Bei Ferrari herrschte nach dem Großen Preis von Österreich schlechte Stimmung vor. Kimi Räikkönen versenkte seinen Wagen bereits nach einer halben Runde in den Leitplanken, und Sebastian Vettel verschenkte Platz drei wegen eines kapitalen Fehlers beim Reifenwechsel. "Das war nicht das erste Mal und ist nicht akzeptabel", war Maurizio Arrivabene, der Teamchef der Scuderia, über die verhängnisvolle Panne der roten Boxencrew erzürnt.

Nach den starken Longruns am Freitag hatten viele erwartet, dass Ferrari im Rennen Mercedes Paroli bieten würde, doch Vettel war nicht in der Lage, die Rundenzeiten von Lewis Hamilton und Nico Rosberg mitzugehen. Warum die Scuderia im Training regelmäßig so gut aussieht, am Sonntag dann aber doch nicht die nötige Pace hat, um die Silberpfeile zu fordern, erklärt sich Arrivabene folgendermaßen: "Meine Analyse ist, dass es davon abhängt, mit wie viel Sprit Mercedes im Vergleich zu uns fährt. Ich habe zu den Ingenieuren gesagt, es ist besser, am Freitag mit ganz vollen Tanks zu fahren, um einen korrekten Vergleich zu haben, anstatt eines verfälschten."

Trotz des Rückschlags in Spielberg hat man sich in Maranello fest vorgenommen, den unter der neuen Führung eingeschlagenen Kurs weiter fortzusetzen, um zurück an die Spitze der Formel 1 zu kommen. "Wir müssen immer unser Bestes geben und früher oder später in der Lage sein, Mercedes abzufangen", forderte Arrivabene. "Nicht erst 2020, sondern dieses Jahr. Ich habe gesagt, wir wollen drei Rennen gewinnen und bin noch immer hier. Wir wollen drei Rennen gewinnen!"

Deshalb denkt man bei Ferrari auch gar nicht daran, die aktuelle Saison schon abzuhaken und sich der Entwicklung für 2016 zuzuwenden. "Ich will nicht wie mein Vorgänger anfangen und darüber sprechen, dass wir uns auf das nächstjährige Auto konzentrieren", stellte Arrivabene klar. Naturgemäß gebe es bereits eine Gruppe von Ingenieuren, die am Nachfolger des SF15-T tüftelt, doch der Fokus liege definitiv auf der Gegenwart.

Arrivabene verlangt vollsten Einsatz, Foto: Sutton
Arrivabene verlangt vollsten Einsatz, Foto: Sutton

Wolff warnt vor Ferrari

Im Lager von Mercedes ist man daher auf der Hut und schreibt Ferrari keineswegs ab - ganz im Gegenteil. "Ich weiß, der Satz ist langweilig, aber ich propagiere auch in der Fabrik immer wieder, dass wenn ein Team wie Ferrari mit den Ressourcen so entwickelt, der Tag kommen wird, an dem wir nicht mehr gewinnen", warnte Motorsportchef Toto Wolff eindringlich und sprach von einem schleichenden Prozess, der zu Nachlässigkeit führen könne.

"Wir sehen immer wieder solche Anzeichen für gute Performance bei Ferrari, die zeigen, dass sie sich weiterentwickeln", hielt der Österreicher fest und verwies auf die starken Longrunzeiten aus dem Freien Training. "Ich sehe eine Parallele zu uns in 2013, als wir solche singulären Sessions hatten, als wir gut performt haben, aber noch nicht ein Zahnrad ins andere gegriffen hat. Auf dieser Performance ist Ferrari im Moment und deshalb bin ich immer sehr besorgt."