Nach dem frühen Doppelausfall in Österreich kommt McLaren mit etwas Rückenwind vom letzten Test zum Heimrennen. In Silverstone erwartet Jenson Button und Fernando Alonso eine schnelle Strecke. "Das heißt, dass es keine Strecke sein wird, die uns liegt", ist Fernando Alonso wenig optimistisch. Der Spanier muss nach dem Unfall mit Kimi Räikkönen auf dem Red Bull Ring eine weitere neue Power Unit verbauen lassen - mit den üblichen Strafen. "Wir glauben, dass seine Power Unit bei dem Unfall Schaden genommen hat", erklärte Honda-Motorsportchef Yasuhisa Arai.

Trotz der schlechten Ausgangssituation freut sich Alonso auf die Herausforderung in Northamptonshire: Ich liebe es, hier zu fahren. Es ist so eine spannende Strecke für die Fahrer mit einem tollen Mix aus mittelschnellen und schnellen Kurven. Wir wissen, dass das Wochenende schwierig wird, aber wir werden unser Bestes in jeder Session geben." Eine kleine Hoffnung bleibt dem 33-Jährigen mit dem unberechenbaren Wetter. "Das könnte ein interessanter Poker werden."

Doppelte Bestrafung: Fernando Alonso braucht nach dem Crash eine neue Power Unit, Foto: Sutton
Doppelte Bestrafung: Fernando Alonso braucht nach dem Crash eine neue Power Unit, Foto: Sutton

Jenson Button wird auch dieses Jahr kaum Chancen haben, zum ersten Mal in Großbritannien aufs Podium zu kommen. Doch auch ohne die entsprechende Erfolgsbilanz liebt er seinen Heim-GP: "Obwohl es mein 16. britischer Grand Prix wird, bekomme ich jedes Mal Gänsehaut, wenn ich die ganzen Union Jacks auf den Tribüne sehe und den Jubel der Zuschauer höre, das ist ein wirklich magisches Gefühl." Auch Button freut sich auf die 5,9 Kilometer lange Strecke, speziell die Maggots-Becketts-Passage. "Das ist eine der herausragenden Kurvenkombinationen im gesamten Rennkalender. Sie haben ihren legendären Status aus gutem Grund."

Aus sportlicher Sicht hofft Button, dass die Zuverlässigkeit der Testfahrten sich auch im Rennen niederschlägt: "Wir haben noch Schwierigkeiten, konstant zuverlässig zu sein, deshalb arbeiten wir hart an Lösungen", so der 35-Jährige. "Zwei problemlose Testtage zu haben, ist da eine großartige Motivation." Eric Boullier kündigt einige aerodynamische Updates an: "Wir haben sie beim Test geprüft und sie haben positive Zeichen gezeigt." Auch der McLaren-Renndirektor baut auf den Support der Fans: "Obwohl wir nicht da sind, wo wir sein wollen, wissen wir, dass die Fans hinter uns stehen. Die Atmosphäre wird elektrisierend sein."

McLaren: Silverstone Bilanz

McLaren in Silverstone: McLarens Historie in Silverstone reicht bis ins Jahr 1969 zurück. Der erste Sieg gelang Peter Revson 1973, zwei Jahre später triumphierte Emerson Fittipaldi und 1977 durfte James Hunt von der obersten Stufe des Podests Champagner verspritzen. 1981 hieß der Sieger John Watson, 1985 und 1989 Alain Prost. Ayrton Senna gewann 1988 mit McLaren den Großbritannien GP. Bis 1999, als David Coulthard siegte, musste der Traditionsrennstall eine Durststrecke hinnehmen, dann folgte jedoch eine Siegesserie, denn Coulthard gewann 2000 erneut und 2001 kletterte Mika Häkkinen ganz oben aufs Podest. 2005 fuhr Juan Pablo Montoya den Sieg ein und zuletzt gewann Lewis Hamilton 2008. Nach Ferrari ist McLaren mit zwölf Siegen das zweiterfolgreichste Team in Silverstone.

In besseren Zeiten: Alonso weiß, wie man in Silverstone gewinnt, Foto: Sutton
In besseren Zeiten: Alonso weiß, wie man in Silverstone gewinnt, Foto: Sutton

Fernando Alonso in Silverstone: Der Spanier erlebte in Silverstone Höhen und Tiefen. Zwei Siegen (2006 mit Renault und 2011 mit Ferrari) und insgesamt sechs Podiumsplatzierungen stehen auch einige Pleiten gegenüber. So kam Alonso sowohl 2009 als auch 2010 nicht über den 14. Platz hinaus, und auch in der Vorsaison war er als Sechster ein gutes Stück vom Treppchen entfernt.

Jenson Button in Silverstone: Als besonders erfolgreiches Pflaster hat sich der Silverstone Circuit für Jenson Button noch nicht erwiesen. Bei 15 Versuchen schaffte es der Lokalmatador bislang nicht auf das Podium, zwei vierte Plätze, einer davon im Vorjahr, waren das Höchste der Gefühle.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Um in die Punkteränge zu kommen, kann McLaren eigentlich nur auf Regen hoffen. Fernando Alonsos Strafen werden bei einem Trockenrennen allein schon ein Top-10-Resultat so gut wie unmöglich machen, während Honda den Grund für den Sensorschaden bei Jenson Button in Österreich noch immer nicht endgültig geklärt hat. Dazu liegt die Strecke dem Fahrzeug nicht. Eine doppelte Zielankunft beim Heim-GP wäre bereits ein Erfolg - nach zwei Doppelausfällen in Folge wäre das durchaus mal wieder angebracht. (Heiko Stritzke)