubelten gut 90.000 Zuschauer ihren Helden zu. Am Asphalt messen die Reifeningenieure 39 Grad.

Die Zwischenfälle: Nico Rosberg erwischte nach der Geburt seiner Tochter ein aufregendes Rennen: Nachdem er am Start auf Platz sechs zurückgefallen war, konnte er schnell an Sergio Perez vorbeigehen. An Valtteri Bottas biss er sich aber bis zum Boxenstopp die Zähne aus. Mit seinem Undercut konnte Rosberg aber beide Williams überholen und war auf dem besten Weg, Platz drei zu holen. Zwei Runden vor dem Ende des Rennens gab seine Power Unit allerdings den Geist auf. Weil der neue Motor Probleme bereitete, baute Mercedes Rosberg ein altes Aggregat ein, das vor Monza schon fünf Rennen bestritt.

Rosberg war nach dem herben Rückschlag untröstlich: "Wahrscheinlich hatte der Motor einfach zu viele Kilometer drauf. Größeres Pech geht gar nicht, ich hatte noch eine kleine Chance, Sebastian anzugreifen und war nah dran. Ich hatte gerade wegen der Bremsen freie Bahn von den Ingenieuren bekommen und konnte drei Runden lang angreifen. Das wäre spannend geworden."

Die Strategien: Einmal mehr war der Italien GP ein klassisches Einstopp-Rennen. Nur Max Verstappen, Carlos Sainz und Fernando Alonso stoppten planmäßig zweimal. Felipe Nasr war nach seinem frühen Stopp in Runde eins zu einem zweiten Reifenwechsel gezwungen.

Nico Rosberg kam als erster Zweistopper in Runde 18 zum Stopp. Der Mercedes-Pilot wollte mit einem Undercut an Valtteri Bottas vorbeigehen, an dem er auf der Strecke nicht vorbeikam. Williams holte als Reaktion aber zuerst Massa rein, der vor Bottas fuhr. Doch selbst für den Brasilianer reichte es nicht, Rosberg überholte beide Williams beim Stopp. Danach wartete Mercedes darauf, was die Konkurrenz machte. Als Vettel in Runde 25 Reifen wechselte, kam Hamilton eine Runde später.

Die Ausfälle: Nach dem Podium in Spa ein schwarzes Wochenende für Lotus. Romain Grosjean muss den Lotus in Runde eins am Streckenrand abstellen, Pastor Maldonado kommt immerhin aus der ersten Runde zurück - allerdings nur an die Box. Eine angeknackste Vorderachse bedeutet das Aus. Eine Auflösung liefern die TV-Bilder nicht - aber Felipe Nasr war wohl nicht unbeteiligt, denn der Sauber-Pilot kommt schon in Runde eins zum Reifenwechsel.

Nach Rosbergs Motorschaden fast unbemerkt, musste auch Fernando Alonso seinen Boliden aufgrund eines technischen Defekts abstellen. Zum Zeitpunkt des Ausfalls befand sich der Spanier aber ohnehin weit von den Punkterängen entfernt.

Die Top-Facts des Rennens

  • Räikkönen bleibt am Start stehen, wird durchgereicht
  • Rosberg verliert am Start hinter Räikkönen
  • Rosberg bleibt hinter Williams stecken, überholt in der Box
  • Drama am Ende: Rosberg bleibt auf P3 mit Motorschaden liegen
  • Untersuchung gegen Mercedes: Zu geringer Reifendruck

Der WM-Stand: Big Points für Lewis Hamilton: Durch den Ausfall von Titelrivale Nico Rosberg vergrößert der Brite seinen Vorsprung um 25 Punkte auf 53 Punkte. Sebastian Vettel ist mit seinen 18 Zählern für Platz zwei nur mehr 21 Punkte hinter Rosberg. Bei den Konstrukteuren schiebt sich Force India wieder auf Platz fünf vor Lotus.