Die Langstreckenweltmeisterschaft macht am Wochenende in Spa Station. Nach Silverstone ist es das zweite Rennen in dieser Saison. Die Besonderheit: Porsche setzt zum ersten Mal drei Fahrzeuge in der LMP1-Klasse, der Königsklasse des Langstreckensports ein. Und das dritte Auto hat es in sich: Neben dem Neuseeländer Earl Bamber und dem Briten Nick Tandy darf auch Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg ins Cockpit klettern. Motorsport-Magazin.com erklärt, was Sie zu Hülkenbergs Langstrecken-Debüt wissen müssen.

Wann sitzt Hülkenberg zum ersten Mal im Auto?

Hülkenberg saß schon bei Testfahrten am Steuer des Porsche, Foto: Porsche
Hülkenberg saß schon bei Testfahrten am Steuer des Porsche, Foto: Porsche

Das erste Training in Spa ist schon am Donnerstag. Um 12:00 Uhr schaltet die Boxenampel auf Grün. Hülkenberg durfte aber bereits zuvor schon bei Testfahrten in den Porsche 919 klettern. Testfahrten sind in der WEC nicht so streng reglementiert wie in der Formel 1. Sein Renndebüt darf der Emmericher am Samstag geben. Start ist um 14:30 Uhr.

Ob Hülkenberg allerdings schon um 14:30 Uhr im Auto sitzt, ist fraglich. Das Rennen dauert sechs Stunden und Hülkenberg teilt sich das Auto mit Tandy und Bamber. Vorgeschriebene Zeiten, wann welcher Pilot im Auto sitzen muss, gibt es nicht. Ein Stint dauert für gewöhnlich 45 Minuten, Doppel-Stints sind aber nichts Außergewöhnliches. Selbst Dreifach-Stints hat es schon gegeben.

Was sagt Hülkenberg zum Debüt?

"Ich bin total gespannt auf die nächsten Wochen und das Wochenende in Spa", gesteht Hülkenberg, der die Strecke bereits bestens aus der Formel 1 kennt. "Der Langstreckensport aber ist für mich ein ganz neues Format - von daher bin ich echt aufgeregt und gespannt, wie das alles sein wird. Ich gehe offenherzig an die neue Herausforderung heran, will Erfahrungen sammeln und natürlich für Porsche und für mich einen guten Job abliefern."

Wie stehen die Chancen für Hülkenberg?

In Silverstone war der Porsche im Qualifying stark, Foto: Porsche
In Silverstone war der Porsche im Qualifying stark, Foto: Porsche

Im Qualifying scheint der Porsche 919 eine Macht zu sein. Im Rennen waren die drei Hersteller in Silverstone ziemlich auf Augenhöhe. "Als Power-Strecke mit vielen Geraden sollte Spa unserem 919 Hybrid liegen, es zeichnet sich ja ab, dass dies in diesem Jahr zu unseren Stärken gehört", so der Deutsche. Porsche startet als einziger Hersteller in der sogenannten 8-Megajoule-Klasse. Hülkenberg sitzt - ganz im Gegensatz zur Formel 1 - in einem Auto, das um den Sieg mitfahren kann.

Earl Bamber und Nick Tandy, mit denen sich Hülkenberg das Auto teilt, sind keine Unbekannten in der Sportwagen-Szene. Bamber gilt mit 24-Jahren noch als großes Nachwuchstalent, Tandy hat mit seinen 30 Jahren schon zahlreiche Sportwagenrennen bestritten. Allerdings haben beide noch wenig Erfahrung in einem LMP1 - wie Hülkenberg. Immerhin kennen alle Piloten die Strecke schon bestens.

Fällt Hülkenberg der Umstieg schwer?

