Seit Wochen aufgeschoben platzte pünktlich vor dem Monaco Grand Prix die Bombe: Lewis Hamilton hat seinen Vertrag mit Mercedes um weitere drei Jahre verlängert. Doch kaum, dass er verlängert hat, ranken sich Gerüchte um das Gehalt des Briten

Nico Rosberg hegt seine Zweifel daran, dass die Summe von 100 Millionen Euro, die im Raum schwebt, wirklich stimmt. "Ich kenne die Zahlen nicht. Ich habe aber gelesen, was ihr geschrieben habt und bezweifle, dass ihr nahe an die wahren Zahlen herankommt", kommentierte der Deutsche die geschätzte Top-Gage seines Teamkollegen.

Das Verhältnis zwischen den beiden Silberpfeilen untereinander und zum Team kann Alain Prost selbst gut nachvollziehen. Er war Teamkollege von Ayrton Senna, der damals deutlich mehr verdient hat als der Franzose. Prost betont gegenüber dem Tagesspiegel: "Ich war nie neidisch. Ich habe nicht mal versucht, herauszufinden, ob Ayrton mehr verdiente oder einen längeren Vertrag hatte." Vielmehr hatte die Vertragssituation der Beiden eine psychologische Auswirkungen.

Prost fühlte sich bei McLaren gegenüber Senna benachteiligt, Foto: Sutton
Prost fühlte sich bei McLaren gegenüber Senna benachteiligt, Foto: Sutton

Das wurmte Prost. "Ich war eher angefressen und unglücklich über die Psychologie dahinter", sagte der Franzose. "Darüber, dass man sehen konnte, wie viel mehr Unterstützung er vom Team bekam. Und natürlich ist das Gehalt auf eine Art auch ein Zeichen." Die unterschiedlichen Gehälter kann man daher auch als unterschiedliche Wertschätzung der beiden Fahrer ansehen.

Bei Mercedes gehe man die Situation aber etwas sensibler an. "Mercedes ist sehr professionell, sie machen das ziemlich gut", erklärte Prost. "Neben dem technischen Aspekt ist in der Formel 1 auch der menschliche Aspekt sehr wichtig. Wenn es eine Bevorzugung auf der menschlichen Seite gibt, kannst du das als Fahrer fühlen. Und wenn du der Andere bist, ist das sehr, sehr schwierig."

Dass Hamilton zur Chefetage bei Mercedes einen guten Draht hat, ist für Prost ein klarer Vorteil: "Es ist ein psychologischer Vorteil. Das ist etwas, das du als Rennfahrer fühlst. Und das könnte ein Problem für Nico sein." Die Nachteile seien nicht technischer Natur. Viel mehr sei es eine Kopfsache. "Und der kann klein sein, aber den Unterschied ausmachen."

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hält nicht viel von Spekulationen um die Summen, die auf Hamiltons Konto überwiesen werden. Für ihn ist eine andere Sache entscheidend: "Lewis ist einer der besten Rennfahrer, momentan vielleicht sogar der Beste. Er hat einen enormen Wert für die Marke und das steigert seinen Wert. Es ist eine klassische Win-Win-Situation für das Team und ihn." Weniger Psychologie also, dafür mehr Marketing.

Hamilton und Mercedes: eine Win-Win-Situation, Foto: PR/Mercedes
Hamilton und Mercedes: eine Win-Win-Situation, Foto: PR/Mercedes

Prost glaubt indes, dass das Rennen in Spa 2014 der entscheidende Moment gewesen sei, an dem klar wurde, dass Rosberg den Weltmeisterschaftskampf gegen Hamilton verloren hat. "Psychologisch gesehen war es danach komplett anders für Nico", erklärte Prost. "Einmal, weil er vom Team so behandelt wurde. Außerdem wurde er auch noch auf dem Podest ausgepfiffen." Diese Erfahrung erlebte der Franzose zweimal selbst.

Dennoch sei es möglich, dass Rosberg seine innere Dämonen endlich bezwungen hat. "Wir werden sehen, was hier am Sonntag in Monaco passiert", so Prost. "Nico hat noch nie zwei Rennen in Folge gewonnen, auch das ist ein Zeichen. Erst wenn er in Monaco auch noch gewinnt und vielleicht auch noch in Montreal, dann beginnt ein Prozess, der auch Lewis in Zweifel stürzt."