Red Bull Racing war die große Überraschung am Trainingsfreitag in Spa. Daniel Ricciardo und Daniil Kvyat belegten mit 0,7 beziehungsweise einer Sekunde Rückstand die Plätze drei und vier und erwiesen sich damit als die ersten Verfolger der Silberpfeil-Piloten. "Das Auto war okay, aber es gibt noch viel Arbeit für morgen. Aber zu sagen, dass es noch viel Arbeit gibt, wenn man Vierter ist, ist nicht das Schlechteste", konnte sich der Russe angesichts seiner guten Vorstellung ein Grinsen nicht verkneifen. Ricciardo schlug ähnliche Töne an: "Es ist erst Freitag, aber für Freitag schauen wir ziemlich gut aus."

Zwei Piloten, zwei Setups

Um das Defizit des schwachen Renault-Motors auszugleichen, fuhr Red Bull mit extrem flachen Heckflügeln. Ein Plan, der zumindest vorerst aufging. "Wir müssen mit unserem Downforce ein bisschen etwas kompensieren, was nicht ideal ist, aber unsere Motorensituation ist bekannt", meinte Kvyat. Red Bull stattete seine Piloten am Freitag mit zwei unterschiedlichen Setups aus, um die perfekte Autoabstimmung für den weiteren Verlauf des Rennwochenendes herauszufiltern.

"Daniil und ich sind mit unterschiedlichen Setups gefahren und jetzt schauen wir, welches besser ist", bestätigte Ricciardo. "Auf den Longruns sah Daniil ein bisschen besser aus, aber wir müssen erst schauen. Das Qualifying ist toll, aber wichtig ist das Rennen." Unisono merkten beide Piloten an, dass es vor allem auf den weichen Reifen noch Luft nach oben gebe, während die Pace auf den Medium-Pneus bereits stark gewesen sei. "Wir haben Zeit mit den Options verloren und nicht so viel Grip gefunden", so Ricciardo.

Der RB11 ist mit einem flachen Heckflügel ausgestattet, Foto: Sutton
Der RB11 ist mit einem flachen Heckflügel ausgestattet, Foto: Sutton

Warnung vor Williams und Ferrari

Trotz der guten Vorstellung bleibt man im Lager des vierfachen Weltmeisterteams jedoch vorsichtig und ist sich bewusst, dass die Konkurrenz wohl noch den einen oder anderen Pfeil im Köcher hat. "Ich denke, wir können uns noch verbessern, aber Ferrari und Williams werden morgen stark sein. Ich erwarte, dass sie den Abstand schließen werden", meinte Ricciardo mit Blickrichtung Qualifying. "Wir wissen, dass Williams am Samstag immer aufdreht und Ferrari wird sicherlich auch noch etwas finden."

Als Bedrohung für Mercedes, wie Red Bull von Silberpfeilen im Vorfeld bezeichnet wurde, sieht sich der Australier nicht. "Sie schaffen sich selbst ein bisschen Spannung, denn normalerweise sind sie ihre eigene Bedrohung", lachte der 25-Jährige. "Mir fehlt immer noch eine halbe Sekunde oder so... es ist noch immer ein großer Abstand." Zwar träumt Ricciardo vom Podium, sollte es am Ende aber nur ein Platz in den Top-5 werden, könnte er ob der allgemeinen Entwicklung damit auch leben. "Es ist dieses Jahr etwas schwieriger, die Balance des Chassis zu finden und jetzt sieht es so aus als würden wir das hinkriegen", merkte er zufrieden an.

Ricciardo war nach dem Training bester Stimmung, Foto: Sutton
Ricciardo war nach dem Training bester Stimmung, Foto: Sutton

Sieg nur mit Hilfe möglich

Im Vorjahr konnte der Australier den Klassiker in den Ardennen überraschend gewinnen, profitierte dabei allerdings maßgeblich von der teaminternen Kollision bei Mercedes zwischen Rosberg und Hamilton. Auch diesmal wird es aller Voraussicht nach nicht aus eigener Kraft gelingen, die Spitze des Podiums zu erklimmen. "Es wird knapp und um zu gewinnen, werden wir Hilfe brauchen", gab sich Ricciardo keinen Illusionen hin. Derartige Hilfe könnte womöglich von Wettergott Petrus kommen, denn am Sonntag besteht zumindest eine kleine Regengefahr.