Renault will im September entscheiden, wie es in der Formel 1 weitergeht. Die Franzosen geben an, sich weiterhin alle drei Optionen offen zu halten. Die drei Optionen lauten kompletter Ausstieg, Einstieg als Rennstall oder weitermachen wie bisher. Bis September will sich Renault nicht mehr zu diesem Thema äußern.

Das Meeting mit Renault Boss Carlos Ghosn, Cyril Abiteboul und Alain Prost vor einigen Wochen soll insofern erfolgreich verlaufen sein, dass sich Konzernchef Ghosn vom Werkseinstieg überzeugen ließ.

Jetzt geht es 'nur' noch um das Geld. Um einigermaßen konkurrenzfähig sein zu können, sind mindestens 200 Millionen Euro pro Jahr nötig. Der Vorteil mit einem eigenen Team: Renault stünden Zahlungen aus dem Preisgeldtopf von Bernie Ecclestone zu. Motorenhersteller hingegen bekommen kein Zahlungen aus dem Preisgeldtopf.

Eigenes Team könnte Renault nichts kosten

Rund 1,8 Milliarden Dollar werden in diesem Jahr ausgeschüttet. Die Hälfte davon geht direkt an die Top-Ten-Teams. Knapp die Hälfte davon wird zu gleichen Teilen an die Teams ausgeschüttet. Macht rund 40 Millionen Dollar pro Rennstall. Die andere Hälfte davon wird ebenfalls an die Top-10-Teams ausgeschüttet, allerdings abhängig von den Platzierungen in der Konstrukteurs-WM. Als Sechster dürfte Lotus in der nächsten Saison etwas mehr als 35 Millionen Dollar erhalten.

Renault hat eine lange Formel-1-Historie, Foto: Sutton
Renault hat eine lange Formel-1-Historie, Foto: Sutton

Interessant wird für Renault nun, was mit den restlichen 50 Prozent der 1,8 Milliarden passiert. Ferrari bekommt wegen des besonderen Status des Teams eine extrem hohe Sonderzahlung. Aber nicht nur die Mythosmarke wird hier bedacht: Aufgrund ihrer sportlichen Leistungen in der jüngeren Geschichte der Formel 1 sind Ferrari, Red Bull, McLaren, Mercedes und Williams sogenannte CCB -Teams (Constructor Championship Bonus).

Das bringt nicht nur einen festen Platz in der Strategiegruppe, sondern auch noch einen ordentlichen Betrag aufs Konto. Würde Renault Lotus übernehmen, stünden auch Renault Zahlungen aus diesem Topf zu. Renault wurde 2005 und 2006 Doppelweltmeister. Somit hat Renault in den letzten zehn Jahren mehr Weltmeisterschaften vorzuweisen als Ferrari und McLaren.

Die CCB-Zahlungen richten sich aber nicht nur nach den Erfolgen, sondern auch nach der Historie der Teams. Mercedes bekam so schon vor den großen Erfolgen im Vergangenen Jahr 30 Millionen Dollar als historische Zahlung, Williams ebenfalls. Und auch hier will Renault kassieren: Schon 1977 traten die Franzosen mit einem eigenen Team an. Renault hat mehr als doppelt so viele Rennen in der Formel 1 bestritten als Mercedes.

Ecclestone spielt Renault Ball zu

Ecclestone hat bereits angekündigt, Renault entgegenkommen zu wollen. "Wir müssen warten und sehen, aber es liegt an ihnen. Wenn es irgendetwas gibt, mit dem wir ihnen helfen können...", bekräftigte Ecclestone seine Unterstützung gegenüber Autosport erneut.

"Ich würde gerne sehen, wie sie Lotus übernehmen oder selbst ein neues Team gründen. Ich will sie nicht verlieren, weil sie lange Zeit hier waren und unkomplizierte Leute sind - nette Leute, die kein Drama machen", so Ecclestone weiter. Natürlich weiß auch der Formel-1-Zampano, worum es geht: "Sie müssen nur wissen, wie viel es ihnen wert ist."

Die Frage ist aber nicht, wie viel Renault ausgeben will. Die Frage ist, wie viel Renault von Ecclestone bekommt. 110 Millionen Dollar sollten insgesamt locker drinnen sein. Zur Erinnerung: Aktuell bekommt Renault nichts. Mit einem eigenen Team erhält Renault außerdem Sponsoring-Gelder. Derzeit fließt Geld aus dem Renault-Nissan-Konzern an Red Bull. Nissans Luxusmarke Infiniti ist Titelsponsor bei Red Bull. Für Konzernboss Ghosn Einsparpotential.

Deshalb steht für Renault eigentlich fest, dass wieder mit einem eigenen Team angegriffen werden soll. Aus Marketingsicht waren die beiden letzten Jahre eine Katastrophe. Mit einem eigenen Team würde das definitiv besser. Renault will derzeit Ecclestone unter Druck setzen: Mit dem Szenario des Ausstiegs. Dann hätte die Formel 1 zu wenig Motoren und ein gewaltiges Problem. Also soll Ecclestone lieber noch ein paar Millionen locker machen und somit ein Problem für die Rennserie abwenden.

Ecclestone streut derweil öffentlich lieber Salz in die Wunde: "Ich würde gerne sehen, dass sie ihren Motor konkurrenzfähig machen. Wenn das der Fall ist, werden sie in guter Verfassung sein." Das hätte auch finanziell Auswirkungen: Mercedes refinanziert derzeit mit drei Kundenteams die exorbitanten Entwicklungskosten der Power Unit. Je besser der Motor ist, desto mehr Kunden lassen sich gewinnen. Und somit mehr Einnahmen.