Das Lenkrad ist ähnlich kompliziert wie in der Formel 1, Foto: Porsche
Das Lenkrad ist ähnlich kompliziert wie in der Formel 1, Foto: Porsche

"Aus Hybridsicht fühlt man keinen großen Unterschied zur Formel 1", so Hülkenberg. Wie erwähnt fährt Porsche in der 8-Megajoule-Klasse. 8 Megajoule ist die Menge an Energie, die das Fahrzeug pro Runde über das Hybrid-System abgeben darf. Die Hauptkonkurrenten Toyota und Audi rekuperieren 6, respektive nur 4 Megajoule. Diese Menge bezieht sich aber auf eine Runde in LeMans und wird auf die anderen Strecken angepasst. Also hat Hülkenberg in Spa etwa so viel Extra-Power wie in der Formel 1 zur Verfügung.

Allerdings wird die Leistung beim Porsche auf allen vier Rädern übertragen. "Das ist ein großer Unterschied", erklärt Hülkenberg. "Man hat auch viel mehr Platz, als in einem Formel-1-Auto. Die Reifen sind zwar auch rund, aber sie sind konstanter, sie bauen nicht so sehr ab." Das Lenkrad seines Force Indias ist zwar deutlich anders, aber ähnlich kompliziert. Schwierigkeiten sollte es nicht geben.

Sind weitere Einsätze geplant?

Hülkenberg fährt beim 24 Stunden Rennen in Le Mans, Foto: Porsche
Hülkenberg fährt beim 24 Stunden Rennen in Le Mans, Foto: Porsche

Ja! Hülkenbergs Ziel lautet Le Mans. Der 24-Stunden-Klassiker ist Rennen Nummer drei im WEC-Kalender und findet am 13. und 14. April statt. Spa ist die einzige Chance für den Formel-1-Piloten, sich auf das Saisonhighlight vorzubereiten. Den Auftakt der Langstreckenweltmeisterschaft in Silverstone konnte er nur aus China verfolgen, weil am gleichen Wochenende die Formel 1 fuhr.

Sind weitere Formel-1-Piloten am Start?

Bernhard fährt mit Bellof-Design, Foto: Timo Bernhard
Bernhard fährt mit Bellof-Design, Foto: Timo Bernhard

Aktuelle Formel-1-Piloten sind keine weiteren am Start. Angeblich wäre auch Fernando Alonso gerne in den Porsche gestiegen, allerdings soll Honda etwas dagegen gehabt haben. Dafür trifft Hülkenberg aber auf Mark Webber, der bereits im vergangenen Jahr seine erste Saison in der WEC bestritt. Ebenfalls aus der Formel 1 bekannt und in Spa: Anthony Davidson, Kazuki Nakajima, Alexander Wurz, Andre Lotterer und Lucas di Grassi (alle LMP1). Außerdem starten weitere ehemalige Formel-1-Piloten in kleineren Klassen.

Ein Stück Formel-1-Geschichte fährt außerdem in einem anderen Porsche mit: Timo Bernhard fährt mit einem Spezial-Helm. Vor 30 Jahren verunglückte Stefan Bellof bei einem Sportwagenrennen in Spa tödlich. Der Deutsche hält bis heute den Rundenrekord auf der Nürburgring Nordschleife und startete bei 20 Formel-1-Rennen. 1986, im Jahr nach seinem tödlichen Unfall, hätte er für Ferrari starten sollen.

Wo kann ich Hülkenbergs Debüt verfolgen?

Motors TV überträgt am Samstag das komplette Rennen live, Eurosport steigt um 18:30 Uhr ein. Motorsport-Magazin.com berichtet wie gewohnt in aller Ausführlichkeit von der Generalprobe für Le Mans.

Zeitplan für Hülkenbergs Debüt-Wochenende

Donnerstag, 30. April
1. Training 12:00 Uhr
2. Training 16:30 Uhr
Freitag, 01. Mai
3. Training 14:00 Uhr
Qualifying 18:35 Uhr
Samstag, 02. Mai
Rennstart 14:30 Uhr