In der vergangenen Saison hatte Nico Rosberg seine bis dato größte Chance, Weltmeister in der Formel 1 zu werden. Am Ende scheiterte er nur an seinem Teamkollegen Lewis Hamilton, der mit gleichem Material die Oberhand behielt. Rosberg zeigte nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi wahre Größe und gratulierte seinem Teamkollegen aufrichtig. Doch der Stachel über die verlorene WM saß tief. Dieses Jahr startet der 29-Jährige den nächsten Angriff auf den Titel.

"Der Druck ist da", räumte Rosberg kurz vor dem Saisonstart in Australien ein. "Aber das ist auch gut so. Das mag ich am Sport, diese Herausforderung. Ich sitze hier mit einem sehr guten Gefühl." Während Rosberg vor Zuversicht sprüht, hielt sich Hamilton zuletzt etwas mehr zurück. Wohl auch in dem Wissen, dass ihm bessere Chancen auf den Gewinn der Weltmeisterschaft eingerechnet werden als Rosberg. Der Brite sieht sich als klare Nummer 1, verzichtet sogar auf selbige Startnummer auf seinem Silberpfeil.

Rosberg hat sich schon mal die Schale geschnappt, Foto: Sutton
Rosberg hat sich schon mal die Schale geschnappt, Foto: Sutton

Hamilton war stärker

In der vergangenen Saison behielt Hamilton in den Rennen klar die Oberhand und entschied das Siegduell mit 11 zu 5 für sich. Rosberg ist also gezwungen, sich dieses Jahr einen Vorteil zu erarbeiten. "Fakt ist, dass Lewis im vergangenen Jahr ein bisschen stärker war", gab er offen zu. "Er hat im Winter hart an sich gearbeitet - ich aber auch. Ich muss eben ein bisschen mehr finden. Aber ich bin jetzt 29 Jahre alt und habe noch ein bisschen Luft nach oben. Ich kann mich noch verbessern."

Nach der verlorenen Weltmeisterschaft ging es vorrangig darum, nicht die Motivation zu verlieren - die wohl größte Herausforderung für einen 'Verlierer'. Da Mercedes in diesem Jahr wohl wieder das mit Abstand beste Auto gebaut hat, sieht Rosberg seine zweite Chance. Die teaminterne Niederlage habe er zumindest gut verkraftet. "Erfolg und Misserfolg sind sehr kurzlebig, so ist es nun einmal", sagte er. "Zum Glück bin ich schnell wieder zu meinem normalen Leben zurückgekehrt. Das hatte also keinen Einfluss auf mein normales Leben, und das war toll zu sehen."

Deshalb die klare Ansage an Hamilton: Rosberg greift erneut nach dem Titel, will sich keinesfalls unterordnen. Den verlorenen Zweikampf verbuchte er unter Motivation für 2015. "Im vergangenen Jahr habe ich Teile des Erfolges gesehen, und dieses Jahr will ich sie für mich geschehen machen", sagte er. "Ich habe den Traum, Formel-1-Weltmeister zu werden - und ich habe die Möglichkeit, es dieses Jahr zu schaffen."

Immer am Autogramm schreiben: Nico Rosberg, Foto: Sutton
Immer am Autogramm schreiben: Nico Rosberg, Foto: Sutton

Das Leben im Griff haben

Der Weg zum Erfolg führe laut Rosberg auch über ein geregeltes Leben abseits der Rennstrecke. Der reine Speed sei nicht ausschlaggebend, auch die Zusammenarbeit mit dem Team sei ein wichtiger Faktor. "Es geht dabei ums Ganze", wie es Rosberg selbst formulierte. "Das Leben als Formel-1-Fahrer ist so vielfältig. Es geht nicht nur ums Fahrer und darum, das Lenkrad in die richtige Richtung zu drehen. Du musst auch außerhalb des Autos fit sein und das ganze Leben im Griff haben, damit du den richtigen Fokus hast."

Dass sich Rosberg fokussieren kann, konnte er mit seinen Leistungen in den Qualifyings eindrücklich unter Beweis stellen. Musste er sich in den Rennen zwar Hamilton geschlagen geben, hatte Rosberg an den Samstagen häufiger die Nase vorn. Das Qualifying-Duell 2014 entschied er mit 11 zu 7 Pole Positions für sich. "Das Ziel ist, das Qualifying so beizubehalten", sagte Rosberg. "Das ist eine wichtige Basis für mich, um darauf aufzubauen. Das gibt mir viel Hoffnung. Und dann muss ich mich in den Rennen einfach noch ein bisschen verbessern."