Es war Ende 2013, als Martin Whitmarsh von seinem Posten als McLaren-Teamchef enthoben wurde. Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass der 56-Jährige in den Segelsport wechselt und Ben Ainslie Racing (BAR) für den America's Cup vorbereiten will. Als Berater fungiert Adrian Newey. Nun blickt Whitmarsh zurück.

Seit 1989 war Whitmarsh ein Teil von McLaren. Dass er damals seine Position bei British Aerospace aufgab, war unerwartet. "Es war kein logischer Karriereschritt", sagt er. "Aber es war eine unvermeidbare Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen konnte. Jeder dachte ich sei verrückt, diesen Job - bei dem ich großen Erfolg und tausende Mitarbeiter um mich herum hatte - für so ein kleines Team aufzugeben. Aber ich hatte nie die Zeit, noch die Gedanken oder die Gelegenheit, es zu bereuen", erinnert er sich zurück.

Zwar feierte McLaren damals große Erfolge mit Ayrton Senna und Alain Prost, doch auf den Rennsport allein wollte sich niemand verlassen. "Wir wussten, wenn wir ein nachhaltiges Business aufbauen wollen, müssen wir uns aufteilen und unsere Technologien, unser Potenzial und unsere Marke nutzen, um eine Bandbreite von anderen Geschäften hervorzubringen", so Whitmarsh. Das Ergebnis dieser Entwicklung war unter anderem McLaren Automotive.

Adrain Newey steht BAR als Berater zur Seite, Foto: Sutton
Adrain Newey steht BAR als Berater zur Seite, Foto: Sutton

Die Veränderungen bei McLaren von den Anfängen bis zu seinem Abgang hätten einer klaren Struktur gefolgt. "Zuerst mussten wir sicherstellen, dass wir Erfolg haben und gewinnen. In diesen Umgebungen, wo es um Vertrauen und Glaubwürdigkeit geht, musst du in deinem Kernbereich erfolgreich sein und dein technisches Potenzial entwickeln", erklärte er. Der nächste Schritt sei es dann gewesen, das Unternehmen auf finanzstarke Beine zu stellen und Gewinn zu erzielen.

America's Cup perfekte Plattform

Bei BAR soll es nun ähnlich verlaufen. Der America's Cup sei dafür eine perfekte Gelegenheit. "Der America's Cup ist eine fantastische Plattform von der aus dieses Team seine Kompetenzen in der Technologie, in der Leistungsfähigkeit und Kundenbetreuung zeigen kann", sagte er. "Ich denke, wir haben eine tolle Gelegenheit zu zeigen, wie das technische Bestreben verbunden mit dem Willen, den America's Cup zu gewinnen, Veränderungen in größeren technischen Organisationen auslösen kann", äußerte er seine Vorstellungen von seiner neuen Tätigkeit.

Whitmarsh erkennt nach seiner langjährigen Tätigkeit in der Königsklasse Parallelen zwischen beiden Wettbewerben. Vor allem in finanzieller Hinsicht. "Der Cup hat seit über 160 Jahren tollen Wettbewerb geboten und sich sehr oft auf großzügige Gönner verlassen", erklärte er. "Es ist toll, wenn du diese findest und bekommst, und wir sollten sehr dankbar für das Erbe sein, das diese Leute hinterlassen haben. Aber wenn wir etwas mehr Konstanz haben wollen, müssen wir vermutlich eine bessere Kommerzialisierung des Sports finden, zum Beispiel eine America's Cup World Series", schlägt er eine Art Weltmeisterschaft vor, wie es in der Formel 1 der Fall ist.

Nachholbedarf bei der Kommerzialisierung

Um eine Kommerzialisierung voranzutreiben, müsse der Zuschauer gewonnen werden. "Das Problem an der Unterhaltungsbranche - und genau da sind wir - ist, dass die Leute fast endlose Möglichkeiten haben, ihre Freizeit zu verwenden", stellte er fest. Die letzte Austragung des prestigeträchtigen Segel-Wettbewerbs fand 2013 statt, die nächste folgt erst 2017. Whitmarsh hält dieses Prinzip für unvereinbar mit der Unterhaltung. "Es ist ziemlich schwierig, den Sport zu kommerzialisieren und das öffentliche Interesse zu steigern, wenn er nur alle vier Jahre Aufmerksamkeit erfährt", führt er den Knackpunkt auf.

Für Whitmarsh gibt es nur zwei Möglichkeiten, die hohen Kosten in diesem Bereich zu decken. "Entweder man findet einen reichen Oligarchen, der nachsichtig ist, oder man entwickelt ein Unternehmen, das wirklich nachhaltig ist und dessen kommerzieller Wert die Kosten an der Teilnahme übertrifft", stellte er fest.