Die erfolgsverwöhnten Tifosi wurden lange auf die Folter gespannt. Sebastian Vettel beendete in Sepang eine fast zweijährige Durststrecke, in der Ferrari kein einziger Sieg gelungen ist. Umso emotionaler war die Triumphfahrt Vettels, als dass niemand wirklich damit gerechnet hätte.

Apropos Emotionen: die Rückkehr nach Maranello war für den Deutschen etwas ganz Besonderes: "Ich hatte eh einen Simulatortag am Mittwoch. Natürlich wusste ich nicht, dass ich mit einem Sieg zurückkehren würde, als ich den Termin gebucht hatte. Das war schon sehr schön. Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man wieder zusammenkommt und man merkt, mit wie viel Einsatz jeder vor Ort arbeitet."

Beeindruckt hat Vettel aber auch die riesige Menge an Mitarbeitern in der Fabrik in Maranello. "Vom Papier her weißt du ja, dass dort hunderte Leute für das Team arbeiten", sagt er. "Und alle in einem großen Raum zu haben, die auf dich schauen, ist anfangs schon etwas beängstigend, aber dann sehr, sehr emotional. Vor allem dann, wenn sie sich alle die Hände reichen und ihren Stolz zum Ausdruck bringen, Teil des Teams zu sein und alles dafür zu tun, Erfolg zu haben."

Wenn Vettel über sein Team spricht, gerät er ins Schwärmen: "Als ich auf dem Podium stand, runtergeschaut und die Mechaniker gesehen habe und als sie die Hymne gesungen haben, sind auch ganz viele Erinnerungen hochgekommen - gerade als Deutscher. Wenn man in ihren Augen sieht, dass sie alles geben, dann kann man damit schon viel bewegen."

Weihnachten, Ostern und Neujahr in einem: Tifosi weltweit feiern ersten Ferrari-Sieg seit 2013, Foto: Sutton
Weihnachten, Ostern und Neujahr in einem: Tifosi weltweit feiern ersten Ferrari-Sieg seit 2013, Foto: Sutton

Die oft zitierte Erkenntnis, ein F1-Pilot würde den Rennsieg erst am nächsten Tag richtig realisieren, kann Vettel in diesem Fall nicht bestätigen: "Der Wecker ging am Montag früher los, als ich insgeheim gehofft hätte. In meinem Kopf hat es sich immer noch gedreht. Der Montagmorgen war nicht so glamourös wie Sonntagnacht."

Bei aller Euphorie, die jetzt in Italien und unter den Ferrari-Fans weltweit herrscht, betont Vettel aber, dass noch viel Arbeit vor dem Team stehe: "Das ist auch der einzige Weg, um nach vorne zu kommen. Es bringt jetzt nichts, alles hinzuwerfen und zu sagen: 'Jetzt ist alles erreicht'. Man muss es stattdessen eher so sehen, dass es jetzt erst richtig losgeht." Der Sieg hat zwar für einen ordentlichen Motivationsschub gesorgt. "Aber wir wissen, dass man die Ziele nur durch harte Arbeit erreichen kann."

In China wird es kälter als in Malaysia. Trotz der starken Leistung in den ersten zwei Rennen sieht Vettel Mercedes noch in Front: "Den Vorsprung, den sie während den Wintertests und auch in Australien hatten, hatten sie in Malaysia zwar nicht. Aber der verschwindet ja auch nicht so einfach. Daher geht Mercedes als Favorit ins Rennen." Wichtig sei es für die Scuderia, ein sauberes Wochenende zu haben. "Wir dürfen keine Fehler machen und dürfen keine Probleme am Auto haben", sagt er. "Erst dann können wir den starken Eindruck, den wir nicht nur in Malaysia, sondern auch in Australien gehabt haben, bestätigen."

Dennoch freut sich der Ferrari-Pilot, wieder mit den Silberpfeilen um Siege kämpfen zu können. "Es ist immer schön, enge Zweikämpfe um den Sieg auszufahren. Deshalb sind wir hier", so Vettel. "Aber es gibt auch Rennen, in denen du gegen andere Fahrer um die fünfte, sechste oder siebte Position kämpfst. Das erkennen die Leute nicht so an, wie wenn du um den Sieg kämpfst. Das bringt viel mehr Spannung, das ist ganz normal."

Voll des Lobes ist er für die Konkurrenz: "Mercedes ist immer noch in bestechender Form. Sie haben ein konkurrenzfähiges Auto und das Gesamtpaket stimmt auch. Zudem haben sie zwei sehr gute Fahrer, die einen guten Job machen. Genau das machte und macht es so schwierig, sie zu schlagen."